Horst Seehofer möchte rassistische Tendenzen bei der Polizei nicht wissenschaftlich untersuchen lassen. Diese Haltung ist Symptom eines tiefliegenden Problems unserer Gesellschaft, für das es neben diesem viele weitere Anzeichen gibt. Rassismus ist auch heute noch allgegenwärtig und wird gelegentlich sogar von jenen gestützt, die offiziell dagegen vorgehen möchten. Ein Kommentar von Constantin Huber.
Es gibt Menschen, die wollen einfach partout keine strukturelle Benachteiligung sehen. Sei es beim Thema der Gleichberechtigung von Mann und Frau, bei der Integration von Immigranten oder aber beim jüngst medial breit aufgefächerten Thema der Gleichbehandlung von Menschen unterschiedlicher Hautfarben – um nur einige Beispiele zu nennen.
Die Beweggründe dafür können vielfältig sein. In Frage kommt etwa eine beschönigende Weltsicht, bei der die negativen Seiten unserer Gesellschaft geflissentlich ausgeklammert werden. Zuspitzen ließe sich diese Ansicht auf die Phrase, wonach "nicht sein kann, was nicht sein darf". Eine weitere Ursache ist, dass sich ein Teil dieser Menschen von bestimmten Gruppen insofern bedroht fühlt, als dass sie es als Gefahr betrachten, wenn Marginalisierte danach streben, nicht lediglich auf dem Papier, sondern auch real in der Gesellschaft die gleichen Rechte und Möglichkeiten wie alle anderen zu erhalten. Auch gibt es Menschen, die zwar durchaus gewillt wären, Missstände zu beheben, aber aufgrund ihrer bisherigen Erfahrungen im Leben schlicht (noch) nicht fähig sind, diese vollumfänglich kognitiv zu erfassen.
In einigen Fällen mag das ganz individuell eine Entschuldigung für bestimmtes Verhalten sein. In keinem Fall aber kann dies rechtfertigen, dass all jene progressiven Kräfte gehemmt werden, die dazu beitragen, dass langwierig erstrittene Normen (Frauen und Männer sollten gleichberechtigt sein, die Hautfarbe sollte im sozialen Leben keinen Unterschied machen und so weiter) aufgeweicht werden. Sämtliche Einstellungen, die nicht fähig oder willens sind, strukturelle Benachteiligungen zu erkennen, eint, dass sie in der Konsequenz dazu führen, dass es Menschen systematisch schlechter geht als unbedingt notwendig.
Politiker wie Friedrich Merz und Paul Ziemiak oder Kabarettisten wie Dieter Nuhr und Vince Ebert zeigen eindrücklich, wo hier das Problem liegt: in der vermeintlich "gemäßigten Mitte" der Gesellschaft werden Denkmuster bedient, die auch den äußersten rechten Rand stärken. Wenn Herr Merz und Herr Ziemiak behaupten, dass sie innerhalb der deutschen Polizei keinen strukturellen Rassismus erkennen könnten, wenn den Nationalsozialismus relativierende oder rassistische Bräuche verharmlosende Sätze von Herrn Nuhr reichweitenstark verbreitet werden oder Herr Ebert die Problematik kleinredet, indem er schreibt, dass er selbst noch nie Rassismus in seinem Umfeld erlebt habe, dann führt das vor allem zu einem: einer Manifestierung der Ausgrenzung von Marginalisierten und einem unnötig langen Überleben von Denkmustern, die besser heute denn morgen auf die ideologische Müllhalde der Geschichte verbannt werden sollten.
Wer sich seiner weißen Privilegien und der daraus resultierenden Missstände nicht bewusst werden mag, muss sich nicht wundern, wenn er oder sie in einigen Jahren die Welt nicht mehr versteht, weil ein Großteil der Gesellschaft anders denkt.
13 Kommentare
Kommentare
Wolfgang Graff am Permanenter Link
Menschen sind lernfähig, aber das Lernen braucht Zeit. Ich glaube, es wird noch lange dauern, bis wir die vorurteilsfreie Gesellschaft erreicht haben.
Ich bin auch der Meinung, dass der Begriff Rassismus , wenn man ihn weiterhin so überstrapaziert, kaum noch jemand beeindrucken wird. Vorurteile sind schon schlimm genug - auch ohne Klassifikation als Rassismus.
Rene Goeckel am Permanenter Link
Ein konkretes Beispiel wäre hilfreich gewesen. Mir geht es ähnlich wie Herrn Nuhr, ich habe in meinem Umfeld tatsächlich noch nie Rassismus beobachtet. Xenophobie ja, aber das sollte man nicht verwechseln.
