OBERWESEL. (hpd/gbs) Auf der Internationalen Konferenz "Give Peace A Chance: Säkularismus und globale Konflikte" im Mai dieses Jahres hielt Michael Schmidt-Salomon einen Vortrag mit dem Titel "Säkularismus ist die Lösung! – Über Religion und Gewalt". Die heutige Veröffentlichung des Vortragstextes auf der Website der Giordano-Bruno-Stiftung nahm der GBS-Sprecher zum Anlass, um zur aktuellen Flüchtlingsdebatte Stellung zu beziehen.
In seinem Vortrag hatte Schmidt-Salomon dargelegt, dass es "ohne säkulare Gesellschaftsnormen, ohne konsequente Trennung von Staat und Religion, nirgends Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit" geben könne. Damals sei er zwar nicht explizit auf den Umgang mit Flüchtlingen eingegangen, erklärte der GBS-Sprecher, die Konsequenzen würden jedoch auf der Hand liegen: "Die aktuellen Debatten haben vor Augen geführt, dass Europa ein klareres säkulares Profil benötigt, um politisch nicht auseinanderzubrechen und zu einem menschenwürdigen Umgang mit Männern, Frauen und Kindern zu finden, die in höchster Not zu uns flüchten."
Scharf ging Schmidt-Salomon dabei mit dem rechts-konservativen ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán ins Gericht, der die massive Abschreckungspolitik seines Landes gegenüber den Flüchtlingen als Maßnahme zur Stabilisierung der "christlichen Kultur Europas" ausgewiesen hatte. "Offenkundig hat Orbán keine Ahnung von den Wurzeln der europäischen Kultur!", sagte Schmidt-Salomon. "Denn es ist völlig klar, dass die Freiheiten, die wir heute in Europa genießen, nicht auf 'christlichen Werten' beruhen, sondern auf der fast vollständigen Emanzipation von diesen Werten."
Eine "falsche, ideologische Identitätspolitik" verschärft Gruppenkonflikte
Der GBS-Sprecher verwies in diesem Zusammenhang auf die im Juni erschienene Stiftungsbroschüre "Die Legende vom christlichen Abendland" sowie die Vorgängerbroschüre "Selbstbestimmung statt Gruppenzwang – Gegen Islamismus UND Fremdenfeindlichkeit", die von der Giordano-Bruno-Stiftung "nicht zuletzt auch im Hinblick auf die zu erwartenden Flüchtlingsströme herausgebracht wurden": "Beide Broschüren kritisieren eine falsche, eine ideologische Identitätspolitik, die Menschen unzulässig über einen Kamm schert, abstrakte Feindbilder aufbaut und dadurch die Gefahr religiöser oder ethnischer Gruppenkonflikte erhöht. Was wir heute brauchen, ist eine Politik, die solche Gruppennormierungen durchbricht, die den einzelnen Menschen fokussiert – nicht seine Herkunft. Wir brauchen eine Politik, die althergebrachte Ressentiments überwindet und sich an den säkularen Traditionen orientiert, die Europa wirklich stark gemacht haben, nämlich die Leitideen von Humanismus und Aufklärung."
Der Vortragstext von Michael Schmidt-Salomon vom Mai 2015, der die Notwendigkeit einer säkularistischen Positionierung herausstellte, steht zum Download zur Verfügung. Zudem können die PDF-Versionen der angesprochenen Stiftungsbroschüren direkt heruntergeladen werden:
Broschüre "Selbstbestimmung statt Gruppenzwang – Gegen Islamismus UND Fremdenfeindlichkeit" (Dezember 2014)
Broschüre "Die Legende vom christlichen Abendland" (Juni 2015)
Sollte dies beherzigt werden, meinte Schmidt-Salomon, könnte der Zustrom von Migranten letztlich sogar zu einer Stärkung statt zu einer Schwächung des säkularen Profils Europas führen: "Es sollte klar sein, dass es zutiefst unmenschlich ist, Flüchtlinge durch Nato-Stacheldraht, unwürdige Unterbringung und unzureichende Versorgung abzuschrecken. Solche Maßnahmen, wie sie derzeit vor allem in Osteuropa ergriffen werden, sind durch nichts zu legitimieren! Legitim und politisch sinnvoll wäre es aber, wenn Europa – und hier: insbesondere das als Flüchtlingsziel besonders beliebte Deutschland – seine Säkularität sehr viel deutlicher nach Außen kommunizieren würde. Flüchtlingen sollte schon vor der Einreise klar sein, dass Europa (bzw. Deutschland) dem Prinzip der offenen Gesellschaft folgt, dass sich die Religionen hier dem Gesetz unterordnen müssen, dass Männer und Frauen, heterosexuelle