Das ‚Feuer‘ muss man selbst mitbringen …

Wie werden die Studenten für diese Aufgabe vorbereitet?

Bevor ein Student zum ersten Mal überhaupt mit einem Schüler in Kontakt kommt, muss er erst einmal an den Organisatoren vorbei. Wir haben ein Bewerbung-Procedere, Gespräche über die Motivation, kann sich der Student überhaupt vorstellen, einen Schüler zwei Jahre lang zu begleiten, damit auch eine Verantwortung übernehmen? Wenn das klar ist, haben wir Seminare über die gesamte Coaching-Zeit hinweg, angefangen vor dem ersten Coaching, bis zu fünf Seminarblöcken während der zwei Jahre. Das machen wir dann auch nicht mehr selber. Da kommen Profis und Trainer von der zentralen Dachorganisation in Friedrichshafen, die das seit vielen Jahren machen - Seminare, Grundlagenkommunikation, Was ist Coaching?, Was ist Coaching nicht? Abgrenzung zu Therapie, etc. - und so werden die Studenten intensiv vorbereitet.

Bekommen die Studenten eine Aufwandsentschädigung?

Nein! Sie bekommen finanziell gar nichts. Was sie bekommen ist eine Begleitung, sie lernen selber etwas und bekommen von uns auch eine entsprechende Bescheinigung, was sie geleistet haben. Neben diesen so genannten „soft skills“ darf man die Wertschätzung nicht unterschätzen, wenn man bei einer Bewerbung sagen kann, dass man zwei Jahre lang diese Aufgabe übernommen hat. Es ist insofern in mehrerer Hinsicht gut für den Lebenslauf. Generell kann man das Engagement nicht mit Punkten oder anderem belohnen, das muss aus sich selbst heraus belohnt werden.

Wie viele Stunden pro Woche werden dafür aufgewendet?

Das ist sehr unterschiedlich. Wir empfehlen unseren ‚Coaching-Paaren‘, sich ein bis zweimal innerhalb von zwei Wochen zu treffen, das kommt bei gut laufenden Beziehungen auch ganz gut hin, und da braucht man dann pro Treffen zwei bis drei Stunden. Mann kommt dann etwa auf drei Stunden pro Woche. Aber, wenn wir uns auch ausdrücklich nicht als Nachhilfe verstehen, entstehen doch manchmal Situationen, wo man hilft. Ich selber studiere Elektrotechnik und als bei einem Treffen klar wurde, dass mein Schüler zwischenzeitlich Probleme mit Mathematik hat, haben wir den ganzen Nachmittag Mathematik gemacht. Und jetzt, vor der Abschlusszeit in der Schule, weiß ich von mehreren Coaches, dass sie sich das ganze Wochenende zusammengesetzt haben. Da kommt dann schon mal zeitlich mehr zusammen.

Auf der Seite von „Rock Your Life!“ Berlin steht u.a.: „Wir suchen aktuelle Unterstützung!

Genau! Es werden immer noch Leute gebraucht. Den Verein gibt es ja auch erst seit zwei Jahren in Berlin und so brauchen wir Unterstützung in zwei Bereichen. Zum einen natürlich Coaches, zum anderen aber auch Mitarbeit im Organisationsbereich.

Für die Coaches geht es dann normalerweise mit dem Beginn des neuen Schuljahres los, in Berlin also etwa ab August, in anderen Bundesländern teilweise erst im September. Im dahinter liegenden Organisationsbereich, der ja nicht so sichtbar ist, brauchen wir auch noch Unterstützung. Das heißt, alles, was mit dem Coaching zusammenhängt wird als Koordination und Ansprechpartner betreut. Aber es gibt noch Weiteres: Wir haben in Berlin vier Universitäten und 22 Fachhochschulen - dort soll „Rock Your Life!“ mit Namen und Konzept bekannter gemacht werden. Das Unternehmensnetzwerk soll weiter ausgebaut werden … Überall dort wird vehement Mithilfe gesucht.

Was finanzieren die Sponsoren aus der Industrie?

Die erwähnten Seminare sind der größte Kostenfaktor. Ein Trainer pro Seminartag kostet etwa dreihundert Euro und wenn man das hochrechnet, sind das bereits zwischen zwölf- bis fünfzehntausend Euro an Seminarkosten in Berlin. Dazu kommen dann noch die Materialen und Unkosten der Organisationsarbeit. Vorwiegend geht es jedoch darum, dass die externen Fachleute finanziert werden müssen.

Wir haben in Berlin niemanden, der Geld mit „Rock Your Life!“ verdient. Die zentrale gemeinnützige GmbH in Friedrichshafen hat drei Festangestellte und das sind die Einzigen, die deutschlandweit Geld mit „Rock Your Life!“ verdienen. Alle anderen, an den mittlerweile 26 Standorten, arbeiten rein ehrenamtlich.

Gibt es von Ihnen jetzt noch etwas, was für Sie am Wichtigsten ist und was Sie gerne öffentlich machen würden?

Ja, wir brauchen noch viele Unterstützer. Aber das Entscheidende ist dabei nicht viel Vielzahl, sondern dass Leute zu uns kommen, die den Sinn stehen und die ein Feuer haben, etwas mitbewegen, etwas tun zu wollen. „Rock Your Life!“ ist relativ jung - deutschlandweit seit vier Jahren, in Berlin seit zwei Jahren - und so ist es immer noch sehr dynamisch. Es ist egal, was die Leute studieren, es ist egal, aus welcher Richtung die Leute kommen, welches Geschlecht oder Hautfarbe sie haben, sie müssen nur dieses Feuer mitbringen.
 

Daniel Menzel, danke für das Gespräch und weiterhin Erfolg.

Die Fragen stellte Carsten Frerk.