CDU-Junior stänkert gegen Schwesig

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Manuela Schwesig / Foto: regierung-mv.de

SCHWERIN. (hpd) Manuela Schwesig, Sozialministerin in Mecklenburg-Vorpommern, rief während einer Jugendweihefeier am vergangenen Samstag zum Engagement gegen Intoleranz und Rechtsradikalismus auf. In ihrer Rede erinnerte sie auch an die sozialdemokratischen Wurzeln der säkularen Feier für Jugendliche und das Verbot in der Nazi-Zeit. Die Jugendweihe stehe in einer demokratischen Tradition. Der CDU-Nachwuchs widersprach umgehend.

Marc Reinhardt, Landeschef vom CDU-Nachwuchsverein Junge Union, kritisierte Manuela Schwesig darauf bezugnehmend scharf. Angesichts der Historie der Jugendweihe könne man auf keinen Fall von einer „guten demokratischen Tradition“ sprechen, meinte Reinhardt. Der 33-jährige Kirchenpolitiker warf der stellvertretenden SPD-Bundesvorsitzenden eine Verklärung der Geschichte vor.
Die Jugendweihe wäre in der DDR bewusst als Alternative zur Firmung und Konfirmation funktionalisiert worden, um die Ideen des Sozialismus zu transportieren, so Reinhardt. Jugendliche waren zur Teilnahme gezwungen, wenn sie keine zukünftigen Benachteiligungen befürchten wollten. Daher könne von einer demokratischen Tradition der Jugendweihe nicht gesprochen werden, meinte er.

Außerdem kritisierte der JU-Landeschef, dass Schwesig in ihrer Rede ein Zitat der Marxistin Rosa Luxemburg verwendet hatte und bezeichnete das als weiteren Anbiederungsversuch an die Links-Partei.

Manuela Schwesig selbst hatte 1988 an der Jugendweihe teilgenommen. Im vergangenen Juli, rund sieben Monate nach ihrer Wahl zur stellvertretenden SPD-Bundesvorsitzenden, ließ sich die in Frankfurt/Oder geborene Politikerin gemeinsam mit ihrer gesamten Familie taufen und trat in die evangelische Kirche ein.

„Schmierentheater“

In der SPD stießen Marc Reinhardts Ansichten auf wenig Verständnis. "Es scheint, als versuche Herr Reinhardt Wahlkampf auf dem Rücken von Sozialministerin Manuela Schwesig und den an der alljährlichen Jugendweihe teilnehmenden Jugendlichen zu betreiben“, stellte Bernd Woldtmann, Landesvorsitzender der Jusos, in einer Pressemitteilung fest. Die Stellungnahme der Jungen Union entspräche einem „Schmierentheater“.

„Natürlich ist jedem klar, dass die Jugendweihe in den 40 Jahren der DDR-Diktatur als ein Instrument von vielen missbraucht wurde. Es dürfe aber nicht vergessen werden, dass die Jugendweihe eine lange Tradition weit vor der DDR und dem Nationalsozialismus hatte.“

Woldtmann erklärte weiter, dass auch niemand der CDU eine „gute demokratische Tradition“ in Abrede stellen wolle und verwies auf ihre Rolle als Blockpartei. „Herrn Reinhardt empfehle ich, sich zukünftig einen umfassenderen Blick zu verschaffen, bevor unbegründete Kritik geäußert wird. Auch im Wahlkampf sollte mit Weitsicht und nicht mit Scheuklappen agiert werden“, so Bernd Woldtmann.

Arik Platzek