Die Stimme der Toten

Einem Forscherteam aus Großbritannien ist es erstmals gelungen, die Stimme einer altägyptischen Mumie zu rekonstruieren. Die Stimmrekonstruktion von Toten könnte dazu beitragen, Geschichte auf ganz neue Weise lebendig zu machen.

Längst vergangene Zeiten üben eine geheimnisvolle Faszination aus. Wir wissen nicht, wie die Menschen in diesen Zeiten dachten und lebten, doch wir können uns ihnen nähern. Seit Jahrhunderten erforschen Wissenschaftler die Kulturen und Schriften untergegangener Zivilisationen und versuchen, Geschichte lebendig zu machen.

Auch der Bereich der Gesichtsrekonstruktion spielt für das lebendige Empfinden von Geschichte eine große Rolle. Menschliche Schädel aus der Vergangenheit bekommen durch die Rekonstruktion ein Gesicht, berühmte Komponisten ebenso wie unbekannte Moorleichen oder der Neandertaler. Britische Wissenschaftler der Royal Holloway – University of London, der University of York und des Leeds Museums sind nun erstmals noch einen Schritt weiter gegangen: Sie haben die Stimme einer rund 3000 Jahre alten ägyptischen Mumie rekonstruiert.

Nesyamun, so der Name des Toten, war Priester. Er lebte zur Zeit der Regierung von Pharao Ramses XI. zwischen 1099 und 1069 vor unserer Zeitrechnung in Theben. Die Wissenschaftler scannten Nesyamuns gut erhaltenen Vokaltrakt und replizierten ihn mit einem 3D-Drucker. Durch dieses Replikat leiteten sie einen künstlich generierten Kehlkopflaut und erhielten so einen Vokallaut, der der Stimme von Nesyamun nach Aussage der Forscher sehr ähnlich ist.

Auf den ersten Blick mag das Erzeugen eines Vokallauts nichts Weltbewegendes sein, doch es ist erstaunlich, wie Nesyamun bereits durch diesen einen Laut einen äußerst lebendigen Eindruck hinterlässt. In Zukunft hoffen die Forscher, mit Hilfe von Computermodellen ganze Sätze in Nesyamuns Stimme produzieren zu können, vielleicht sogar Sätze, die der Priester im Tempel von Karnak tatsächlich gesprochen hat.

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