Stefan P. am Permanenter Link
Meine volle Zustimmung zu diesem Artikel - zu allen genannten Aspekten eines fehlenden Verständnisses und der Verharmlosung von Rassismus in unserer Gesellschaft!
Zur Ablehnung einer wissenschaftlichen Untersuchung eines möglichen strukturellen Rassismus' bei der Polizei: Für diese Ablehnung habe ich noch von keiner Seite eine stichhaltigere Begründung gehört als eine wunschgemäße Vorwegnahme des Untersuchungsergebnis: Es handele sich um Einzelfälle.
Wenn die Polizei mit solcher Logik ihre sonstige kriminalistische Ermittlungsarbeit betreiben würde, wäre der Ertrag vermutlich unsere Steuergelder nicht wert.
Von Herrn Seehofer war als Begründung der Ablehnung auch zu hören: „Weder die Polizeigesetze des Bundes noch die einschlägigen Vorschriften und Erlasse erlauben eine solche Ungleichbehandlung von Personen.“
Ach so: Weil es verboten ist, gibt es das nicht. Nun, mit dieser Logik können wir konsequenterweise die Polizei selbst abschaffen, denn wir haben ja unsere Gesetzgebung.
Diese Fehlschlüsse sollten eigentlich gefundene Fressen sein gerade für Kabarettisten, die ihr vermeintliches Aufgeklärtheits-Monopol vor sich her tragen.
Doch ist es mir wichtig zu betonen: Die Polizei ist für mich kein Buhmann - ich wünsche mir eine Polizei, die als Teil der Exekutive Recht und Ordnung effizient durchsetzen kann und durchsetzt, und das ganz und gar auf der Basis des Grundgesetzes – alle Aspekte gleichermaßen wichtig!
David Z am Permanenter Link
"Meine volle Zustimmung zu diesem Artikel - zu allen genannten Aspekten eines fehlenden Verständnisses und der Verharmlosung von Rassismus in unserer Gesellschaft!"
Wer verharmlost Rassismus? Gibt es in unserer Gesellschaft, außer den üblichen Spinnern, Menschen, die Rassismus dufte finden?
"Für diese Ablehnung habe ich noch von keiner Seite eine stichhaltigere Begründung gehört als eine wunschgemäße Vorwegnahme des Untersuchungsergebnis: Es handele sich um Einzelfälle."
Das liegt womöglich daran, dass zunächst einmal die Behauptung begründet werden müsste. Das kennen Sie vielleicht aus der Religionskritik.
"Ach so: Weil es verboten ist, gibt es das nicht. "
Nö. Es bedeutet: Weil es verboten ist, gibt es bereits Prozesse, die die Aufklärung von Verstößen im Kontext von Diskriminierung und Ungleichbehandlung abdecken.
" ich wünsche mir eine Polizei, die als Teil der Exekutive Recht und Ordnung effizient durchsetzen kann und durchsetzt, und das ganz und gar auf der Basis des Grundgesetzes"
Wollen Sie behaupten allen ernstes behaupten, die deutsche Polizei würde nicht auf dem Boden des Grundgesetzes stehen? Müssen Sie da nicht selbst schmunzeln?
Apropo Grundgesetz: Wann organisieren Sie die nächste Demo gegen die Frauenquote? Eine strukturelle Diskriminierung aufgrund des Geschlechts ist Ihnen ja bestimmt zuwider.
Stefan P. am Permanenter Link
„Wollen Sie behaupten allen ernstes behaupten, die deutsche Polizei würde nicht auf dem Boden des Grundgesetzes stehen? Müssen Sie da nicht selbst schmunzeln?“
<--- Ich sprach von einer Polizei, von der ich mir wünsche, dass sie „als Teil der Exekutive Recht und Ordnung effizient durchsetzen kann und durchsetzt, und das ganz und gar auf der Basis des Grundgesetzes.“ Das trifft beispielsweise bei vielen der weiter unten zitierten Fälle nicht zu.
Schwer zu sagen, ob es überfahrende Polemik sein soll oder einfach nur ein bezeichnender Denkfehler ist: Sie scheinen auf Basis der naiven Annahme zu „argumentieren“, dass dadurch, dass die Institution Polizei im Grundgesetz verankert ist, Polizeibeamte mit ihrem wie auch immer gearteten Handeln im Dienst per Definition das Grundgesetz nicht verletzen können.
Auf jeden Fall ist es Ausdruck des tief verwurzelten und mitunter fatalen Denkens, dass Polizei grundsätzlich nicht auf der Seite des Unrechts stehen kann.