und homosexuelle Menschen gleiche Rechte besitzen, dass Kinder nicht geschlagen werden dürfen und die Verehrung des Propheten Mohammed bzw. des christlichen Messias kein höheres soziales Ansehen genießt als etwa die Verehrung von Borussia Dortmund, Monty Python oder Dolly Buster! Wer partout nicht will, dass seine Kinder in einer solch freien Gesellschaft aufwachsen, wird sein Exil freiwillig außerhalb Europas suchen. Wer hingegen für sich und seine Angehörigen einen solchen Ort der Freiheit sucht, den sollten die Europäer – nicht nur aus Gründen der Humanität, sondern auch im eigenen Interesse angesichts der drohenden Überalterung der europäischen Nationen – mit offenen Armen empfangen und ihm schnellstmöglich alle Möglichkeiten der gesellschaftlichen Teilhabe eröffnen.“
Bodo Ramelows Reaktionen auf die Tumulte in Suhl waren "grotesk und unverantwortlich"
Als "völlig grotesk und politisch unverantwortlich" bezeichnete Schmidt-Salomon in diesem Zusammenhang die Reaktionen des thüringischen Ministerpräsidenten Bodo Ramelow (LINKE) auf die Ereignisse im Flüchtlingslager Suhl. Vor einem Monat hatten dort zwanzig muslimische Flüchtlinge versucht, einen von den Taliban geflohenen Mann aus Afghanistan zu lynchen, nachdem bekannt geworden war, dass dieser angeblich Seiten aus dem Koran die Toilette heruntergespült hatte. In einem Tagesschau-Interview hatte Ramelow den Vorfall folgendermaßen kommentiert: "Es gibt kein Recht, einen Koran zu zerreißen und in eine Toilette zu schmeißen. Es gibt kein Recht, die Bibel zu beschmutzen. Es gibt aber auch kein Recht, dass der, der sich verletzt fühlt, meint, er könnte einfach den anderen lynchen."
"Von deutschen Politikern bin ich ja einigen Kummer gewohnt", erklärte Schmidt-Salomon dazu, "dennoch hätte ich beim besten Willen nicht damit gerechnet, dass ein Ministerpräsident –und dann auch noch ausgerechnet ein nomineller Linker! – im Fernsehen das 'Beschmutzen' eines religiösen Textes mit einem versuchten Lynchmord gleichsetzt! Eigentlich hätte Ramelow nach dieser katastrophalen Entgleisung sofort zurücktreten müssen! Denn selbstverständlich ist es das gute Recht eines jeden Menschen in Deutschland, mit dem Koran oder der Bibel das zu tun, was er tun möchte – zumindest, sofern ihm das jeweilige Buch gehört. Will er den Koran entsorgen, sollte er dafür wohl eher die Papiertonne benutzen als die Toilette, aber auch Letzteres ist natürlich nicht verboten. Ebenso wenig ist es verboten, Koran oder Bibel real oder virtuell, indem man sich über die vermeintlich 'Heiligen Schriften' lustig macht, zu beschmutzen. All dies ist in einer freien Gesellschaft aus guten Gründen nicht nur erlaubt, es wird von guten Kabarettisten, Cartoonisten, Künstlern, die sich einigermaßen am Puls der Zeit befinden, sogar erwartet! Ganz und gar nicht erlaubt ist es aber, Gewalt anzuwenden, weil man sich in seinen 'religiösen Gefühlen' verletzt fühlt. Indem Ramelow die Grenze zwischen Erlaubtem und Verbotenem verwischte, beschädigte er das säkulare Profil unserer Gesellschaft und schuf eine unschöne Rechtfertigung für künftige Gewalttaten. Militante Islamisten werden durch derartige Stellungnahmen ganz gewiss nicht abgeschreckt, nach Deutschland zu kommen, man lädt sie vielmehr dazu ein, die Grenzen des Rechtsstaates auszureizen."
Weitere GBS-Stellungnahmen zum Flüchtlingsproblem folgen
Zu den Ursachen der Flüchtlingskrise und den schwerwiegenden Problemen ihrer Bewältigung wird die Giordano-Bruno-Stiftung in den kommenden Wochen und Monaten Stellung beziehen.
Pressemitteilung der Giordano-Bruno-Stiftung
66 Kommentare
Kommentare
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Eine sehr wichtige Stellungnahme von MSS.
In der Tat könnten sich säkular denkende Menschen in den Krisengebieten, die genau wegen der religiösen und damit dualistischen Orientierung dieser Länder fliehen müssen, von einem wirklich säkularen Europa angezogen fühlen. Islamistisch denkende Zeitgenossen könnte dies abschrecken, wenn sich hier eine offene Gesellschaft durchsetzt.
