Eine Studie des Pew Research Center (Pew-Forschungszentrum) hat den Zusammenhang zwischen Religiosität und der Einstellung zu Themen wie Frauenrechte, Migration und Homosexualität untersucht. Von den "Unerschütterlichen Sonntags-Kirchgängern" mit konservativen Ansichten bis zu den "Bodenständigen Säkularen" mit überwiegend liberalen Ansichten, konnten sieben verschiedene Typen von Gläubigen bzw. Ungläubigen identifiziert werden.
Zwischen dem 4. und 18. Dezember 2017 wurden 4.729 Personen über 18 Jahren in den USA befragt. Diese Menschen wurden mittels telefonischer Befragung aus einem repräsentativen Personen-Pool ausgewählt.
Im Zuge der eigentlichen Studie füllten die befragten Personen einen sechzehn Fragen umfassenden Bogen aus, um Gruppen definieren zu können. Dabei wurden unter anderem das religiöse Engagement, der religiöse Glaube und die Einschätzung zum Einfluss der Religionen auf die Gesellschaft und das eigene Leben abgefragt. Das Ergebnis waren drei Übergruppen und sieben Untergruppen. Die Übergruppe der streng religiösen Menschen wurde durch das Recherche-Team in die "Sunday Stelwarts" (in etwa die unerschütterlichen Sonntagskirchgänger), die "God-and-Country Believers" (in etwa gläubig an Gott und Vaterland) und die "Diversely Devout" (die Frommen) eingeteilt. Die Übergruppe der reliösen Personen wurde aufgeteilt in die "Relaxed Religious" (etwa die entspannt Religösen) und die "Spiritually Awake" (entspricht den spirituell Wachen). Die letzte Gruppe, die der nicht religiösen Menschen, wurde gesplittet in die "Religion Resisters" (Personen, die Religionen widerstehen) und die "Solidly Secular" (bedeutet soviel wie bodenständig säkular.).
In den drei, bzw. sieben Gruppen fanden sich Menschen, die sich unterschiedlichen religiösen Richtungen zugehörig fühlen oder Religion sowie Spiritualität für sich ausschlossen. Darunter waren protestantische Personen verschiedener Kirchen, katholische, mormonische und orthodoxe Christliche, aber auch Zeugen Jehovas und andere Christen. Ebenfalls befanden sich unter den Befragten jüdische, muslimische, buddhistische, hinduistische und anderen Religionen zugehörige Menschen. Vertreten waren auch AgnostikerInnen, AtheistInnen und Personen, die für sich angaben, an nichts besonderes zu glauben.
Unter den Befragten stellte die Gruppe der streng religiösen Menschen den größten Anteil mit 39 %, gefolgt von den religiösen mit 32 % und den nicht religiösen Menschen mit 29 %.
Als streng religiös eingeordnet wurde, wer mindestens einmal die Woche, wenn nicht gar öfter, religiöse Handlungen wie Gottestdienstbesuche oder das Lesen als heilig geltender Schriften durchführte. Protestanten machten hier die größte Gruppe aus.
Die Untersuchungen des Recherche-Teams zeigten einige interessante Möglichkeiten zu Verbindungen zwischen religiösen und weltlichen Ansichten auf. So fassten sie zusammen, dass die strenger religiösen TeilnehmerInnen nicht nur häufig Gottesdienste besuchten, beteten und die heilige Schrift lasen, sondern sich auch öfter in ihren Gemeinden engagierten, bei Wahlen eher die Republikaner wählten, Abtreibung, Alkohol und Homosexualität eher ablehnend gegenüberstanden.
Migration und Flucht sahen sie eher als Gefahr für die USA an. Neben dem Glauben an Gott, glaubten einige, vor allem aus der Untergruppe der "Diversely Devout", auch an spirituelle Energien, Medien wie Hellseher und die Wiedergeburt.
Die Gruppe der religiösen Personen wird vom Recherche-Team als Gruppen umschrieben, der Religion, nicht jedoch deren Ausübung (z. B. in Form von Gottesdiensten), wichtig ist. Ihrer Ansicht nach ist es nicht notwendig, an ein göttliches Wesen zu glauben, um sich als moralische Person zu verhalten. Viele von ihnen glauben an Himmel und Hölle, aber auch an spirituelle Dinge wie Energien an bestimmten Orten oder in Gegenständen. Die Bibel wollen sie nicht wörtlich nehmen.
Im Kontrast dazu stehen die nichtreligiösen Gruppen. Diese neigen eher dazu die Demokratische Partei zu wählen, sind eher bereit ihre Regierung zu kritisieren und diese aufzufordern, das Wohl der Menschen nicht den Einzelnen zu überlassen, sondern sich für Menschen einzusetzen. Menschenrechte möchten sie eher gleich verteilt sehen. Ihre Ansichten z. B. zur Abtreibung ist liberaler. Sie sind überzeugt, dass die Kirchen dem Land mehr schaden als nutzen und glauben selten an spirituelles wie das Hellsehen, Energien an Naturschauplätzen oder Wiedergeburt.
Unterschiede in z. B. Geschlecht und Einkommen konnte das Recherche-Team ebenfalls in den sieben Unterkategorien feststellen. So dominiert bei den "Spiritually Awake" der Anteil der Frauen, während es bei den "Solidly Secular" vor allem Männer sind, die sich gegen organisierte Religion aussprechen. Bei den Säkularen fällt auch die höchste Rate gebildeter Personen mit hohem Einkommen auf.
Wer (natürlich leider auf Grundlage nordamerikanischer Daten) sich selbst einmal testen möchte, kann selbst die 16 Fragen beantworten, die vom Recherche-Team entworfen wurden.
2 Kommentare
Kommentare
Hans Trutnau am Permanenter Link
Testergebnis für mich ja (fast) vorhersehbar: Solidly Secular.
Karl-Heinz Büchner am Permanenter Link
Die Ultras unter den Religiösen nennt die Studie nicht "Sunday Stelwarts" sondern "Sunday Stalwarts" also etwa das, was man beim Fußball auch Ultras nennt.