Humanistisches Programm

SCHWERIN. Im Oktober vorigen Jahres gründete sich in Mecklenburg-Vorpommern

ein Humanistischer Landesverband des HVD. Der hpd begleitete diese Innovation. Die Arbeit vor Ort hat begonnen und die dortigen Humanistinnen und Humanisten sind mit ihrem politischen Programm an die Öffentlichkeit gegangen. Der „Kulturbund“ Schwerin und das „Schweriner Fachwerk“ laden zum 29. März zu einer öffentlichen Veranstaltung (siehe unten) ins „Haus der Kultur“, die Schweriner „Ebert-Stiftung“.

 

„MODERNER HUMANISMUS – Was Konfessionsfreie zu sagen haben.“ Hierzu spricht und diskutiert mit den Anwesenden: Dr. Horst Groschopp, Berlin, Bundesvorsitzender des Humanistischen Verbandes Deutschlands und Direktor der Humanistischen Akademie Deutschland.

 

Aus der Begründung der Organisatoren des „1. Alpha-Omega-Treffs“: „Während die evangelischen Landeskirchen schon sehr konkret über die Zusammenlegung der drei norddeutschen Kirchen verhandeln, um mit einer Stimme gestärkt auftreten zu können – für oder gegen wen? -, beginnt der Humanistische Landesverband Mecklenburg-Vorpommern sich gerade erst zu festigen, ohne, dass Schwerin dabei eine besondere Rolle spielt.

 

Während der Humanistische Verband in Berlin auf vielen Feldern gleiche Rechte wahrnehmen kann, wie alle großen Kirchen, besteht in Mecklenburg-Vorpommern ein unverhältnismäßiges Übergewicht der Kirchen bei Anhörungen im Gesetzgebungsverfahren, Religionsunterricht usw. Obwohl eine eindeutige Mehrheit kein religiöses Leben im Lande lebt.“

 

Auf dem Themenabend „Moderner Humanismus – Was Konfessionslose zu sagen haben“ wird es garantiert auch um die „Politische Erklärung“ des HVD MV gehen, die der hpd im Folgenden zitiert:

 

„In unserem Bundesland Mecklenburg-Vorpommern sind die Konfessionsfreien in der absoluten Mehrheit – mehr als drei Viertel der Bevölkerung. Bisher fehlte diesen Menschen eine Organisation, die ihre gemeinsamen Interessen vertritt. Die Gründung des Humanistischen Verbandes Mecklenburg-Vorpommern ändert diese Situation. Der Verband ist gewillt, die Gleichbehandlung der Konfessionsfreien, seien es Agnostiker, Atheisten, Freigeister, Freidenker, Humanisten, Skeptiker oder Suchende im Lande durchzusetzen. Der HVD-MV bittet um das Vertrauen dieser Bürgerinnen und Bürger und lädt sie ein, den neuen Verband durch ihre Mitwirkung bzw. Mitgliedschaft zu stärken.

 

