Der CSD in der AfD-Hochburg Sonneberg ging in die zweite Runde

Der Traum wird weitergeträumt

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Teilnehmer*innen des zweiten CSD in Sonneberg
CSD in Sonneberg 2025

Bereits im vergangenen Jahr berichtete der hpd, wie ein Bündnis zivilgesellschaftlicher und politischer Organisationen – initiiert von Frederic Forkel von der Partei der Humanisten (PdH) – in der AfD-Hochburg Sonneberg einen Christopher Street Day (CSD) auf die Beine stellte. In jener Stadt, in der die AfD erstmals einen Landrat stellen konnte.

Am vergangenen Samstag fand die zweite Auflage der Demonstration für Vielfalt und Akzeptanz statt – rund 400 Menschen nahmen teil. Das sind etwa 250 weniger als im Vorjahr. Die Veranstalter führen den Rückgang unter anderem auf das nachlassende Momentum sowie ein verändertes Sicherheitsgefühl zurück: Viele Unterstützerinnen und Unterstützer hätten sich angesichts der aufgeheizten Stimmung nicht mehr getraut, öffentlich Flagge zu zeigen.

Seit dem Amtsantritt von AfD-Landrat Robert Sesselmann habe sich laut offizieller Statistiken die Zahl der Gewaltstraftaten in der Region verfünffacht. Zudem war für den Veranstaltungstag eine Gegendemonstration angekündigt, die bei vielen für Verunsicherung sorgte – am Ende bestand diese jedoch nur aus einer Handvoll Gegendemonstranten, die mithilfe einer Soundanlage Parolen in Richtung des CSD skandierten. Einige Teilnehmende der Gegenkundgebung trugen laut MDR T-Shirts mit Aufdrucken wie "Division Thüringen" oder "Adolf 8". Die Polizei war mit starken Kräften vor Ort und sicherte die Veranstaltung ab – größere Zwischenfälle blieben aus.

"Es ist ein alarmierendes Zeichen gegen unsere Werte wie Menschenrechte und Freiheit, dass queere Menschen selbst am einzigen Tag im Jahr, an dem sie sich in Sonneberg offen zeigen können, immer noch mit Anfeindungen konfrontiert sind", sagten die CSD-Initiatoren.

Trotz aller Widrigkeiten: Der CSD in Sonneberg soll keine einmalige Erscheinung bleiben. "Der CSD ist gekommen, um zu bleiben", wurde betont. Der zweite CSD war erst der Anfang – inzwischen hat sich im Januar 2025 der Verein CSD Sonneberg – Bunte Provinz offiziell gegründet. Vorsitzender ist der Sonneberger Philipp Schubert, der beim diesjährigen CSD auch als stellvertretender Versammlungsleiter auftrat. Zum Generalsekretär wurde Niko Neeb (Die Linke) gewählt, zum Schatzmeister Robin Rosenbauer. Frederic Forkel wurde als Kassenprüfer bestimmt.

Die Pläne für die kommenden Monate sind ambitioniert: Der Verein möchte eine umfassende queere Strategie für die Region entwickeln. Geplant sind unter anderem regelmäßige Treffen, Bildungsangebote und Workshops sowie gezielte Impulse für die Kommunalpolitik.

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