Kurzweilig: Wer nichts weiß, muss alles glauben

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Buchtitel: Ecowin

(hpd) Die unterhaltsamen „Science Busters“, laut Selbstauskunft die „Chippendales der Physik“, bringen Astrophysik, Beten, Blutwunder, Lichtfasten und Homöopathie, Gulasch, Orgasmus und Wachkoma nicht nur in ihrer renommierten Wissenschafts-Show, sondern nun auch in ihrem Buch unter. Und noch viel mehr.

Zu den drei selbstironischen „Science Busters“ bzw. Autoren aus Österreich gehört Werner Gruber, welcher an der Universität Wien Experimentalphysik lehrt. Er ist zudem Experte für Fragen der Alltagsphysik und lässt sein Wissen über die Zubereitung von Mahlzeiten gelegentlich in das Werk einfließen. Unter anderem sein „Rezept für den perfekten Schweinsbraten“. Heinz Oberhummer wiederum ist Kern- und Astrophysiker an der TU Wien und sorgte mit seinen Arbeiten über die Feinabstimmung des Universums für internationales Aufsehen. Darüber hinaus ist Oberhummer Beiratsmitglied der Giordano Bruno Stiftung. Martin Puntigam ist Kabarettist und Autor,  außerdem ist er für das Radio tätig. Seit 2007 treten die drei gemeinsam mit Christian Gallei mit ihrem Programm an Theater- und Kabarettbühnen im deutschsprachigen Raum auf (derzeit befinden sie sich auf Deutschland-Tournee).

Physik kann phantastisch sein. Vor allem wenn es von einem „sehr dicken“ Experimentalphysiker, einem „dicken“ Kabarettisten und einem „alten“ Professor für theoretische Physik nebst einem „glatzköpfigen“ VJ nahe gebracht wird. In den acht Kapiteln werden thematisiert: Universum, Materie, Leben, Gehirn, Glaube, Liebe, Hoffnung und Tod. Die Bereiche werden recht umfassend abgehandelt, und dazu mit Exkursen, auf die man ansonsten nicht gekommen wäre. Wie zum Beispiel die Anzahl der in jedem Menschen vorhandenen Jesusmoleküle oder die Vorteile der Aufnahme von Erdbeerjoghurt vor einem Exorzismus. Auch die folgenden Fragen und noch etliche mehr werden nicht nur aufgeworfen, sondern auch fundiert beantwortet: „Kann Beten tödlich sein?“; „Wo kann man in einem Paralleluniversum am billigsten Urlaub machen?“ und „Was haben Orgasmus und Wachkoma gemeinsam?“

Der Bezug zur Religion fehlt nicht: Wer nichts weiß, muss alles glauben. Es handelt sich eindeutig um Aufklärung. Diverse Mythen des Alltags werden leichterhand weggefegt. Bezüge zwischen der Funktionsweise des Gehirns („Muster Erkennen und herstellen. That’s it.“) und der katholischen Kirche Österreichs beim Thema Missbrauch werden neben anderen, durchaus verblüffenden und paradoxen Wendungen hergestellt, so dass man staunt. Neologismen werden dargereicht und schwarze Löcher erklärt. Doch nicht nur diese. Auch Singularitäten, Materie und Dunkle Materie. In Fact-Boxes vermittelt das Buch verständliches Hintergrundwissen zu Dingen wie Wasser, Mars-Missionen, Deinococcus radiodurans, Déjà-vu, Schizophrenen Psychosen und Schwerelosigkeit.

Bastelanleitungen für ein „Schwarzes Loch to go“, die Mondlandung für zu Hause, Rezepte nicht nur für Essbares, sondern auch für ein „Do-it-yourself-Blutwunder“ und für den "See Genezareth 2.0“ (zum Gehen auf Wasser) wirken nachvollziehbar. Außerdem kann man sich zum homöopathischen Komasaufen anleiten lassen, welches enorme Vorteile bietet: Man kann nach der Party mit dem Auto nach Hause fahren und dabei garantiert jede Verkehrskontrolle passieren, obwohl man laut Homöopathie sturzbetrunken ist.

Zwei Daumenkinos zur Erkennung von Martin Puntigam und zur Entstehung von Epilepsie komplettieren das Bild.

„Wer nichts weiß, muss alles glauben“, erklärt vieles, wenn auch nicht alles. Es ist superwitzig formuliert, eine animiert dargestellte Mitwelt macht auch seltsame Vorgänge selbst für Dummies nachvollziehbar und es wendet sich alle naselang urplötzlich auf interessante Weise.
 

Fiona Lorenz

 

Werner Gruber, Heinz Oberhummer, Martin Puntigam: Wer nichts weiß, muss alles glauben. Ecowin Verlag; 1. Aufl. (1. September 2010), 234 Seiten.
 

Das Buch gibt es auch im denkladen
 

Nochmal hier die Termine der „Science Busters“ auf Tour in Deutschland