Eine Umwidmung des Reli-Unterrichts (1,6 Mrd. Euro/Jahr) in Deutschunterricht für Flüchtlinge könnte sich auch positiv auf die Integration auswirken.
Nur Monty Python sollte ein wenig mehr verehrt werden, als der genannte Rest...
Oskar Degen am Permanenter Link
Tatsächlich könnte man darüber streiten, ob ein klares säkulares Profil EUropas Flüchtlinge anzieht oder eher abhält, es wirkt sich aber mit Sicherheit auf das Verhalten im Zielland aus und da kann ich MSS nur zustimm
Franz Gillinger am Permanenter Link
Enorm wichtig, noch wichtiger geht gar nicht.....
Unrumpf am Permanenter Link
Ich glaube nicht das die Religion das Problem ist. Der 2. Weltkrieg ist ja auch nicht wegen Religion geführt worden. Ich glaube das Kernproblem ist der Mensch selbst. Bestimmte Umstände machen Menschen zu Faschisten.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Lieber Unrumpf,
Sie schrieben
"Ich glaube nicht das die Religion das Problem ist."
und führen dann im Folgenden Ihre eigene Aussage ad absurdum. Gäbe es keine (monotheistische) Religion, welches Problem gäbe es dann? Wenn es keine Muslime gäbe, welches Schild hinge dann an den von Ihnen beobachteten malaysischen Hotels?
Dragan Pavlovic hat dies nicht nur in dem Kommentar weiter unten aus eigener Erfahrung deutlich gemacht, dass die religiösen Trennlinien in jeder Gesellschaft stärker wirken, als die ethnischen. Sicher ist Dualismus schlecht für eine Gesellschaft, ob aus religiösen oder ethnischen Gründen. Doch während die Ethnie angeboren ist, ist die Religion anerzogen. Erstes ist also unvermeidbar, zweites kann durch Vernunft vermieden werden.
War das nicht in Deutschland mindestens bis in die 50er-Jahre (auch darüber hinaus, je nach Landstrich bis heute) so, dass es für einen Bayern leichter war eine Baden-Württembergerin zu heiraten, als für einen Katholiken eine Protestantin aus dem gleichen Dorf. Selbst meine Eltern waren von dem ganzen Konversions-Hickhack noch betroffen, der an Lächerlichkeit nicht zu überbieten ist.
Das waren jedoch nur zwei spinnefeinde Konfessionen, die ihre Ökumene irgendwie nicht richtig auf die Reihe kriegen. Wie viel komplexer ist die Welt geworden, seit wir eine weitere "Weltreligion" bei uns haben, die ebenfalls felsenfest davon überzeugt ist, als einzige die Wahrheit zu besitzen? Ein völlig unbegründeter Hochmut ist die Folge und ein Dasein als beleidigte Dauerwurst, wenn man nicht respektvoll genug behandelt wird.
Europa sollte deutlich machen (nachdem dies im internen Disput geklärt ist), dass Demokratie bedeutet, dass alle Menschen weltweit gleiche Rechte genießen. Die Ethnie spielt keine Rolle und Religion MUSS im Privaten bleiben. Erstes, weil niemand etwas für seine Herkunft kann und aus ihr auch kein objektiver Nachteil abgeleitet werden kann. Das Zweite muss so gehandhabt werden, weil jede provokante Zuschaustellung von Religion andere Religionsangehörige verletzten könnte. Es geht hierbei nicht um die Absicht, sondern um den Effekt.
Nur ein wahrhaft säkulares Europa ohne Kruzifixe, Kopftücher und öffentliche Religion wird Streitigkeiten wegen Religion vermeiden können. Die, die ohne Glauben nicht auskommen können, sollten dies mit sich und ihrem "Gott" ausmachen. Sie können natürlich auch die Vereinshäuser ihrer Religion besuchen und mit den Fachleuten ihres jeweiligen "Gottes" darüber sprechen. Das ist ja jedem völlig unbenommen.
Deshalb trete ich ein für die Abschaffung jeglichen Religionsunterrichts an öffentlichen Schulen und gegen jede Einflussnahme von Religionsvertretern auf unmündige Kinder (inklusive steuerrechtlich relevanter Taufen und lebenslang wirkender Beschneidungen).
Religion ist ein sogar in sich selbst inkonsistentes Phantasiegebilde, dass gleichberechtig neben anderen Phantasiegebilden wie der Welt Harry Potters oder des Herrn der Ringe steht. Nicht mehr und nicht weniger.
Entsprechend müssen alle staatlichen Fördermittel auf das Maß reduziert werden, mit dem der Staat "Harry Potter-" oder "Herr der Ringe-Vereine" unterstützt.
