USA – eine "christliche Nation"?

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St.-Patrick's-Kathedrale in New York City.

Immer wieder beherrschen christlicher Nationalismus und der berühmte "Bible Belt" (Bibel-Gürtel) Berichte über die USA. Doch das Bild des Landes als "christliche Nation" trifft immer weniger zu. Dies belegt auch die jüngste Studie des Meinungsforschungsinstituts Pew Research Center.

Bereits eine im September veröffentlichte Studie des Pew Research Center zeigte, dass der der Anteil der Christinnen und Christen in den USA stark im Sinken begriffen ist. Waren Anfang der 1990er Jahre noch rund 90 Prozent der US-Amerikanerinnen und -Amerikaner christlich, kam eine Schätzung 2020 auf lediglich 64 Prozent, während 30 Prozent angaben, keinerlei religiöse Bindung zu haben.

In seiner jüngsten, Ende Oktober veröffentlichten Umfrage wollte das Pew Research Center nun wissen, wie die Amerikanerinnen und Amerikaner zum Konzept einer "christlichen Nation" stehen.

Deutlich wurde bei der Umfrage, dass in den USA bis heute der sogenannte "Gründungsmythos" stark wirkt, der besagt, dass die USA als christliche Nation gegründet worden seien. Obwohl dieser Mythos längst entzaubert wurde, waren insgesamt sechs von zehn der 10.588 befragten erwachsenen Amerkanerinnen und Amerikaner der Meinung, dass die Gründer der USA das Land ursprünglich als eine christliche Nation betrachtet hätten.

Weniger als die Hälfte der Befragten (45 Prozent) fanden jedoch, dass die USA heute noch eine "christliche Nation" sein sollten. Darunter etwa sechs von zehn Christen. Allerdings zeigte die Umfrage auch, dass die Meinungen darüber, was eine "christliche Nation" überhaupt sei, sehr unterschiedlich ausfielen. So definieren viele Befürworter einer christlichen Nation das Konzept als im weitesten Sinne die Vorstellung, dass das Land von christlichen Werten geleitet wird. Acht von zehn Befragten, die meinen, die USA sollten eine christliche Nation sein, sind der Meinung, dass die Bibel zumindest einen gewissen Einfluss auf die US-Gesetze haben sollte. Etwas mehr als die Hälfte von ihnen findet sogar, dass die Bibel Vorrang haben sollte, wenn sie dem Willen des Volkes widerspricht.

Das ist wiederum eine durch und durch negative Vorstellung für diejenigen, die sagen, dass die Vereinigten Staaten keine christliche Nation sein sollten. Sie definieren eine christliche Nation als ein Land, in dem in Gesetzen ausdrücklich religiöse Lehren verankert sind, und lehnen dies ab.

Noch deutlicher wird die Ablehnung des Konzepts einer "christlichen Nation" bei gezielten Fragen hinsichtlich der Vermischung von Staat und Religion, die eine große Mehrheit der Befragten sehr kritisch sieht. So sind etwa drei Viertel der Erwachsenen in den USA (77 Prozent) überzeugt, dass Kirchen und andere religiöse Einrichtungen keine Kandidaten für politische Ämter unterstützen sollten. Zwei Drittel (67 Prozent) sind der Meinung, dass sich religiöse Einrichtungen aus politischen Angelegenheiten heraushalten sollten, anstatt sich zu tagespolitischen oder sozialen Fragen zu äußern. Die Umfrage zeigt also, dass die Idee der Trennung von Kirche und Staat bei den Amerikanern insgesamt auf sehr hohe Zustimmung trifft.

Zusätzlich zu den Fragen über eine "christliche Nation" wurden den Befragten auch Fragen nach ihrer Vertrautheit mit dem Begriff "christlicher Nationalismus" gestellt. Insgesamt zeigt die Umfrage, dass mehr als die Hälfte der Erwachsenen in den USA (54 Prozent) überhaupt nichts über christlichen Nationalismus gehört haben, während 14 Prozent sagen, sie hätten "ein wenig", 17 Prozent "etwas", 9 Prozent "ziemlich viel" und 5 Prozent "sehr viel" davon gehört.

Die Befragten, die angaben zumindest ein wenig über christlichen Nationalismus gehört zu haben, wurden anschließend gefragt, ob sie den christlichen Nationalismus befürworten oder ablehnen. Weitaus mehr Befragte äußerten dabei eine ablehnende denn eine befürwortende Ansicht, viele äußerten jedoch überhaupt keine oder gaben an, nicht genug zu wissen, um sich eine Meinung bilden zu können.

Die Pew-Umfrage enthielt auch mehrere Fragen über Religion und den Obersten Gerichtshof. Es zeigte sich, dass der Anteil der Amerikaner, die der Überzeugung sind, dass der Oberste Gerichtshof der Religion gegenüber freundlich gesinnt ist, stark angestiegen ist. Heute sagt dies etwa ein Drittel der erwachsenen US-Bürger (35 Prozent). Ein deutlicher Anstieg gegenüber 18 Prozent im Jahr 2019, als das Pew Research Center diese Frage zum letzten Mal stellte.

Etwa vier von zehn Erwachsenen in den USA (42 Prozent) sagen, dass die jüngsten Entscheidungen des Obersten Gerichtshofs den Interessen der Christen in den Vereinigten Staaten geholfen hätten, verglichen mit 15 Prozent, die sagen, sie hätten den Christen geschadet. Und 44 Prozent der Erwachsenen in den USA sind der Meinung, dass sich die Richter des Obersten Gerichtshofs bei ihren jüngsten Entscheidungen zu sehr auf ihre religiösen Überzeugungen verlassen hätten, während 13 Prozent sagen, dass sie dies zu wenig getan hätten.

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