Hier nur als Denkanstoß ein Zitat von Wikipedia unter dem Stichwort „Grundgesetz“:
„Das Grundgesetz legt im Abschnitt „Grundrechte“ (Art. 1 bis Art. 19) fest, welche Rechte jeder Mensch (Menschenrechte oder Jedermannsrechte) und speziell jeder Staatsbürger (auch Bürgerrechte oder Deutschenrechte) gegenüber den Trägern der Hoheitsgewalt hat.“
„Das liegt womöglich daran, dass zunächst einmal die Behauptung begründet werden müsste. Das kennen Sie vielleicht aus der Religionskritik.“
<--- Die Forderung derjenigen, die eine wissenschaftliche Untersuchung ablehnen, lautet quasi: „Belegen Sie, dass es strukturellen Rassismus bei der Polizei gibt, dann stimmen wir einer Untersuchung zu, die strukturellen Rassismus bei der Polizei belegen kann.“
Es ist ein häufiges Argumentationsschema: Sagt man, es gibt ein grundsätzliches Problem, dann heißt es: „Das ist eine leere Behauptung, die muss erstmal belegt werden.“ Wenn man konkrete Fälle anführt, heißt es: „Das sind alles Einzelfälle, die keinesfalls verallgemeinert werden dürfen.“ Natürlich kann man so viele Einzelfälle anführen, wie man will (Sie sprechen davon, es müsse bereits jetzt „zahllose“ Beispiele geben) – es reicht nie. So passt ein Holzhammer immer, man kann sich endlos im Kreis drehen, statt sich dem unliebsamen Thema zu stellen.
Verdacht entsteht fast immer über konkrete „Einzelfälle“ - dass man bei solchen Missständen mit einem Schlag die ganze Struktur aufgedeckt im Panoramabild vor sich hat, passiert so gut wie nie, zumal es solche Strukturen nicht auf Aufdeckung anlegen. Dafür gibt es systematische Untersuchungen wie z.B. im Fall des Kindesmissbrauchs vom Lügte – da war es zunächst ein Verdächtiger, jetzt spricht man von 30.000...
Hier zum Thema rassistischer Polizeigewalt ein paar Namen zum Nachrecherchieren:
Aamir Ageeb, Achidi John, Laya-Alama Condé, William Tonou-Mbobda, Hussam Fadl, Rooble Warsame, Oury Jalloh, Amad Ahmad, Yaya Jabbi...
Es lohnt sich, da in die Tiefe zu gehen, da lernt man einiges „Unvorstellbare“, das überhaupt nicht zum „Schmunzeln“ (s.u.) ist - neben Rassismus und Korpsgeist in der Polizei auch über Vertuschung weit in die Justiz und Politik hinein – absolut alarmierend. Z.T. sind selbst bei diesen „Einzelfällen“ schon Personengruppen involviert und sind Ausschnitte von Strukturen erkennbar.
„Gibt es in unserer Gesellschaft, außer den üblichen Spinnern, Menschen, die Rassismus dufte finden?“
<--- Um seine Haltung trotz widersprechender Tatsachen nicht überdenken zu müssen, gibt es das Stilmittel, Fälle, die nicht ins eigene Bild passen, quasi aus der Betrachtung „herauszudefinieren“, indem man sie z.B. „den üblichen Spinnern“ zuschreibt - die laufen demnach wohl außer Konkurrenz? Hier müsste man dann allerdings schon von „den üblichen Spinner-Clustern im Staatsdienst“ sprechen...
Gegen beharrliches Ignorieren ist natürlich kein Kraut gewachsen. Zumindest für interessierte Leser aber noch zwei Links:
https://www.sueddeutsche.de/politik/rassismus-polizeigewalt-deutschland-1.4930521
Hier gibt es eine hörenswerte ausführliche Dokumentation des Falles Oury Jalloh:
https://www1.wdr.de/radio/wdr5/sendungen/tiefenblick/polizei-dessau-oury-jalloh-100.html
Auf Basis dessen, was an Wissen öffentlich zugänglich ist, eine unabhängige wissenschaftliche Untersuchung (um nicht mehr und nicht weniger geht es) abzulehnen, finde ich persönlich beschämend.
Längst haben sich Hinweise auf ein strukturelles Problem so weit verdichtet, dass nunmehr die EU-Kommission Deutschland eine Untersuchung empfiehlt und dass das Bundesjustizministerium entschiedenen Handlungsbedarf sieht. Bemerkenswert nach Jahren der Untätigkeit. Und auch Teile des Bundesinnenministeriums scheinen auf Konfrontation mit ihrem Chef diese Notwendigkeit zu sehen.