Anstatt aber diese einsparbaren Gelder in die Förderung unserer Flüchtlinge zu investieren, muss z.B. ein Deutsch- und Englischlehrer (wie neulich bei Maischberger) gerichtlich dafür kämpfen, weiter arbeiten zu dürfen. Genauso solche hochmotivierten Lehrer braucht jedoch das Land. Viele Flüchtlinge können Englisch und wollen Deutsch lernen. Stattdessen gibt es monatelang keine Sprachkurse, weil kein Personal und kein Geld da ist.
Warum bieten Kirchen nicht an, den Religionsunterricht (1,6 Mrd. Euro/Jahr) auszusetzen und die freien Kapazitäten den Flüchtlingen zugute kommen zu lassen?
Manchmal träume ich - wie John Lennon - von einer Welt ohne Religion. In dieser gäbe es gewiss noch viele Probleme, aber diese unnötigen, die uns Religion aufhalst, gewiss nicht...
Jutta Ahrens am Permanenter Link
Danke für diesen Kommentar. Dem habe ich nichts hinzuzufügen.
Franz Gillinger am Permanenter Link
Es würden andere Probleme geschaffen, und viele bestehende nicht gelöst, in einer Welt ohne Religion...
Franz Gillinger am Permanenter Link
Na ja, das habe ich auch schon oft gehört - Harry Potter usw. Das ist die Billigvariante.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Sie kennen doch sicher den Satz "Verbotene Früchte schmecken am besten!" Deshalb ist es ein Fehler, Religion verbieten zu wollen.
Und nach dem Ende des Drucks werden die bis dato Unterdrückten Aufwind bekommen und ihr altes Terrain wieder besetzen wollen. Schließlich geht es um Macht und Geld. Was sonst?
Deshalb bin ich dafür, Religion durch Aufklärung im Staub der Geschichte verschwinden zu lassen, so wie Monarchie in Deutschland ausgestorben ist - auch wenn der eine oder andere Bayer vielleicht seinen "Kini" gerne wiederhätte. Irgendwann wird auch der Nationalismus in den Köpfen absterben und selbstverständlich (wir sind mitten in dem Prozess, bald ist Halbzeit) auch die Religion. Dies geschieht immer dann, wenn die Bürger sehen, dass sie es ohne althergebrachten Firlefanz besser haben. Dass ist ein einfacher Mechanismus. Schließlich löst Religion kein einziges der aktuellen Weltprobleme, sie ist aber in vielen Fällen die offen sichtbare Ursache. Ihre "Pakete" am Hauptbahnhof helfen da nicht wirklich weiter.
Deshalb wollen Humanisten nicht verbieten, sondern aufklären. Aber träumen Sie nur schön weiter von einem Comeback der Religion - Sie sind ja gewohnt, sich mit falschen Hoffnungen zufrieden zu geben...
David am Permanenter Link
Ein paar Punkte sehe ich anders.
"Der 2. Weltkrieg ist ja auch nicht wegen Religion geführt worden."
Ich denke, man kann die Ideologie des Nationalsozialismus mit guten Argumenten auch als "Religion" ansehen.
" Nationalismus oder Patriotismus an sich ist überhaupt nicht schlimm. Stolz auf Deutschland zu sein ist ein Ausdruck einer nationalistischen Religion."
Das hat mich schon immer irritiert. Warum sollte man auf etwas stolz sein, was man nicht selbst geleistet hat? Der Übergang von Patriotismus zu aggressivem Nationalismus scheint mir fliessend, das Grundelement das gleiche. Man sollte beides kritisch sehen, auch oder vielleicht grade weil es die archaischen Bedürfnisse des Abgrenzens ("wir gegen sie") bedient.
Dass bei radikalen Muslimen oft auch der "Stolz" auf die Religion mitwirkt, verdeutlicht das Problem nicht nur in dieser Spielart.
"es keine interreligiösen Vermählungen mit Muslimen gibt ohne das ein Partner konvertieren muss"
Da bin ich ganz bei Ihnen. Ich halte dies für DAS Kennzeichen der Integration. Solange interreligiöse Heiraten als Problem gesehen werden, ist derjenige definitiv nicht in Europa angekommen und verbleibt verhaftet in einer Parallelgesellschaft.
"Das gilt aber auch für das Christentum und den Atheismus."
Man kann nicht alles relativieren. Es gibt durchaus Sachverhalt, die "höhergestellt" sind als andere. Die westlichen Menschenrechte zB kann man mit guten Gründen "besser" als die muslimische Variante bezeichnen. Das zu behaupten und dafür einzustehen ist nichts, wofür man sich schämen bräuchte.
