Militärbischof Overbeck: Der Bock als Gärtner

Kein adäquates Sexualverhalten gestattet

Die katholische Kirche steht Homosexuellen aber kein ihrer Orientierung adäquates Sexualverhalten zu, sondern verlangt von Homosexuellen, dass sie auf Sex verzichten. („Homosexuelle Menschen sind zur Keuschheit gerufen“, s.o.)

Es ist allerdings nicht so, dass die kirchlichen Dogmen nur Homosexuelle betreffen. Denn:

  • Die katholische Kirche lehnt nicht nur gleichgeschlechtlichen Sex ab, sondern auch Selbstbefriedigung und außerehelichen Sex. Damit steht ihre Lehre nicht nur im Gegensatz zu homosexuellem Verhalten, sondern dürfte praktisch das Sexualverhalten aller Soldatinnen und Soldaten ablehnen.
  • Die katholische Lehre steht auch in diametralem Gegensatz zu der vernünftigen und pragmatischen Strategie der Bundeswehr, den Soldaten die Benutzung von Kondomen und notfalls sogar den Besuch von Prostituierten zu empfehlen. Muss man den berufsethischen Unterricht der Soldatinnen und Soldaten dann auch noch in die Hände katholischer Bischöfe und Geistlicher geben? (Wer wissen will, was dabei herauskommt, sollte das LKU-Themenheft „Partnerschaft + Ehe + Familie“ studieren – inklusive einer Einladung zur Soldatenwallfahrt nach Lourdes (Rückseite) und dem Hinweis, dass „gemeinsames Beten als ein stabilisierender Faktor von Ehen gilt“. (S. 5) Das Thema der hier zitierten Führungshilfe „Umgang mit Sexualität“ ist auf dem Themenplan für den LKU überhaupt nicht vorgesehen, obwohl seine Bedeutung unmittelbar aus dem Text hervorgeht.)

Für die militärischen Vorgesetzten

„gilt es insbesondere, Toleranz gegenüber einer anderen geschlechtlichen Orientierung einzufordern. Der Vorgesetzte muss dabei beachten, dass es z.B. gegenüber der Homosexualität in der Gesellschaft zum Teil noch tief sitzende Vorurteile gibt, die bis zu einer fundamentalen Ablehnung reichen.”

Wie gesagt, die Hervorhebungen sind hier bereits im Original. Toleranz für Homosexuelle ist nicht nur zu praktizieren, sondern einzufordern.

Man muss sich aber folgendes vergegenwärtigen: Die „tief sitzenden Vorurteile“ gegenüber der Homosexualität „bis zur fundamentalen Ablehnung“, die die Führungshilfe als Problem benennt, dürften in erheblichem Umfang auf die katholische Lehre zurückgehen und derzeit kaum von jemandem so personifiziert werden wie von Papst Benedikt und Militärbischof Overbeck. Wenn das Verteidigungsministerium katholische Geistliche – und insbesondere Bischof Overbeck – mit der berufsethischen Ausbildung der Soldatinnen und Soldaten betraut, macht es den Bock zum Gärtner.

Oder anders ausgedrückt: Katholischen Geistlichen sollte besser Ethik- und Lebenskundeunterricht erteilt werden statt sie diesen erteilen zu lassen.

M.E. ist es auch unzumutbar für homosexuelle Soldaten, zu einem „Ethikunterricht“ durch Vertreter einer Weltanschauung verpflichtet zu sein, die ihr Sexualverhalten offiziell und öffentlich als „schlimme Abirrung“, „widernatürlich“, „objektiv ungeordnet“ und „nicht zu billigen“ bezeichnet und die Anerkennung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften massiv bekämpft.

Matthias Krause