Sebastian Fiedler, Chef des Bundes Deutscher Kriminalbeamter, spricht angesichts von Seehofers Ablehnung einer solchen Untersuchung von einem „Bärendienst" für die Polizei.
In der zurückliegenden Woche schickte sich die Realität an, auch diesen Artikel schon wieder zu überholen. So schließt der hessische Innenminister Peter Beuth (CDU) mittlerweile öffentlich nicht mehr aus, dass es ein rechtes Netzwerk in der hessischen Landespolizei geben könnte, und es soll ein Sonderermittler zum Einsatz kommen.
„Nö. Es bedeutet: Weil es verboten ist, gibt es bereits Prozesse, die die Aufklärung von Verstößen im Kontext von Diskriminierung und Ungleichbehandlung abdecken.“
<--- Hierzu passt ein Statement des Polizeiforschers Rafael Behr im Zusammenhang mit den besagten aktuellen Entwicklungen in Hessen. Er sieht ein großes Problem bei der Aufklärung von Vorwürfen rechter Strukturen bei der Polizei in der "Mauer des Schweigens", die zur Polizeikultur gehöre. Er hofft deshalb auf ein Whistleblower-System, an das er aber klare Erwartungen hat: "Es darf kein Ombudsmann oder Polizeibeauftragter innerhalb der Struktur der Polizei sein."
Dass es sich immer noch nicht herumgesprochen hat, was man bekommt, wenn man Interessenskonflikte installiert...
In der Fleischindustrie etwa wollte man sich noch vor sehr kurzer Zeit der jetzt bekannten sozialen und hygienischen Probleme mit Einzelfallgerede entledigen – gewöhnt an „freiwillige Selbstverpflichtung der Industrie“, wohlwollendes politisches Augenverschließen, bereitwilliges Zugeben ausschließlich dessen, was bereits offenliegt. Jetzt endlich auf öffentlichen Druck im Zuge von Corona gibt es einen Bewusstseinswandel und die längst überfälligen unabhängigen Experten-Untersuchungen (wie diese Woche im Hygienebereich).
Um eins klar zu machen: Wenn eine unabhängige wissenschaftliche Untersuchung zu dem Ergebnis käme, es gäbe kein strukturelles Problem und es handele sich nur um Einzelfälle, würde ich das absolut akzeptieren, ja, es wäre mir wohler. Ich habe nicht das geringste Interesse an Polizei-Bashing.
Vielleicht könnte es dazu beitragen, meine Bedenken hinsichtlich „Einzelfällen“, Selbstkontrolle und Selbstaufarbeitung besser zu verstehen, wenn Sie einen Moment so tun, als ginge es hier um den Anfangsverdacht bei den Missbrauchsfällen in der Kirche...? Natürlich als zusätzliche Schikane mit der Vorgabe, mit nur einem Maß zu messen...
David Z am Permanenter Link
Vielen Dank für die ausführliche Antwort.
Das Argument „Grundgesetz“ hatten Sie ins Spiel gebracht, nicht ich. Bitte verzeihen Sie mir meine penible Differenzierung, den Unterschied zwischen „die Polizei“ als Institution einerseits und Menschen andererseits hervorzuheben. Ich halte diesen Unterschied für wichtig. Sie etwa nicht?
„Auf jeden Fall ist es Ausdruck des tief verwurzelten und mitunter fatalen Denkens, dass Polizei grundsätzlich nicht auf der Seite des Unrechts stehen kann.“
Ich sehe es anders herum: Ihre Position entspringt dem tief verwurzelten und mitunter fatalen Denkens, überall Rassismus und Nazis zu verorten, ohne sich auch nur ansatzweise an der Realität zu orientieren. Das erinnert doch sehr stark an die irrationale Jagd nach "Kommunisten" der McCarthy Ära.
„Die Forderung derjenigen, die eine wissenschaftliche Untersuchung ablehnen, lautet quasi: „Belegen Sie, dass es strukturellen Rassismus bei der Polizei gibt, dann stimmen wir einer Untersuchung zu, die strukturellen Rassismus bei der Polizei belegen kann.“
Nein. Sie lautet: Auf welchen Indizien basierend (die ja zahlreich und omnipräsent sein müssten, sonst sähe man keinen Handlungsbedarf) kommt man dazu, so etwas zu fordern? Zumal ähnliche Aufklärungsmechanismen ja bereits vorhanden sind. Und wer legt eigentlich die „wissenschaftliche“ Methodik fest, um so etwas Schwammiges wie „Rassismus“ zu erfassen und zu bewerten? Wer stellt sicher, dass es keine politische Auftragsarbeit wird, wie so oft? Mit der o.g. „Argumentation“ kann man übrigens alles rechtfertigen: Warum forscht keine Uni nach der Zahnfee? Wie sollen wir wissen, dass es keine Zahnfee gibt, wenn keiner danach forscht!
