BERLIN. (hpd) Tanz, Trommeln und Lachen gegen den Schweigemarsch der Fundamentalisten. So hätte das Motto der Kundgebung „Lieben und leben ohne Bevormundung“ auch heißen können, an der am Samstag etwas mehr als 200 Menschen teilnahmen.
Überall leuchteten violette und rosafarbene Luftballons in der Sonne; der Platz vor dem Brandenburger Tor wirkte schon allein optisch bunt und fröhlich. Auch wenn das Thema nicht unbedingt eines ist, dass zu Freudenausbrüchen reizt. Doch weshalb soll man eine Bittermiene aufsetzen, nur weil man dafür auf die Straße geht, dass das Recht der Frauen auf ihren eigenen Körper von ein paar Fundamentalisten in Frage gestellt werden soll?
Ines Scheibe (HVD) und Mechthild Rawert (MdB, SPD) machten in ihren kurzen Ansprachen den Frauen Mut, sich weiterhin gesellschaftlich laut zu äußern und sich nicht davon kirre machen zu lassen, dass es den Anschein hat, als wäre seit 1971 nichts mehr passiert; als gäbe es einen Rollback der Entwicklung.
Das könnte den Anschein haben, aber Evrim Sommer (MdA, Linke) und Anja Kofbringer, (MdA, Grüne und Vorstand des LSVD) wiesen darauf hin, was in den vergangenen Jahren alles an Positivem erreicht wurde. Auch wenn „wir manchmal die Nase gestrichen voll haben“, wenn wieder einmal versucht wird, Frauen oder „sexuell nicht in die vermeintliche Norm Passende“ auszugrenzen und zu diffamieren.
Bevor Prof. Dr. Kaczmaczyk (Charité, Netzwerk FGH) eine (englisch gehaltene) Rede zur Situation der Frauenrechte hielt, wurde getrommelt und gesungen. Auf dem Platz des 18. März unterhielten sich die Kundgebungsteilnehmer quer durch alle Parteien und Organisationen. Denn hier ging es – einen Tag vor der Bundestagswahl – nicht um Parteipolitik. Sondern einzig und allein um Frauen- und Menschenrechte. Da standen Grüne und LINKE (und zwei Piraten) beisammen und diskutierten.
Das rote Sofa auf dem Transporter, der als mobile Bühne diente, war ein Blickfang. Auf ihm nahmen Dr. Jutta Begenau (Ärztin, Netzwerk Frauengesundheit, Berlin) und Dr. Gaby Halder (FPZ-Balance/FIAPAC) Platz, um über die Möglichkeiten zu sprechen, die Frauen in unserer Zeit haben, um sich beraten zu lassen. Birte Rohles (Terre de Femmes) forderte, dass die Gesellschaft hinschauen muss, wenn Gruppen diskriminiert werden und Jörg Steinert (LSVD) und Anna-Lena Schnaars (ProFa Berlin) sprachen mit Sybill Schulz vom Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung über den noch immer notwendigen Kampf für die Rechte von oft ausgegrenzten Gruppen.
Als dann der Schweigemarsch der selbsternannten “Lebensschützer“ am Brandenburger Tor vorüberschwieg; gut bewacht von martialisch anzuschauenden PolizistInnen, wurden sie mit Musik und (einigen wenigen) Buh-Rufen begrüßt.
Hochgeschätzt drei Viertel des Zuges werden weder die Spruchbänder noch die Zurufe verstanden haben; aber immerhin wurde ihnen auch ein polnischsprachiges Plakat entgegen gehalten.
F.N.
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