Erfahrungen einer Polizeibeamtin auf Streife in der Migrationsgesellschaft

Notruf einer Polizistin

BONN. (hpd) Tania Kambouri, Streifenpolizistin in Bochum mit griechischer Abstammung, berichtet in ihrem persönlichen Buch "Deutschland im Blaulicht. Notruf einer Polizistin" von Konflikten mit Migranten angesichts von fehlendem Respekt ihr gegenüber als Frau und Polizistin. Die geschilderten Erfahrungen und Fälle kann man nicht vom Tisch wischen und verdienen als Ausdruck eines Respektverlustes in der Gesellschaft kritische Aufmerksamkeit, in der Gesamtschau verallgemeinert die Autorin aber auch sehr stark, was zu einer von ihr möglicherweise gar nicht beabsichtigten falschen Wirkung ihres Buches führen kann.

"Wie sieht die Zukunft in Deutschland aus, wenn straffällige Migranten sich (weiterhin) weigern, die Regeln in ihrem Gast- beziehungsweise Heimatland zu akzeptieren?" (S. 216) Mit dieser Frage begann Tania Kamoburi einen Leserbrief, der 2013 in "Deutsche Polizei. Zeitschrift der Gewerkschaft der Polizei" erschien.

Sie selbst wurde 1983 als Kind einer griechischstämmigen Familie in Bochum geboren und arbeite dort seit Jahren als Polizistin im Streifendienst. Man merkte dem Text die Wut an. Sie schrieb: "Meine deutschen Kollegen scheuen sich, ihre Meinung über die straffälligen Ausländer zu äußern, da sofort die alte Leier mit den Nazis anfängt. Das sei indessen Unsinn, und kein Grund, den straffälligen Ausländern hier in Deutschland alle Freiheiten zu lassen" (S. 218). Letzteres ist sicherlich maßlos übertrieben, "alle Freiheiten"? Gleichwohl löste der Leserbrief unter Kollegen ein großes Echo mit enormer Zustimmung aus. Was sie meinte, schildert Kambouri nun ausführlich in ihrem Buch "Deutschland im Blaulicht. Notruf einer Polizistin".

Darin beschreibt sie Erfahrungen aus der Polizeiarbeit, wobei die Probleme mit Einwanderern und hierbei insbesondere mit Muslimen im Vordergrund stehen. Auch durch das Buch ziehen sich Wut und Verallgemeinerungen, wenngleich sie immer wieder bemerkt: Die meisten Migranten sind gesetzestreu und integriert.

Ihre Geschichten konzentrieren sich indessen auf problematische Fälle: Dazu gehören etwa Einwanderer, die sich ihr gegenüber als Frau wie als Polizistin respektlos verhalten. Gleich zu Beginn erzählt Kambouri von dem Notruf eines Türken, der sie und ihre Kollegin nach dem Eintreffen wieder zurückschickte. Er wollte keine Frauen, sondern Männer. Bei so etwas handele es sich noch um eine harmlose Begegnung. Häufig werde sie als "Bullenschlampe" beleidigt und ihr der Respekt als Polizeibeamtin versagt.

Kambouri berichtet auch von Clans und Mehrfachtätern, kritisiert die Ignoranz von Medien und Politik und verwirft "Kulturrelativismus" und "Sozialromantik". Es geht um das Tabuthema "Kriminalität von Migranten" – ohne Fremden- und Muslimenfeindlichkeit.

Dabei formuliert die Autorin harte Kommentare quer durch den Text: "Respektlosigkeit und Aggressivität nehmen nicht einfach nur zu, ich behaupte sogar das archaische Recht des Stärkeren wird immer mehr zu Realität auf unseren Straßen" (S. 11). "Gerade mit Migranten aus muslimisch geprägten Ländern gibt es die größten Schwierigkeiten, allen voran mit jungen Männern" (S. 42). "An dieser Stelle fehlt in diesen Kulturen Empathie oft gänzlich, was zählt, ist allein Status" (S. 70). "Viele Muslime haben es sich in einer Art Opferrolle ganz gut eingerichtet; sie beklagen, dass sie benachteiligt würden, aber wenn man genau hinsieht erkennt man, dass selbst bei vielen modern und offen wirkenden Muslimen echte Partizipation an der deutschen Gesellschaft nur sehr eingeschränkt gewünscht ist …" (S. 86). "Ich bin mit mehreren 'Klaukindern' unterschiedlichen Alters im Einsatz konfrontiert worden und konnte hautnah erleben, dass ihr Verhalten, insbesondere gegenüber der Polizei, nicht kindisch, sondern von dem eines erwachsenen Intensivtäters nicht zu unterscheiden war" (S. 144).

Polizeibeamte nehmen berufsbedingt die Schattenseiten der Gesellschaft wahr. Diese Erfahrungen kann man nicht leugnen, aber auch nicht verallgemeinern. Genau dies tut Kambouri indessen in ihrem Buch: Zwar betont sie immer wieder, dass es sich bei den gemeinten Kriminellen um Minderheiten in der Minderheit handelt. Gleichwohl entsteht durch die Anlage des Buchs ein anderer Eindruck, den die Autorin vielleicht gar nicht so beabsichtigte, aber er kommt indessen auf. Dabei lassen sich die von ihr aufgezeigten Fallbeispiele wie Probleme nicht vom Tisch wischen. Sie sind Ausdruck von Empathie- und Respektverlust in bestimmten sozialen Milieus, worin sich auch Deutsche und nicht nur Migranten bewegen.

Ihnen gegenüber haben in der Tat sowohl Gesellschaft wie Staat die Forderung nach Einhaltung von Minimalbedingungen eines von Würde geprägten Zusammenlebens vermissen lassen. Dies macht Kambouri deutlich. Von daher verdient ihr Buch besondere Anerkennung, aber auch Kritik für problematische Verallgemeinerungen.

Tania Kambouri, Deutschland im Blaulicht. Notruf einer Polizistin, München 2016 (S. Piper-Verlag), 221 S., 14,99 Euro