„Natürlich kann man so viele Einzelfälle anführen, wie man will ... – es reicht nie.“
Sie können nicht „viele“ Einzelfälle anführen. Es sind grade mal eine Handvoll über diverse Jahre. Und bei denen hat die Ermittlung noch nicht einmal Rassismus festgestellt. Und selbst wenn, wäre das zwar kritikwürdig, aber statistisch insignifikant.
„neben Rassismus und Korpsgeist in der Polizei auch über Vertuschung weit in die Justiz und Politik hinein – absolut alarmierend.“
Echt? Was ist da denn los? Gibt es etwa eine große Rassistenverschwörung zw Polizei, Justiz und Politik? Droht in Deutschland der Umsturz durch den Internationalen KKK?
Und wieder behaupten Sie frei heraus. Warum?
„Um seine Haltung trotz widersprechender Tatsachen nicht überdenken zu
müssen, gibt es das Stilmittel, …“
Es gibt noch ein anderes „Stilmittel“: Um seinen verlorengegangenen Fetisch zu ersetzten, erfindet man einfach einen neuen.
„Verdacht entsteht fast immer über konkrete „Einzelfälle“
Verdacht ja, aber nicht begründeter Verdacht. Begründeter Verdacht entsteht über die Häufung von „Einzelfällen“. Und diese Häufung von rassistisch motivierten Gewaltdelikten ist hier nicht ansatzweise zu erkennen. Im Gegensatz übrigens zur Kriminalitätsrate von Zuwanderern in bestimmten Deliktkategorien, wo sich der anfängliche Verdacht zunächst in den begründeten Verdacht und inzwischen zur Gewissheit gewandelt hat und damit eigentlich eine ziemlich grosse "wissenschaftliche" Untersuchung nach sich ziehen müsste.
„Auf Basis dessen, was an Wissen öffentlich zugänglich ist, eine unabhängige wissenschaftliche Untersuchung … abzulehnen, finde ich persönlich beschämend.“
Beschämend ist vielmehr, wenn Erwachsene behaupten, „wenig“ sei „viel“ und „unwissenschaftlich“ sei „wissenschaftlich“.
„Längst haben sich Hinweise auf ein strukturelles Problem so weit verdichtet, dass nunmehr die EU-Kommission … das Bundesjustizministerium … Teile des Bundesinnenministeriums … „
Das macht die unvernünftige Argumentation nicht besser. Im Gegenteil.
„Chef des Bundes Deutscher Kriminalbeamter, spricht angesichts von Seehofers Ablehnung einer solchen Untersuchung von einem „Bärendienst" für die Polizei.“
Ist doch klar, wenn man so dreist erpresst wird: Macht das oder wir sehen das als Eingeständnis an!
„So schließt der hessische Innenminister … mittlerweile öffentlich nicht mehr aus, …und es soll ein Sonderermittler zum Einsatz kommen.“
Warum vorverurteilen Sie hier erneut? Oder wissen Sie mehr? Im übrigen zeigt sich hier exemplarisch positiv, dass wir bereits Mechanismen haben, die gegen mögliche Dienstvergehen vorgehen können. Was wollen Sie denn noch`?
„Er hofft deshalb auf ein Whistleblower-System, an das er aber klare Erwartungen hat: "Es darf kein Ombudsmann oder Polizeibeauftragter innerhalb der Struktur der Polizei sein."
Ob es hier das genannte Problem gibt oder nicht, müsste man auswerten. Korpsgeist ist per se nicht schlecht. Und ein Denunziantensystem ist per se nicht gut.
„In der Fleischindustrie … wohlwollendes politisches Augenverschließen, bereitwilliges Zugeben ausschließlich dessen, was bereits offenliegt.“
Das ist der Punkt. Es lag eben bisher nicht „offen“. Zu Handeln, wenn ausreichende Erkenntnisse vorliegen ist erwachsen rational. Nur aufgrund von Mutmaßungen zu handeln, ist infantile irrationale Denke, selbst dann, wenn das Ergebnis einem später Recht geben sollte.
