Papstbesuch für mehr als 50 Millionen

In Thüringen werden die Kosten mindestens genauso hoch werden, wie in Baden-Württemberg. Wahrscheinlich jedoch noch höher, da die beiden Veranstaltungsorte (Domplatz und Etzelsbach/Eichsfeld) räumlich erheblich weiter (120 km) entfernt sind als in Freiburg (Münsterplatz und Flugfeld Freiburg), und die Sicherheitsmaßnahmen und Sicherheitskräfte dadurch deutlich umfangreicher sein werden.

Zudem hatte die Stadt Erfurt beispielsweise 100.00 Euro fürs ‚Public Viewing’ bereitgestellt und musste jetzt diesen Betrag auf 240.000 Euro erhöhen. Die Stadt finanziert diese Mehrkosten aus den gestiegenen Umsatzsteuereinnahmen und aus Mehreinnahmen bei der Hundesteuer.

Wer die diversen Restaurierungs- und Straßenbauarbeiten im Eichsfeld bezahlt, wäre noch zu klären. Aber allein für die Ausbesserung der an der Wallfahrtskapelle vorbeiführenden Gemeindestraße sowie anderer kleinerer Wege sind bereits mehr als 1,5 Mio. Euro veranschlagt, die das Land Thüringen trägt. Zudem wird von Wingerode kommend eine neue 4,2 km lange Straße gebaut und die Forststraße durch den Wald auf vier Meter verbreitert. Mehrkosten?

In der Annahme, dass der Papst im Eichsfeld die Burg Scharfsteinstein als Predigtort für seinen Feldgottesdienst nutzen könnte, hatte der Landkreis mit großem Kostenaufwand die Burg Scharfenstein „hergerichtet“ und eine neue Straße gebaut. Daraus wird nun nichts, aber nun macht der Landkreis aus der Burg eben ein christliches Zentrum. Mehrkosten?

Man lässt sich in Thüringen überhaupt nicht lumpen, denn während Präsident Obama sich bei seinem Staatsbesuch in Dresden 2009 mit einer Eskorte von fünf Polizeimotorrädern mit weiß gekleideten Polizisten begnügen musste, wird der Autokonvoi des Papstes, der aus 40 bis 50 Limousinen bestehen wird, von fünfzehn vorausfahrenden Motorrädern eskortiert. Insofern wird es vermutlich alles in allem eine Summe werden, die bei mindestens rund 8 bis 10 Mio. Euro liegt.

Der Chefkoordinator des Bistums für das Eichsfeld wird auch allmählich nervös und wehrt Fragen, was der Papstbesuch kostet, barsch ab und verteidigt sich, er wolle sich nicht „eine Finanzdiskussion aufzwingen zu lassen.“ Schließlich würde der Papst mit den Menschen beten und ihnen „Trost, Kraft und Zuversicht bringen“. Sein Verweis auf den unsinnigen kostspieligen Formel 1-Zirkus will aber nicht verfangen, denn der wird aus Werbung finanziert und es ist wohl noch nicht beabsichtigt, dass der Papst auf seiner Mitra beispielsweise eine „Red Bull“-Werbung platziert.

Was die öffentlichen Aufwendungen in Berlin kosten werden ist unklar, aber man wird sicherlich Tomatenwürfe (wie 1996 bei Johannes Paul II) auf das fahrende schusssichere Aquarium (volkstümlich „Papamobil“ genannt) verhindern, indem der Papst nur mit gepanzerten Limousinen durch die Straßen gebracht wird. Abgesehen von möglichen weiteren Tomaten und der Belästigung durch sich küssende und knutschende Schwulen- und Lesbenpärchen, kann das fahrende schusssichere Aquarium, in dem der Papst sich öffentlich zur Schau präsentiert und begaffen lässt, nicht eingesetzt werden, denn es fährt als geschenktes Spezialfahrzeug von Mercedes-Benz maximal 40 km/h.

Da der Besuch „Seiner Heiligkeit“ generell als Sicherheitsstufe 1 gilt, wird man für Berlin (aufgrund des hohen Symbolcharakters) noch einen ‚Hauptstadtmalus’ höherer Kosten anzusetzen haben, wobei rund 5 Mio. Euro nicht unrealistisch sein werden.

Nur mit diesen geschätzten Kosten der Länder und Kommunen ist man bei insgesamt schon rund 20 Mio. Euro aus Steuergeldern für eine hastige, religiöse Pastoralreise.

Öffentliche und private Mehrkosten

Dazu kommen noch die öffentlichen und privaten Mehrkosten durch Maßnahmen anlässlich des Papstbesuches. Die 30-stündige Autobahnsperrung auf 50 km der A38 in Thüringen, die als Parkplatz für Autobusse gebraucht werden, wird für Tausende von Autofahrern Mehraufwendungen bedeuten. Die Flugplatzsperrung in Freiburg, die privaten Aufwendungen der zahlreich organisierten ‚Pilgerreisen’, die Kosten der Sicherheitsüberprüfungen der Teilnehmer-Anmeldungen durch das Bundeskriminalamt, die Kosten des ZDF und der ARD für die stundenlangen Direktübertragungen, die eine Größenordnung von mehreren Millionen haben werden, etc. Mit den Kosten der Umsatzeinbußen der Geschäfte durch die unsäglichen Sicherheitsmaßnahmen (die allein schon bereits darauf hinweisen, dass dieser Papst und seine Kirche anscheinend kein Gottvertrauen besitzen) wird man bei dem gleichen Betrag sein, den die katholische Kirche zahlt.

Eine Größenordnung von rund 25 bis 30 Mio. Euro aus Steuergeldern und weiteren Kosten, die zusätzlich zu den 25 bis 30 Mio. Euro der katholischen Kirche finanziert werden müssen, ist vermutlich realistisch. Also sind es für die knapp viertägige Papst-Stippvisite insgesamt rund 50 bis 60 Millionen Euro.

Die Kostenbeteiligung der Kirche verweist auch noch einmal darauf, dass es kein Staatsbesuch ist, denn seit wann bezahlt ein Gast für etwas, wenn er eingeladen ist? Das stellt die Darstellung, der Papst spreche im Bundestag als Staatsoberhaupt allerdings vollkommen in Frage. Aber das hat so richtig bisher auch niemand gesagt.

Ansonsten ist alles ganz normal. Die Events lassen die Hotelpreise um ein Drittel steigen, die staatlichen Kunstsammlungen in Dresden zeigen anlässlich des Papstbesuches die Ausstellung „Himmlischer Glanz, Raffael, Dürer und Grünewald malen die Madonna“, das „Ratzefummel“ - Radiergummi ist das beliebteste Souvenir zum hohen Besuch und heftige Debatten in den Regionalzeitungen heizen die Stimmung an.

C.F.

 

In Teil 2 geht es um Schulferien für Kinder, dringende Helfersuche, die Uninteressiertheit von Katholiken und vergleichsweise wenigen Anmeldungen, was eine evangelische Ministerpräsidentin besonders am Papst schätzt, dem angeblichen Rücklauf der Steuergelder in Ertragssteigerungen für den örtlichen gewerblichen Einzelhandel u.a.m.