Brasilien: Indigene zwischen Covid und Bolsonaro

Dass Jair Bolsonaro für den Schutz von Minderheiten nicht viel übrig hat, hat er nicht nur im Wahlkampf erklärt. Kaum im Präsidentenamt, wurden Schutzzonen indigener Gruppen aufgehoben, die Zerstörung ihres Lebensraumes, des Regenwaldes, wo nicht gefördert, zumindest gebilligt. Ein staatlicher Plan, um Indigene vor der Ansteckung und den Folgen von Covid-19 zu schützen, findet sich nicht. Mit einer weltweiten Kampagne unter dem Hashtag #ForaGarimpoForaCovid wehren sich nun die Yanomami und Ye'kwana.

Über vierzig indigene Gruppen leben in Brasilien. Einige von ihnen wünschen keinen Kontakt zu Personen von außerhalb, andere treiben Handel. Ihnen allen gemein ist die Bedrohung durch das neue Coronavirus und die Zerstörung ihres Lebensraumes durch illegale Goldsucher, Holzfäller und Viehfarmer. Eindringlich warnt die Gesellschaft für bedrohte Völker vor den Folgen der rücksichtslosen Politik Bolsonaros, die Regenwaldgebiete vor allem als Ressourcen sieht, um die Wirtschaft mittels Bergbau, Soja-Feldern für die Viehwirtschaft, Energiegewinnung aus Staudämmen und Holzschlag zu fördern und unkontaktierte Völker auch zum Kontakt zwingen möchte.

Mit den illegalen Holzfällern und Goldsuchern, die besonders während der Corona-Pandemie kaum mit Konsequenzen ihres Handelns rechnen müssen, kommt nicht nur Gewalt, Mord und Vertreibung zu Indigenen, sondern auch Covid-19 sickert in bisher verschonte Gebiete ein.

Einer der ersten an Covid-19 Verstorbenen war ein 15-jähriger Yanomami, der im Einfallgebiet der Goldsucher lebte.

Die indigenen Gruppen sind von Covid-19 in mehrfacher Hinsicht stark bedroht. Zum einen haben sie oftmals kaum oder erschwerten Zugang zu Gesundheitseinrichtungen und zum anderen sind sie eingeschleppten Keimen gegenüber hilflos ausgeliefert. Immer wieder haben Missionare oder andere Eindringlinge Krankheiten wie Malaria eingeschleppt, die hunderten Menschen das Leben kostete. Allein auf dem Gebiet der Yanomami befinden sich etwa 20.000 illegale Goldsucher, die 40 Prozent der Yanomami mit Covid-19 infizieren könnten. Unterstützt von Nichtregierungsorganisationen wie Survival, setzen sich die Yanomami, die bereits drei Tote durch Covid-19 zu beklagen haben, sowie die Ye'kwana nun gegen die mehrfache Bedrohung zur Wehr. Unter dem Hashtag #ForaGarimpoForaCovid schaffen sie Aufmerksamkeit für ihre Situation und suchen Unterstützung für eine Petition, die 100.000 Unterschriften erhalten soll. #ForaGarimpoForaCovid steht für "raus Garimpo, raus Covid". Garimpo steht dabei für die illegalen Goldsucher, die ihr Glück in eigentlich geschützten Regionen machen wollen. Mit den Unterschriften sollen Exekutive und Legislative zum Handeln aufgerufen werden, um der gnadenlosen Ausbeutung und der Gefährdung von Menschenleben ein Ende zu setzen.

Ein Eingreifen ist dringend nötig, hat doch Bolsonaro die Institutionen zum Schutz der Umwelt und indigener Völker wie die Fundação Nacional do Índio, kurz Funai. Immerhin hatte das oberste Gericht bereits die Kompetenzen zum Erlass von Schutzmaßnahmen an Bundesstaaten und Gemeinden übertragen, nachdem Präsident Bolsonaro, der Covid-19 als eine kleine Grippe bezeichnete, sich kaum um Maßnahmen zur Eindämmung der Krankheit kümmerte beziehungsweise diese noch zu behindern suchte und trotz abgebrochener Studien zur Einnahme des Malaria-Medikamentes Cloroquin rät.

Um Indigene wie zum Beispiel die Yanomami zu schützen, muss das Einsickern illegaler Holzfäller und Goldsucher sowie die Zerstörung durch Sojafarmer sofort unterbunden werden. Wer legal Gebiete indigener Gruppen betritt, muss auf Covid-19 getestet werden. Der Schutz auch beim Handel muss durch Aufklärung und Hygienemaßnahmen sowie eine verbesserte Gesundheitsversorgung gewährleistet werden.

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