"Es gibt auch faschistische Ausprägungen des Atheismus"
Atheismus ist die Ablehnung einer Gotteshypothese. Nicht mehr und nicht weniger. Alles was darüber hinausgeht, ist der vereinnahmende Mantel einer Ideologie. Das liegt dann aber an der Ideologie und nicht am Atheismus.
Little Louis am Permanenter Link
@david am18.09 um 21:50
David am Permanenter Link
@Little Louis
Danke für den Einwurf, der sicherlich nicht unberechtigt ist.
Ich habe mich schon oft im Gedankenspiel gefragt, was passieren würde, wenn das Ultra-Orthodoxe Judentum in Isreal (noch) mehr Einfluss hätte. Würden wir im Extremfall dann ebenfalls Steinigungen sehen? Die Antwort gruselt mich ein wenig...
Little Louis am Permanenter Link
@david am18.09 um 21:50
Franz Gillinger am Permanenter Link
Herr Kammermeier, wenn sie schreiben, dass "Atheismus ist die Ablehnung einer Gotteshypothese. Nicht mehr und nicht weniger.
David am Permanenter Link
@Franz
Der Fairness halber muss ich hier Herrn Kammermeier in Schutz nehmen. Der Kommentar, auf den Sie antworten, ist von mir.
In wie fern ist meine Argumentation eine "Entschuldigungsleider"? Ich bin auch Atheist (mag den Begriff selbst eigentlich nicht weil zu beladen), habe mit atheistisch deklarierten Regimen aber mal so gar nichts am Hut....
sanktmax am Permanenter Link
"Deklarierte atheistische Regime"?
Jutta Ahrens am Permanenter Link
Die brutalen Ideologien sind doch nicht entstanden, weil die Menschen dort Atheisten waren. Das würde ja bedeuten: Dort, wo es Religionen gibt, ist die Gesellschaft besser und friedlicher.
Manfred Such am Permanenter Link
Nee, nee lieber Bernd Kammermeier, wenn schon "Verehrungsunterschiede" dann aber BVB an erster Stelle! So fangen "Religionskriege" an!
Franz Gillinger am Permanenter Link
Was ist daran toll?
R. Bernhard am Permanenter Link
Ich sag mal: na ja...
Der Artikel ist wohl etwas zu kurz gegriffen: Flüchtlinge kommen aller Wahrscheinlichkeit nicht unbedingt deshalb, weil Europa säkularer ist. Sondern, weil hier keine Bomben fallen und es Essen und ein Dach über dem Kopf gibt.
Franz Gillinger am Permanenter Link
Genau.
Jann Wübbenhorst am Permanenter Link
Offenbar wollen die Flüchtlinge aber lieber nach Deutschland oder Schweden als beispielsweise nach Ungarn, Kroatien oder Polen.
Außerdem geht es in dem Artikel ja nicht darum, die Fluchtgründe zu untersuchen, sondern um die nötigen Voraussetzungen für eine gelingende Integration - und da ist MSS m.E. voll und ganz zuzustimmen.
Little Louis am Permanenter Link
So sehr ich M.Schmitt-Salomon als kritisch-rationalen/naturalistischen/humanistischen Philosophen schätze - zeigt sein Text leider auch die für Teile der "Linken" (der ich mich zugehörig fühle) fast schon &
Was M.S. S. zur Lösung der Problematig vorschlägt unterscheidet sich im Endeffekt nichtallzusehr von den konkreten Absichten Orbans, nur dass letzterer sich eben (fadenscheinige) religiöse Gründe anführt.
Zu sagen, dass (unkontrolierter)Flüchtlingszuzug in Ordnunung sei - aber nur dann wenn man diese Menschen zuvor oder danach zu laizistischen Humanisten "umerzogen" hat, oder wenn man sie (bei der Einreise?) einem
Humanismus- TÜV unterzieht, ist auch ncht gerade das Gelbe vom Ei.
Und :Grundvoraussetzung für liberaldemokratisches (auch links- humanistisches) Staatswesen ist nunmal auch Rechtsstaatlichkeit. Was hat Orban abgesehenvon seinem Christentumsrekurs anderes gesagt?Tatsachenargumente sind eben mal ernstzunehmen, auch wenn sie jemand in ideologisch-strategischer Absicht zur Sprache bringt.
Ein wenig mehr intellektuelle Redlichkeit und etwas weniger ( hier linker) "Populismus" - auch wenns wehtut - wären schon angebracht.
Freundliche Grüße
Little Louis
Little Louis am Permanenter Link
Man möge großzügig über die "Tippfehler" in meinen Texten hinwegsehen. Manchmal bezweifle ich aber, ob sie alle von mir oder nicht auch von der Textverarbeitung "hier" verursacht wurden.
