Predigt, Gedenken, Karneval und Demo

  

Das „Einfädeln“ der Wagen in den Zug beginnt mit deutlicher Verspätung. Wagen 1 von der rechten Spur, die Zuschauer auf der Straße müssen erst die Strecke räumen, was dauert, denn niemand drängelt, Wagen 2 von der äußersten linken Spur rollt in ganz langsamer Schrittgeschwindigkeit an, Wagen 3 hupt aus der Mitte, die Parade kann beginnen, aber noch müssen sich natürlich die vielen Einzeldarsteller produzieren.

 

Transgenialer CSD

Ab einer bestimmten Größenordnung spalten sich anscheinend Teile einer Organisation ab, und das ist auch bei den Lesben und Schulen nichts anders. Während in Charlottenburg auf dem Ku’damm die verkleideten Päpste twisten, und die Veranstalter des großen CSD rund 700.000 Zuschauer zählen, zieht die beinahe zeitgleiche kleinere alternative Veranstaltung durch die östliche Mitte und Kreuzberg.

Diese Gruppe, die sich mit einem Wortspiel sehr selbstbewusst Transgenialer CSD nennt, zeigt noch erheblich mehr die Erinnerung an den Widerstand von Homosexuellen gegen Polizei- und Mafiaübergriffe in der New Yorker Christopher Street im Juni 1969. Auf 100 aktive Teilnehmer kommt hier geschätzt 1 Zuschauer und der Zug, mit etwa 500 m Länge führt vier LKW’s und einen Trecker inklusive Hänger mit sich. Kleinere LKW’s, mit dem Charme des Selbstgebauten und Selbstgebastelten und einem gewissen ‚Stopp an Go’, gehen wir nun oder gehen wir nicht?

 

 

Die Slogans sind u. a. „Diversity lässt sich nicht managen!“, „It’s just all complicated!” und “Mash up multi Gender World!” Es ist eine Demo statt Karneval, optisch mehr junge Frauen als Männer und als Schlussgruppe keine überdimensionierten Boxen sondern Trommlerinnen: die Musik wird selbst erzeugt.

C.F.