„Ich habe nicht das geringste Interesse an Polizei-Bashing.“
Warum fordern Sie dann nicht auch eine wissenschaftliche Untersuchung zum Thema Mobbing bei der Polizei? Oder Diebstahl? Oder Korruption? Oder Clanverflechtungen? Oder Einflussnahme von Parteien? Oder oder oder… Bei diesen Themen ist die Indizienlage sogar wesentlich eindeutiger, weil es Handlungen sind und nicht Gedanken. Und warum eigentlich nur die Polizei? Lasst uns doch auch mal die anderen Behörden untersuchen! Hey, lasst uns doch gleich noch alle Parteien mit untersuchen! Ach was, lasst uns doch jeden einzelnen Bürger "wissenschaftlich" untersuchen! Ich freu mich schon auf die neue Gedankenpolizei.
„Vielleicht … einen Moment so tun, als ginge es hier um den Anfangsverdacht bei den Missbrauchsfällen in der Kirche...?“
Missbrauch ist ein physischer Vorgang. Rassismus ein kognitiver. Von daher ist die Beweislage wesentlich einfacher. Und selbst wenn wir die Analogie grade rücken und von Polizeigewalt sprechen, wäre ein Pauschalurteil gegen die Kirche abzulehnen, wenn nur wenig Indizien vorlägen.
Kurzum:
Ich kann nicht nachvollziehen, wie Sie aus Einzelfällen (ja, es SIND faktisch Einzelfälle) von möglicher Polizeigewalt auf strukturellen Rassismus schließen können, grade so, als ob Polizeigewalt alltäglich wäre und der KKK sich in unseren Polizeibehörden breitmachen würde. Einer Polizei, die weltweit mit die „softeste“ ist und nachweislich nahe am Bürger steht, so etwas anzudichten, halte ich nach wie vor für komplett daneben.
Gibt es Rassismus in der Polizei? Vereinzelt bestimmt. So wie es ihn und andere unsägliche menschliche Defizite wie Diebstahl, Korruption und Mobbing überall in der Gesellschaft gibt. Weltweit. Deshalb haben wir zurecht Mechanismen implementiert, die diese Vorgänge eindämmen und weitestgehend unter Kontrolle halten. Die geschilderten Einzelfälle von möglicher Polizeigewalt zB wurden von entsprechenden Stellen untersucht und, wo notwendig, mit Konsequenzen belegt. Gibt es hier möglicherweise GRUNDSÄTZLICHEN Verbesserungsbedarf. Vielleicht. Aber ganz bestimmt nicht singulär auf einem Gebiet, und dann noch auf einem kognitiven.
Der pauschale Rassismusvorwurf geht mir daher klar zu weit. Er ist unsachlich, unfair und in gewisser Weise auch destruktiv. Zudem ist er auch noch unwissenschaftlich: Wie lautet bitte die Falsifikation? Aus der Religionskritik kennen wir den Spruch: Extraordinary claims require extraordinary evidence. Der gilt hier auch. Um so mehr, weil Realität.
David Z am Permanenter Link
Ich hätte da ein paar Fragen und Anmerkungen.
"Rassismus ist auch in Deutschland ein riesiges Problem"
=> Woher wollen Sie das wissen? Woran machen Sie das fest?
"Diese Haltung ist Symptom eines tiefliegenden Problems unserer Gesellschaft, für das es neben diesem viele weitere Anzeichen gibt."
=> Warum sollte das Ablehnen von Unfug Rassismus sein? Welche "Anzeichen" meinen Sie?
"Rassismus ist auch heute noch allgegenwärtig und wird gelegentlich sogar von jenen gestützt, die offiziell dagegen vorgehen möchten."
=> Woher wollen Sie wissen, ob etwas "allgegenwärtig" ist? Wenn etwas "allgegenwärtig" ist, dann dürften ja überall zahllose Beispiele als Fakten zu nennen sein. Und wie wollen Sie eigentlich wissen, was Menschen "inoffiziell" stützen, wenn es doch nicht "offiziell" ist?
"Es gibt Menschen, die wollen einfach partout keine strukturelle Benachteiligung sehen."
=> Zudem gibt es aber auch Menschen, die wollen keine strukturellen Benachteiligungen sehen und weil es diese nicht gibt, erfinden sie diese, um anschließend sagen zu können, dass sie diese nicht sehen wollen. Lustig, oder?
"Sei es beim Thema der Gleichberechtigung von Mann und Frau, bei der Integration von Immigranten oder aber beim jüngst medial breit aufgefächerten Thema der Gleichbehandlung von Menschen unterschiedlicher Hautfarben – um nur einige Beispiele zu nennen."