Elliot Rodgerson am Permanenter Link
Ich stimme deiner Einschätzung einhellig zu.
Philo am Permanenter Link
Selbstbestimmung statt Gruppenzwang?
Was bedeutet diese Empfehlung im Sinne der GBS genau?
Etwa politideologisch begründete Gewalt, statt theistisch begründete Gewalt?
Paragraphe statt Gebote?
Sozialisation statt Indoktrination?
Dragan Pavlovic am Permanenter Link
Im ehemaligen Krieg in Jugoslawien verliefen die trennenden Linien nicht anhand von Ethnien sondern entlang der religiösen Trennungslinien.
Sven Schillings am Permanenter Link
Nur zur Klarstellung: Das frühere Jugoslawien war ein unter Tito willkürlich und mit Gewalt zusammengehaltenes künstliches Gebilde ehemals unabhängiger Staat.
Little Louis am Permanenter Link
Zu Sven S., 8:20:
"....Serbien unterdrückten Völkern (Kroatien, Bosnien, Slowenien und so weiter). Gegen diese Unabhängigkeitswünsche.....
Eine Bemerkung zum Nationalismus der " unterdrückten Völker":
Kurz vor Beginn der Jugoslawienkriege druckte die"Zeit" in einem Artikel zum Thema eine Karte mit dem versprengelten Mosaik der"Völker" Jugoslawiens und als Bild Unterschrift oder im Text ein Zitat von Christian Morgenstern: Erst kommt der Nationalismus und dann der Bestialismus" damals war "Die Zeit" noch prophetisch. NACH dem Zusammenbruch Jugoslawiens kam der Bestialismus - und zwar fast aus allen ethnisch-nationalen Ecken, auch wenn "wir" es bis heute nicht wahrhaben wollen (oder dürfen?)
Aber ich bin ja lernfähig: Endlich habe ich auch verstanden, dass Jugoslawien sich damals selbst bombardiert hat. Ein Glück, dass es Menschen mit besserem historischem Verständnis gibt als es mir gegönnt ist.
Franz Gillinger am Permanenter Link
Eine kleine Korrektur: das Zitat lautet so: "Von der Humanität über die Nationalität zur Bestialität" - und stammt von Franz Grillparzer.
Little Louis am Permanenter Link
@ F.G. am20.09 um2:07
Franz Gillinger am Permanenter Link
Kein Problem - als Österreicher kennt man auch noch ein bisschen seine Dichter - mir passieren auch Zitationsfehler! Das Zitat selbst ist ja nahezu 100 % zutreffend!
Elliot Rodgerson am Permanenter Link
Bei den Jugoslawienkriegen haben sowohl religiöse als auch ethno-nationale Gründe eine Rolle gespielt.
Viele strenggläubige muslimische Kosovo-Albaner wollen wohl in keinem für islamische Verhältnisse halbwegs säkularen aber von Verbrechersyndikaten und nepotistisch-klientelistischen Klan-Netzwerken dominierten gescheiterten Staat leben und ziehen das totalitäre de-facto-Regime des Islamischen Staates ihrer immerhin seit acht Jahren unabhängigen Heimat vor.
David am Permanenter Link
"Der JugoslawienKrieg war also eindeutig nicht religiös motiviert"
Und sie halten es für einen Zufall, dass sich wie zufällig die Serben über die griechisch-orthodoxe Religion, die Kroaten über die christlich-katholische Religion und die Bosniaken über den Islam definieren bzw abgrenzen?
pavlovic am Permanenter Link
Vielen Dank für Ihre Klarstellung.
Karl-Heinz Büchner am Permanenter Link
Nur zur Klarstellung, wenn Sie 20 Jahre Existenz mehrerer vom Völkerbund verordneten Statengebilde als ehemals unabhängige Staaten bezeichnen, haben Sie Recht, sonst nicht. Das war ja das Dilemma Jugoslawiens.
Little Louis am Permanenter Link
Stimme Ihnen zu.
"Sapere aude" - oder so ähnlich (* aus:" Latein für Angeber").
Mark Fraser am Permanenter Link
"Wer partout nicht will, dass seine Kinder in einer solch freien Gesellschaft aufwachsen, wird sein Exil freiwillig außerhalb Europas suchen. "
Das halte ich für blauäugig, romantisch verklärt. Was auch immer. In jedem Fall völlig unrealistisch. Mich wundert, das er als scharfer Denker zu solch realitätsfremden Schlüssen kommt.
Jutta Ahrens am Permanenter Link
Die Flüchtlinge, die zu uns kommen, haben ihre Religion im Kopf, die wird man nicht umerziehen können. Darum geht es auch gar nicht. Es geht nur darum, wie sich unser Staat dazu stellt.
