Verschwörungstheorien verbreiten sich schneller als das Coronavirus

Bereits als die ersten Meldungen aus China zum Coronavirus um die Welt gingen, war klar: Das Phänomen trägt alle Ingredienzien in sich, um die Verschwörungstheoretiker weltweit auf den Plan zu rufen und in eine fiebrige Erregung zu versetzen.

Weshalb heizen die Viren unsere Fantasie so stark an? Sie sind sehr klein, nicht sichtbar und nicht greifbar. Ihr Gefahrenpotential ist groß, und sie wirken unheimlich. Außerdem verbreiten sie sich schnell über die ganze Welt.

Im Vergleich zu manchen anderen Ereignissen, die die Bildung von Verschwörungstheorien begünstigen, gibt es beim Coronavirus eine Besonderheit: Es provoziert eine ganze Reihe von unterschiedlichen Erklärungsmustern.

Die verschiedenen Theorien, die in den letzten Wochen vor allem auf den sozialen Medien kursierten, entlarven die Verschwörungstheoretiker als fahrlässige Brandstifter. Ihre Kakaphonie an Theorien zeigt, dass sie sich alles aus den Fingern saugen und keine Belege für ihre Behauptungen vorweisen können. Wenn das neue Virus tatsächlich eine Verschwörung wäre, könnte diese entlarvt werden.

Das Virus aus dem Labor

Schauen wir uns ein paar Beispiele an. Die gängigste Version: Das Coronavirus stamme nicht von Kleintieren, sondern sei aus einem Labor entwichen. Diese Fake-News-Propaganda der Verschwörungstheoretiker ist bereits so erfolgreich, dass sie schon in den Köpfen eines beträchtlichen Teils der Bevölkerung steckt. Und zwar weltweit. Obwohl alle Experten eindeutig Tiere als Auslöser identifiziert haben.

Doch die Einigkeit der Verschwörungstheoretiker hört bei der Labortheorie auf. Die einen behaupten, die Amerikaner hätten das Virus entwickelt und in China gestreut, um dem Erzrivalen im Handelskrieg zu schaden. Andere erklären, diese Strategie habe das Reich der Mitte anwenden wollen, doch seien die Viren dummerweise aus dem Labor entwichen.

Noch schräger, ja hirnrissiger, ist die Version, Bill Gates und andere Milliardäre hätten das Virus gezüchtet, um mit Impfstoffen und Medikamenten Riesenprofite zu generieren. Ausgerechnet Bill Gates.

Ein bisschen Allgemeinbildung hätte gezeigt, dass seine Stiftung mehrere Milliarden in die Gesundheitsentwicklung in Schwellenländern investiert. Unter anderem in Impfprogramme und in die Erforschung von Impfstoffen.

Ähnliche Verschwörungstheorien kursierten schon bei SARS, der Vogel- und der Schweinegrippe. Rückblickend können wir erkennen, dass die damaligen Theorien und Prognosen der Verschwörungstheoretiker blindwütige Spekulationen und Fake News waren.

Donald Trump und das Coronavirus:

Außerdem: Verschwörungstheoretiker sind keine Fachleute. Sie haben kein Hintergrundwissen zu den Fällen und keine Insiderinformationen. Ihre Ideen entspringen aus einem einzigen Denkmuster: Alle Informationen, die Politiker und Wissenschafter von sich geben, werten sie in paranoider Manier reflexartig als Fake News. Wahr ist in ihren Augen dann meist das Gegenteil.

Verschwörungstheorien sind fast so ansteckend wie das Coronavirus

Der Fluch ist, dass Verschwörungstheorien fast so ansteckend sind wie das Coronavirus selbst. Es gibt also erstaunliche Parallelen zwischen den beiden unheimlichen Phänomenen.

Und was hat das Thema in einem Sektenblog zu suchen? Verschwörungstheoretiker bilden heute eine weltweite Community, die sektenhafte Züge aufweist. Sie vertritt mehrheitlich rechtsradikale Ideen, die die Qualität einer Ideologie und teilweise einer Ersatzreligion haben.

Die Gefahr, die von Verschwörungstheoretikern ausgeht, hat sogar Mark Zuckerberg erkannt. Er hat seine Mitarbeiter angewiesen, Verschwörungstheorien zum Coronavirus auf Facebook zu löschen.

Übernahme mit freundlicher Genehmigung von watson.ch.

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