  • 1. Der HVD-MV ist eine Weltanschauungsgemeinschaft im Sinne des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland, ein eingetragener, gemeinnütziger Verein mit Sitz in Schwerin, der auf regionale Schwerpunkte im Land hinarbeitet.
  • 2. Der HVD-MV erstrebt den Status einer Körperschaft des öffentlichen Rechts, ist parteipolitisch ungebunden und demokratisch organisiert. Der HVD-MV ist Mitglied im bundesweiten HVD.
  • 3. Die Mitglieder des HVD-MV leben und vertreten einen modernen Humanismus. Ihre Weltsicht ist rational und allein an der Würde des Menschen orientiert. Sie verbindet eine ethische säkulare Lebensauffassung, deren Wurzeln bis in die Antike reichen.
  • 4. Die sich zum HVD-MV zusammenschließenden Menschen und künftigen Regionalverbände handeln im Interesse aller gleichgesinnten Menschen. Sie stellen ihre Organisation in den Dienst der konfessionsfreien Menschen. Sie bündeln ihre Potentiale, verbessern die Bildungsarbeit, erschließen Wirkungs- und Arbeitsfelder, erweitern die Ehrenamtlichkeit und stärken die Professionalität. Der Verband betrachtet es als seine Aufgabe, Orientierungshilfen zu geben und zur Humanisierung der Gesellschaft beizutragen.
  • 5. Humanistinnen und Humanisten halten die Verwirklichung der Menschenrechte für den Schwerpunkt humanistischer Praxis. Deshalb wenden sie sich gegen jede Diskriminierung und Einschränkung dieser Rechte aufgrund der ethnischen Abstammung, des Geschlechts, des Alters, einer Behinderung, der Gesundheit, der nationalen und sozialen Zugehörigkeit, der Partnerschaft, der religiösen Bindungen oder der sexuellen Orientierung, egal wo sie auftreten. Frieden, Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit sind dagegen die zentralen Ziele des Humanismus.
  • 6. Der HVD-MV stellt sich einer Vielzahl von Aufgaben. Er will eine humanistische Fest- und Feierkultur entwickeln und bei der Jugendweihe sowie der Jugendarbeit mit dem Interessenverein humanistische Jugendarbeit und Jugendweihe Mecklenburg-Vorpommern eng zusammenarbeiten, wissenschaftliche und bildende Veranstaltungen durchführen und weltanschauliche und politische Aus-, Fort- und Weiterbildung betreiben. Seine besondere Aufmerksamkeit gilt der Wohlfahrtspflege und der Trägerschaft von Bildungs-, Gesundheits-, Sozialeinrichtungen und Beratungsstellen.
    Der HVD-MV will eine zeitgemäße Medienarbeit aufbauen und internationale Begegnungen, Projekte der Entwicklungshilfe fördern, sich an Gesellschaften und anderen Vereinigungen beteiligen, sofern sie dem Vereinszwecke dienen.
  • 7. Der HVD-MV steht in einer freigeistig-humanistischen Tradition, die bis ins frühe 19. Jahrhundert und, blickt man auf die Geschichte der Aufklärung und des Humanismus, noch viel weiter zurückreicht. Diese Geschichte, einschließlich die des Freidenkerverbandes der DDR und des in dieser Region vor der Wende stark ausgeprägten „wissenschaftlichen Atheismus“ hat der HVD-MV historisch-kritisch aufzuarbeiten. Er wird prüfen, inwiefern er Ausstellungs- und Forschungsvorhaben sowie Erinnerungen im öffentlichen Raum unterstützen und Forschungs- und Projektaufträge in dieser Richtung vergeben kann.
    Der HVD-MV nimmt seine Verantwortung hinsichtlich der Archivierung, Dokumentation und Veröffentlichung wissenschaftlicher Arbeitsergebnisse gemäß seinen Möglichkeiten wahr.
  • 8. Der Verband tritt ein für eine demokratische und pluralistische Gesellschaftsordnung, in der alle Weltanschauungs-, Religions- und Kultusgemeinschaften gleichberechtigt, getrennt vom Staat, unter Achtung des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland die Interessen ihrer Anhängerschaft vertreten können. Deshalb tritt er für Gleichbehandlung ein. Er will dazu beitragen, die verfassungsmäßig garantierte Weltanschauungsfreiheit im Bundesland durchzusetzen. Der HVD-MV wendet sich gegen kulturelle Beliebigkeit und achtet die kulturellen Traditionen der Region. Gerade deshalb ist der HVD-MV parteipolitisch neutral und unabhängig.
  • 9. Abgeleitet von diesen Prinzipien steht in der Tätigkeit des HVD-MV die humanistische Bildungsarbeit im Vordergrund. Der Verband ist nur legitimiert, weil er die Kultur- und Weltanschauung „Humanismus“ vertritt und weiterentwickelt. Gerade zu diesem Zweck muss die Kultur- und Bildungsarbeit den Diskurs mit Andersdenkenden und religiösen Menschen fördern und fordern.