Franz Gillinger am Permanenter Link
Ist das schon die prophylaktische Rüge?
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
"...
Spott wird niemandem aufgezwungen. Wer die heute-show nicht sehen will, muss ARD oder (je nach Niveau) RTL 2 schauen. Aber alle Personen oder Institution des öffentlichen Lebens (wozu sich die sich selbst als nicht privat empfindenden Religionen zählen) müssen Spott und Kritik über sich ergehen lassen.
Dies ist ein hohes Rechtsgut, da in autoritären Staaten (auch Gottesstaaten) jegliche Kritik und jeglicher Spott verboten sind (außer, man macht sich über die Feinde dieses Systems lustig).
Warum fast ausschließlich religiöse Menschen mit Satire und Kritik, auch Spott, Probleme haben, liegt in deren Wahnvorstellung begründet, dass sie glauben dafür Respekt einfordern können, dass sie an unsichtbare Geister im Weltraum glauben. Aber dem muss man nicht unbedingt nachgeben.
Respekt muss man sich verdienen durch seine Taten. Da, wo religiöse Menschen gute Taten vollbringen, wäre ich der Letzte, der ihnen keinen Respekt entgegenbrächte. Doch der Glaube an einen "Gott" allein ist da gewiss kein Kriterium.
Franz Gillinger am Permanenter Link
Na ja, das erinnert mich eher an manches Mobbing... es geht auch gar nicht um Respekt, sondern eher um tolerieren anderer Auffassungen.
Jutta Ahrens am Permanenter Link
Tolerieren ist nur dann möglich, wenn der zu Tolerierende mich auch toleriert und in Frieden lässt. Warum sollte ich etwas dagegen haben, wenn jemand sich daheim fünfmal gen Mekka verneigt?
Franz Gillinger am Permanenter Link
Na Scherz... die GBS ist ja auch kein Leuchtturm der Toleranz... "Kritik - und die äußert sich eben auch scharf satirisch - muss ertragen werden"...
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
"Man gibt vor, was ertragen werden muss, man maßt sich an, das überhaupt bestimmen zu wollen."
Sie meinen die Religion? Ach, ich vergaß, dort wurden früher (in Zeiten, in denen sie uneingeschränkte Macht besaß) sich nicht konform Verhaltende nicht dem Spott, sondern dem Feuer ausgesetzt. Das ist natürlich wesentlich harmloser...
Franz Gillinger am Permanenter Link
Wissen wir...es ist auch schrecklich genug, aber wir leben im 21. Jhdt. - Im 20. Jhdt.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
"ich weiß, ich weiß, jetzt kommt wieder die Masche..."
Sie könnten ja auch historische Erkenntnisse mal an sich ranlassen. Dann bräuchten Sie nicht immer mit IHRER Masche zu kommen. Diese langweilt im Grunde seit 150 Jahren, seit das Christentum entlarvt ist.
Im übrigen - selbst wenn Sie Recht hätten - hat das Schreckgespenst des Dritten Reiches nur zwölf Jahre gewährt. Das Christentum hat 1.000 Jahre lang für Stillstand, Verfolgung, Tod und Abtreibung neuer Gedanken gesorgt und diese bleierne Zeit wurde mit allen Mitteln bis in die Neuzeit hinein "gerettet", kämpfte erbittert gegen jede Modernisierung - und kämpft noch heute wie Don Quijote gegen Windmühlen.
Ich denke, hier hat die Ideologie, der sie bedingungslos anzuhängen scheinen, noch einen gehörigen Vorsprung.
Little Louis am Permanenter Link
@J. Ahrens um 14:06
2. Warum es albern wäre, Gott zu kritisieren, verstehe ich nicht, denn ich weiß auch noch nicht so genau, ob ich an die Homöopathie glauben soll und kritisiere sie oft trotzdem. An manche ökonomische Theorien glaube ich auch nicht und kritisiere sie gerade deswegen.Sie setzen auch einfach voraus, dass "Gott" kein Menschenwerk sei. Wieso sind Sie sich da so sicher?
Freundliche Grüße von L.L.
Jutta Ahrens am Permanenter Link
Ich glaube, Sie haben mich missverstanden, und wir sind dichter beieinander als Sie meinen.
Zu Absatz 1:
Ich schrieb: Was Menschen schaffen und sich ausdenken, das darf auch kritisiert werden.
Zu Absatz 2:
Wenn ich an Gott glaubte, würde ich es nicht wagen, ihn zu kritisieren. Er wäre so mächtig, dass ich es eben albern finden würde. Ich könnte es tun, aber es wäre vollkommen nutzlos. Da Gott aber meiner Ansicht nach reines Menschenwerk ist, darf ich alles, was um ihn herum erfunden wurde, auch kritisieren.