=> Wo bitte gibt es hier strukturelle Ungleichbehandlung? Moment, eine klare strukturelle Ungleichbehandlung fällt mir da ein: Die Frauenquote. Das ist tatsächlich eine strukturelle Ungleichheit und de facto eine strukturelle Diskriminierung des männlichen Geschlechts. Wann organisieren Sie die nächste Demo gegen die Frauenquote?
"Zuspitzen ließe sich diese Ansicht auf die Phrase, wonach "nicht sein kann, was nicht sein darf"."
=> Ist es nicht vielmehr so: Strukturelle Gleichheit darf es für Sie nicht geben, denn kann hätten Sie nichts zum empören?
"In keinem Fall aber kann dies rechtfertigen, dass all jene progressiven Kräfte gehemmt werden, die dazu beitragen, dass langwierig erstrittene Normen (Frauen und Männer sollten gleichberechtigt sein, die Hautfarbe sollte im sozialen Leben keinen Unterschied machen und so weiter) aufgeweicht werden."
=> Was reden Sie da von Aufweichung? Fakt ist, dass sich die Gleichberechtigung in den westlichen Gesellschaften kontinuierlich verbessert, seit Jahrzehnten. Uns ging es noch nie so gut wie heute, finanziell wie auch in Bezug zur Dimension Freiheit und Gleichberechtigung.
"Sämtliche Einstellungen, die nicht fähig oder willens sind, strukturelle Benachteiligungen zu erkennen, eint, dass sie in der Konsequenz dazu führen, dass es Menschen systematisch schlechter geht als unbedingt notwendig."
=> Genau. Wie jene "progressiven" Kräfte, die Frauenquoten einführen und damit faktische eine strukturelle Diskriminierung der Männer schaffen. Oder die gesellschaftsspaltenden BLM Demos in den USA, die zu Toten, Verletzten und enormen Sachschäden geführt haben - also das exakte Gegenteil von Leidvermeidung.
"Politiker wie Friedrich Merz und Paul Ziemiak oder Kabarettisten wie Dieter Nuhr und Vince Ebert zeigen eindrücklich, wo hier das Problem liegt: in der vermeintlich "gemäßigten Mitte" der Gesellschaft werden Denkmuster bedient, die auch den äußersten rechten Rand stärken. "
=> Es geht Ihnen also nicht um richtig oder falsch, um wahr oder unwahr, sondern alleine darum, den politischen Gegner nicht zu stärken? Meinen Sie nicht, dass das für einen Humanisten ziemlich flach gedacht ist?
"... dann führt das vor allem zu einem: einer Manifestierung der Ausgrenzung von Marginalisierten und einem unnötig langen Überleben von Denkmustern, die besser heute denn morgen auf die ideologische Müllhalde der Geschichte verbannt werden sollten."
=> Nein. Es führt zunächst einmal zu der Ablehnung einer unbewiesenen Behauptung. Das kennen Sie vielleicht aus der Religionskritik. Glauben Sie, dass Sie immer Recht haben?
"Wer sich seiner weißen Privilegien und der daraus resultierenden Missstände nicht bewusst werden mag, muss sich nicht wundern, wenn er oder sie in einigen Jahren die Welt nicht mehr versteht, weil ein Großteil der Gesellschaft anders denkt."
=> Was ist das, "weiße Privilegien"? Wo kann ich die beantragen? Sie meinen hoffentlich nicht das Privileg, Steuern zahlen zu dürfen und damit einen Großteil der vermeintlich oder tatsächlich Benachteiligten zu unterstützen...
DerZeus am Permanenter Link
Hey David,
so viele Fragen, die eigentlich aufzeigen, dass du dich mit den Themen Rassismus, Rassismusforschung, Rassismuskritik etc. noch nicht einmal ansatzweise beschäftigt hast.
Für uns Weiße Männer gibt es da eine sehr aufschlussreiche Lektüre. Lohnt sich mal zu lesen! "EXIT RACISM" von Tupoka Ogette: www.exitracism.de
...also wenn du wirklich die Fragen beantwortet wissen willst. Your choice!
Dein Zeus
David Z am Permanenter Link
Schade dass du auf meine Fragen nicht eingehst, wo du doch anscheinend weisst, wo es lang geht.
Du klassifizierst dich nach der Hautfarbe. Mir ist Hautfarbe, die eigene wie die der anderen, egal. Wer ist jetzt der Rassist?
Den link habe ich mir selbstverständlich angeschaut, bin mir aber nicht sicher, was du mit jemandem, der "Rassismus" zum Geschäftsmodell gemacht hat, ausdrücken möchtest.