    Humanistische Bildungsarbeit ist für die Öffentlichkeit bestimmt. Hier sind die Besonderheiten der Region zu beachten. Darüber hinaus ist Bildungsarbeit ein Angebot „nach innen“, die dem Interesse der Mitglieder an Diskussion, Erkenntnis und Wissenserweiterung dient.
  • 10. Der HVD-MV will im kommenden Jahr eine eigene Position zum Ethikunterricht und zu einem eigenen Lebenskundeunterrichts an den Schulen entwickeln nach dem Vorbild Berlins und Brandenburgs und parallel zu den entsprechenden Anträgen des HVD in anderen Bundesländern. Er fordert die Beseitigung der Pflicht zum Religionsunterricht in MV. Der HVD-MV erstrebt ab 2008 die Beteiligung an Rahmenplänen entsprechend dem Schulgesetz.
    Er erstrebt die gleichen Regelungen und Finanzierungen, wie sie für die Kirchen bereits getroffen wurden.
    Ebenso wird der HVD-MV zu gegebenem Zeitpunkt entscheiden, ob er eine Humanistische Akademie gründet als ergänzende Entsprechung zu Evangelischen und Katholischen Akademien in der Bundesrepublik.
  • 11. Die Angebote des HVD-MV sind werteorientiert und den freidenkerischen und humanistischen Traditionen verpflichtet. Er wird Hilfen anbieten, um die Wechselfälle des Lebens zu meistern (Patientenverfügungen, Sterbegleitung). Er fühlt sich einer tätigen Humanität als Lebenshilfe verpflichtet. Angebote in der Schuldnerberatung, Behindertenhilfe u.a.m. sind zu prüfen ebenso wie Schülerclubs, Freizeiteinrichtungen, Hilfen zur Erziehung sowie Ferien- und Reiseangebote.
  • 12. Der HVD-MV ist für seine Mitglieder da. Ohne mehr Mitglieder kann der HVD-MV keine Wirksamkeit entfalten. Mitglieder kommen nur, wenn ihren Bedürfnissen und Interessen entsprochen wird. Mitgliedergewinnung, Stärkung der regionalen Organisationen, attraktive öffentliche Angebote und sinnvolle ehrenamtliche Tätigkeit stehen in engem Zusammenhang. Verbandsdemokratie und Sachlichkeit sowie Effizienz der Leitungsarbeit verbessern sich mit der Förderung von Eigeninitiative.
  • 13. Durch Gründung des HVD-MV erlangen die Humanistinnen und Humanisten Mecklenburg-Vorpommerns ein größeres Gewicht im Bundesverband, in den sie ihre Ansichten und Wünsche einbringen wollen. Das verlangt gemeinsame konzeptionelle und personelle Vorstellungen bis zur Bundesdelegiertenversammlung 2008.
  • 14. Der HVD-MV bekennt sich zum Recht auf und zur Pflicht zu einem friedlichen, toleranten und demokratischem Zusammenleben aller Menschen und wendet sich gegen Radikalismus und Rassismus. Er schließt sich der gemeinsamen Erklärung der im Landtag vertretenen demokratischen Parteien gegen Rechtsradikalismus an. Hier wie auf anderen Feldern wird sich der HVD-MV in die politische Gesellschaftsgestaltung und politischen Aufklärung einbringen. Seine Mitglieder sind der Auffassung, daß nur eine auf Demokratie gegründete Gemeinschaft, die auf Eigenverantwortlichkeit und der freien Selbstbestimmung der Menschen sowie der Wahrung ihrer Grundrechte zum Wohle aller beruht, Mecklenburg-Vorpommern eine menschliche Perspektive zu geben vermag.
  • 15. Bezogen auf das Verhältnis des Staates zu den Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften vertreten die Mitglieder des HVD-MV die Ansicht, dass die – bisher noch unzureichende – Trennung von Staat und Kirchen auf der juristischen Basis der Menschenrechtsartikel der Vereinten Nationen sowie der politischen Gleichbehandlung aller betroffenen Gruppen zu vollenden ist.

Appell: Der HVD-MV ruft alle konfessionsfreien Menschen auf, gemeinsam für ein menschliches und solidarisches Miteinander in unserem Bundesland zu arbeiten. Mecklenburg-Vorpommern braucht den HVD-MV."

 

Die Veranstalter betonen in ihrer Presseinformation, dass sie nicht nur humanistische Fragen der Jugendweihe, der Sexualaufklärung, der Aufklärung, des freien Denkens interessieren. Sie fragen: Welche Chancen hat konfessionsfreie Ethik bei scheinbarer religiöser Übermacht? Humanismus als Verein befördern oder doch besser über eine Partei? Welcher Gottesbegriff kommt in die EU-Verfassung?

 

Welche Fragen interessieren Sie? Rufen Sie an: HVD, Berlin, Dr. Groschopp 030-6139040 oder in Schwerin: 0385 512548.

 

GG