Franz Gillinger am Permanenter Link
Liebe Frau Ahrens!
Jutta Ahrens am Permanenter Link
Ich würde einen echten Gott trotzdem nicht kritisieren, auch wenn mir vieles nicht gefällt.
Little Louis am Permanenter Link
@ J.Ahrens um 13:24
Der Grund für die Relevanz der Theodizee ist einfach die Tatsache , dass die Behauptung eines GÜTIGEN Gottes einen banalen logischen Widerspruch beinhaltet und auch nicht den soziologischen/politischen Beobachtungen und Tatsachenentspricht, da sein "Schöpfungswerk" zumindest in ethischem Sinn schlicht nur teilweise "gut" ist und es erheblicher aber für den "Vernünftigen" in keiner weise überzeugender "EXEGese" bedarf, um zu erklären, warum ein gütiger Gott seine Geschöpfe quält.
Das muss aber Menschen, die nicht an die Wichtigkeit von Rationalität und Vernunft im Leben der Menschen glauben,nicht anfechten, denn die sind ja gerade stolz darauf, nicht rational sein zu müssen, sondern im Gegensatz dazu irgenwie "blind" glauben zu dürfen. Das insbesondere dann, wenn es ihrem Seelenwohl (Psyche) äußerst zuträglich ist, was ja durchaus oft zutreffen kann.
Karl-Heinz Büchner am Permanenter Link
Es gibt einen weiteren Grund, warum man die Existenz von einem oder mehreren unsichtbaren Geistwesen doch eher verneinen sollte.
Little Louis am Permanenter Link
O.K. Grüße von L.L.
Karl-Heinz Büchner am Permanenter Link
Das hatten wir bereits Herr Gillinger. Nichts, aber auch gar nichts verpflichtet mich dazu, andere Auffassungen zu tolerieren. Wie käme ich dazu, Rassismus, Islamismus oder evangelikales Spinnertum zu tolerieren?
Franz Gillinger am Permanenter Link
Ich schaffe es schon, zu differenzieren, aber hier wird ja alles in einen Topf geworfen, Menschen und Auffassungen..... wie schon gesagt, ein Pimperlverein, um Ausreden nie verlegen.
Karl-Heinz Büchner am Permanenter Link
Entschuldigen Sie, aber der einzige, der ständig Menschen und ihre Auffassungen gleichsetzt, sind Sie. Lesen Sie sich doch einfach ihre letzten 20 Kommentare noch mal in Ruhe durch.
Little Louis am Permanenter Link
Ein sehr guter Hinwei. Geht aber auch kürzer:
Franz Gillinger am Permanenter Link
Das stimmt natürlich. Für mich stellt sich oft die Frage, ob nicht so gut wie jede Wissenschaft nicht auch aus einem ursprünglich ideologischen Gedankengebäude entstammt.
Karl-Heinz Büchner am Permanenter Link
Das mag Ihre ganz persönliche Definition von Ideologie sein, allgemein wird Ideologie aber als eine Weltanschauung definiert, die einen hohen bzw.
David am Permanenter Link
Neben all den Atomphysikern, Zahn- und Allgemeinmedizinern kommen also demnächst auch nur noch Freidenker und Sekularisten als Flüchtlinge nach D und Schweden?
Wie will man vernünftige Lösungen für ein Problem finden, wenn man sich ständig der unangenehmen Realität verweigert?
Franz Gillinger am Permanenter Link
Wir werden uns daran gewöhnen (ich hab es schon), dass wir schon längst in einer multikulturellen Gesellschaft leben, und dass ein friedliches Zusammenleben aller möglich und auch notwendig ist.
Franz Gillinger am Permanenter Link
Von Sevilla, über Marseille nach Paris, Amsterdam, Kopenhagen und Stockholm, London, Zagreb und Istambul ist das (menschliche) Stadtbild bunter geworden in den letzten 20 Jahren...
David am Permanenter Link
Die bunten Problematiken in genannten Städten sind Ihnen aber schon bekannt, ja?
Franz Gillinger am Permanenter Link
einige kenne ich in den erwähnten Städten, andere nicht. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie das näher erläutern!
Elliot Rodgerson am Permanenter Link
Die weit überwiegende Mehrheit der muslimischen "Flüchtlinge" weisen eine sehr starke subjektive Bindung an den Islam und eine orthodox-islamische Sozialisation auf und werden sich wahrscheinlich dezidiert u
Beim erdrückenden Großteil dieser sogenannten Flüchtlinge (jedweder Religionszugehörigkeit oder auch keiner Religionszugehörigkeit) handelt es sich ohnehin juristisch betrachtet um illegale Einwanderer ohne Asylberechtigung.