Esiberto am Permanenter Link
Mit dem Begriff "Rassismus" kann dieser Tage alles und nichts gemeint sein. Ich würde sehr viel lieber auf den allgemeineren und passenderen Begriff der Diskriminierung zurückgehen.
https://save-society.org/home/was-ist-diskriminierung/?gclid=EAIaIQobChMIo729hs_E6gIVkaZ3Ch1nYwvYEAAYASAAEgJnt_D_BwE
Jeder Mensch überall auf der Welt definiert, letztlich auch in Abgrenzung und Zuordnung zu etwas, seine Identität.
Die oben genannten Unterschiede allein sollten keine Diskriminierung auslösen, das wäre wünschenswert, aber sozial unangemessenes (entsprechend dem allgemeinen Konsens dieser Gesellschaft) oder gar aggressives Verhalten umso deutlicher.
Bei dem so oft verteufelten Begriff "Vorurteil" wird oft verkannt, dass in bestimmten Situationen Wahrscheinlichkeiten abgewogen werden, die oftmals auch durch zahlreiche, eigene Erfahrungen gut begründet sind. Mustererkennung und Anpassung von Verhalten zur Reduzierung von Gefahren halte ich nicht für einen Fehler (oder gar rassistisch). Eine Gruppe älterer Damen auf Butterfahrt halte ich persönlich jedenfalls aus guten Gründen für weniger gefahrvoll, als eine gleich große Gruppe betrunkener Hooligans (obwohl speziell diese Gruppe vielleicht total nett und friedfertig sein könnte). Ich bin sehr sicher, dass Polizisten in ganz besonders hohem Maß durch diese Mustererkennung geprägt sind, sonst wäre Polizeiarbeit ziemlich wirkungslos. Wer im Berliner Görlitzer Park regelmäßig vor allem Omis mit ihren Enkelkindern auf Drogen untersucht, sollte den Job wechseln. Auch die Belegung von Frauenhäusern und Gefängnissen halte ich nicht für die Folge einer rassistischen Polizei.
Fragen Sie mal junge Frauen, die spät abends, oder früh morgens noch unterwegs sind, ob sie eine Gemeinsamkeit erkennen können bei den Menschen, von denen sie besonders häufig und besonders unangenehm belästigt werden. (Möge jeder im eigenen Bekanntenkreis eine Antwort finden) Diese Art der Belästigung wäre ein durchaus aggressives Verhalten, was unter bestimmten Umständen als rassistisch gewertet werden würde, unter den oben beschriebenen aber regelmäßig als vernachlässigbar hingenommen wird. (Je nach Konstellation, wird gar die Benennung der Täter als „Rassismus“ bezeichnet)
Es darf niemals darauf ankommen, wer etwas tut, sondern was er tut. Darüber sollte offener und ideologiefrei Debattiert werden. Und das muss mit wirkungsvollem, nicht zwingend gleichem Maß sanktioniert werden.
Dann, und nur dann, sehe ich eine Chance
Thomas Baader am Permanenter Link
"Wer sich seiner weißen Privilegien"
Harald Specht am Permanenter Link
Was der Autor nicht versteht:
Was er außerdem übersieht: Ist der Rassismus "strukturell", kann man als Einzelperson immer eine rassistische Verhaltensweise mit der Struktur entschuldigen (siehe Monty Python's Sketch: "I confess, but society is to blame."). Daß daher die Annahme eines "strukturellen" Rassismus genau diesem "Verantwortungsabschiebe-Mechanismus" nur Vorschub leistet und damit letztendlich rechtfertigt.
Das kann nicht im Sinne des Autors sein - er sollte sich daher um eine sinnreichere Argumentation bemühen.
Was diese "Polizei-Rassismus-Studie" angeht: Es wäre wohl geschickter von Seehofer gewesen, diese Studie durchführen zu lassen. Aber was würde geschehen, wenn die Studie (vorausgesetzt, sie wäre überhaupt technisch machbar) nun ein negatives Ergebnis brächte? Ich bin mir ziemlich sicher, damit wäre das lange nicht vom Tisch - stattdessen würden die Ergebnisse angezweifelt werden.
David Z am Permanenter Link
Gute Gedanken.
Ihre letzte Frage habe ich mir auch schon gestellt. Meine Einschätzung: Ein negatives Untersuchungsergebnis wäre von vorne herein ausgeschlossen. Die Ankläger sind nicht an der Wahrheit interessiert und würden Mittel und Wege finden, die "wissenschaftliche" Untersuchung zum Wunschergebnis zu führen.