Wie der Staat die Kirchen finanziert

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Cafe Filsbach / Foto: Christof Lauritzen

MANNHEIM. (hpd) Am 5. November 2010 besuchte Carsten Frerk (Autor und Journalist) die Rhein-Neckar-Region. Eineinhalb Jahre zuvor, im Juni 2009, hatte ihn bereits die Deutschland-Tour des „gottlosen Busses“ in diese Region geführt, wo dieser einen bleibenden Eindruck hinterließ.

Denn seitdem gibt es die gbs-Regionalgruppe „Säkularen Humanisten - gbs Rhein-Neckar“, die sich vor Kurzem als eingetragener Verein registriert hat. Die im Frühjahr 2010 von der gbs Rhein-Neckar mit Unterstützung des Bundes für Geistesfreiheit Rhein-Neckar und der Begegnungsstätte Westliche Unterstadt e.V, Mannheim) ausgesprochene Einladung für einen Vortrag nahm Frerk an. Er nutzte die nun im November folgende Veranstaltung zum einen zur Vorstellung seines gerade neu erschienen Buchs und zum anderen als inoffiziellen Startschuss für eine neue bundesweit angelegte Kampagne zur Trennung von Staat und Kirche: Dem Kirchenaustrittsjahr.

In seinem neuen Buch „Violettbuch Kirchenfinanzen – Wie der Staat die Kirchen finanziert“ hat der Autor in mühevoller Arbeit eine Vielzahl von Transferleistungen erfasst und erläutert, die der deutsche Staat an die evangelischen und katholischen Großkirchen zahlt. Das Violettbuch versteht sich als Teil einer Neufassung seines 2002 erschienen und 2004 aktualisierten Buches „Finanzen und Vermögen der Kirchen in Deutschland“. Das „Violettbuch“ ist im Buchhandel seit Anfang November erhältlich.

Im Café Filsbach, im Zentrum der Quadratestadt Mannheim, gab Frerk also ab 20 Uhr, mit einem einstündigen Vortrag näheren Einblick in sein neues Werk und erläuterte einige Zahlen, erklärte die Rechtsgrundlagen, die Staatsverträge sowie die damit einhergehenden mehrfachen Verfassungsbrüche, die (absichtlich herbeigeführten) Missverständnisse, die Fehlinterpretationen und die große Unwissenheit seitens Politik und Theologie.

Die genannten Euro-Beträge – es geht hier um Millionen und Milliarden - schienen dem Publikum größtenteils die Sprache zu verschlagen. Erst nach dem Vortrag, eine Stunde darauf, und einen Drink an der Bar später, erwachte es aus seiner scheinbaren Schockstarre und es entstand nach der harten Fakten-Präsentation eine lebhafte Fragerunde. Ausführlich gab Frerk Auskunft über die Geschichte des Staat-Kirche-Verhältnisses, den derzeitigen Stand der Kirchensubventionen, sowie Prognosen für die Zukunft.

Später, im nahegelegen Café Murnau, wurde es dann noch gemütlich. Von den 50 Besuchern kamen noch ca. 20 Gäste mit zu einer geselligen Runde und ließen den Abend ausklingen.

Parallel dazu arbeitete Evelin Frerk den Abend über an ihrem Projekt – der „Galerie gegenwärtiger Humanisten - dem Humanismus ein Gesicht geben“ und gab den anwesenden HumanistInnen die Gelegenheit sich für die Galerie ablichten zu lassen.

Fazit des Abends: Ein sehr informativer Vortrag für die Gäste, ein gelungener Start für das Projekt der Trennung von Staat und Kirche und ein guter Anfang für die Lesereise von Carsten und Evelin Frerk, die noch in einigen weiteren Städten in Deutschland Station machen werden, eine erfolgreiche Premiere für das neue Buch und eine vielversprechende Einleitung des Kirchenaustrittsjahrs.

Nach dem Kirchenaustrittsjahr 2011 wird in Mannheim 2012 der katholische Kirchentag stattfinden. Falls dann überhaupt noch jemand Mitglied in der Kirche sein sollte …

Christof Lauritzen
 

Fotos: Christof Lauritzen (1) und Evelin Frerk (2)