"Die Tage mit Jantien"

(hpd) Vorsicht, spannend! Seien Sie vorsichtig, dieses schöne Buch im kleinen Format in die Hand zu nehmen. Hat man einmal begonnen, darin zu lesen, ist man für andere Dinge bis zum Ende des Buches verloren.

Von dem großen Filmregisseur und Drehbuchautoren Billy Wilder wird erzählt, er haben neben seinem Schafplatz immer ein Notizbuch liegen, damit ihm die wichtigen Ideen erhalten bleiben. So auch eines Nachts. Es entspann sich in seinen Gedanken eine Geschichte, eine Liebesgeschichte. Wilder knipste die Lampe am Bett ein, schrieb und schlief beruhigt in der Gewissheit ein, das Wesentliche sei festgehalten. Am Morgen las er seine nächtlichen Aufzeichnungen und dort stand: Boy meets girl. Wilder war erstaunt, so wird erzählt.

‚Boy meets girl’ ist auch bei Max Kruse Bestandteil der kleinen und doch großen Erzählung, vor der bescheiden steht: Eine Liebesgeschichte.

Max Kruse nimmt uns mit in die frühen Ehejahres eines Paares, das in der Nachkriegszeit mühevoll in der Wiederbelebung eines Betriebes verfangen ist. Anne und Florian. Beide sind jung. Beide tun ihre Pflicht, Anne scheinbar eher resignierend, Florian bewahrt sich mit seiner „literarischen Neigung“, so steht es im Klappentext, seine Nische. Ort der Handlung ist eine verschlafene Stadt in Bayern.

Eine Abwechslung für die beiden ist die Einladung in das nahegelegene Schloss. Der Graf wird dort im großen Rahmen vor Honoratioren und Freunden Goethe lesen und zitieren.

Auf der Autofahrt dorthin fällt wie nebenbei der Satz „Traumtänzer, Du wirst noch einmal unter die Räder kommen“, es kommt aus Annes Mund und gilt Florian.

Im Schloss angekommen sammeln sich belanglose Dinge plaudernd die Gäste. Aus der oberen Etage kommt eine schlanke junge Frau die Treppe herunter, gleichzeitig entweicht Anne ein „Nein, das ist doch nicht möglich.“ Zwei ehemals Vertraute stehen sich gegenüber und nehmen mit der Berührung ihrer Hände die Verbindung zur Gegenwart auf. Und Anne stellt vor: „Das ist Florian, mein Mann und das ist Jantien, wir sind Freundinnen aus unserer Schulzeit ...“

Die Geschichte verlässt die Umgebung und schwingt sich in mein eigenes Leben, vielleicht geht es Ihnen beim Lesen ebenso. Die Protagonisten schwanken zwischen Pflicht und Neigung, Liebe, Verantwortung, Angst und Glück, und das Leben nimmt seinen Lauf und Jantien? Sie sagt: „Ich bin geschaffen für die Liebe“.

Evelin Frerk

 

MAX KRUSE, Die Tage mit Jantien, Roman. 160 Seiten, ISBN 978-3-85179-136-5, € 16,00

 

Eine Leseprobe