Vom Umgang mit Weltanschauungen

Das Großereignis des Mannheimer Katholikentags zeigte einmal mehr ganz deutlich, wie eng Politiker, Stadtverwaltung und Kirche zusammenarbeiten.

Diese Verquickung von Stadt (Staat) und Kirche zeigten Oberbürgermeister Dr. Kurz und Stadtdekan Karl Jung sehr eindrücklich, als die beiden im Februar 2012 gemeinsam beim Faschingsumzug erschienen, verkleidet, mit vertauschten Rollen, als Don Camillo und Peppone. Und nochmal im März, als sie für die Betten-Such-Aktion für die Katholikentags-Besucher (Slogan: „Ein Bett wäre nett“) zusammen in „die Kiste sprangen“. Eine perfekte Symbolik für das deutsche Verhältnis von Staat und Kirche.

Weltanschauliche Werbung ist – zumindest solange es um religiöse Weltanschauungen geht – für die Mannheimer scheinbar kein Problem. So konnte während der letzten Jahre die „Islamische Gemeinschaft Milli Görüs“ (IGMG) bereits zwei islamische Werbekampagnen starten. Mit Koran-Plattitüden wurde für die „Religion des Friedens“ auf Litfaßsäulen und Werbegroßflächen missioniert.

Auch Evangelikale können ungehindert werben. Ihre Drohbotschaften – wer nicht glaubt wird gerichtet (sprich: Folterhölle) – gehen dem Mannheimer, so wie vieles, als bunte Multikulti-Vielfalt durch. Kritische Stimmen hierzu werden in der kirchennahen Regionalpresse (Mannheimer Morgen) nicht publiziert.

Auch staatliche und öffentliche Einrichtungen kooperieren mit evangelikalen Gruppierungen. So treffen sich Adventisten zur jährlichen Missions-Konferenz in der staatlichen Schule „Integrierte Gesamtschule Mannheim-Herzogenried“ (kurz: IGMH). Fundamentalistische Prediger können in der Turnhalle des Sportverein TSV 1846 sonntags offen gegen Gottlosigkeit hetzen und Kindern mit Höllenstrafen drohen – während sich die anders- oder ungläubigen Vereinsmitglieder im direkt darunter gelegenen Fitness-Studio diese Verunglimpfungen gefallen lassen sollen.

Die Mannheimer rühmen sich gerne mit ihrer ach so linken, aufklärerisch-liberalen und progressiven Tradition. Bekannt ist die Legende vom „roten Mannheim“. Historische Ausstellungen der Reiss-Engelhorn-Museen werden aber im „roten Mannheim“ ganz unaufklärerisch-klerikal in Form von Gottesdiensten eröffnet, wie der Eröffnungsgottesdienst zur Staufer-Ausstellung sowie der Eröffnungsgottesdienst zur Ausstellung über Benedikt von Nursia.

Und mit ihrer Kirchenaustrittsverhinderungsgebühr in Höhe von 50 Euro erreicht die Stadt Mannheim, im bundesweiten Vergleich, Spitzenposition.

Peter Schmied