Zur "being human"-Ausstellung gehört eine zweite kurze Serie mit dem Titel "Schwein gehabt", die ebenfalls die Nähe des Menschen zum Tier darstellt – allerdings in sehr viel drastischerer Form. Sie zeigen eine nackte Frau, die auf dem ersten Bild mit Schweinen spielt und am Schluss, umgeben von Schweinehälften, kopfüber am Fleischerhaken hängt. Wie kamen Sie auf diese Idee?
Nun, Schweine sind überaus intelligente Tiere und eng mit uns verwandt. Die Ähnlichkeit unserer Haut mit der Haut der Hausschweine hat mich schon immer fasziniert und sie sorgt auch dafür, dass diese Bilder so irritierend auf uns wirken. Im Grunde hat diese Serie das gleiche Grundmotiv wie "being human". Es geht darum, den Graben, den wir zwischen uns und den anderen Tieren gezogen haben, zu überschreiten.
War es schwer, ein Model für diese Aufnahmen zu finden?
Nein, eine Künstlerkollegin hat sich sofort bereit erklärt, für dieses besondere Shooting zur Verfügung zu stehen. Das größte Problem bestand darin, dass sie sich schnell mit den Schweinen anfreundete – und das erzeugte natürlich eine starke emotionale Spannung. Doch genau darum geht es ja in der Serie. Wir müssen uns die Frage stellen: Dürfen wir so etwas nahen Verwandten antun? Können wir uns damit abfinden, bloß Schwein gehabt zu haben, nicht als Schweine geboren worden zu sein? Oder machen wir uns die Sache damit nicht doch zu einfach?
Bilder aus der Serie "Schwein gehabt – pigging it"
© Yvonne Salzmann 2013
Im dritten Teil der Ausstellung mit dem Titel "Gefühlswelten" zeigen Sie Fotografien aus aller Welt, aufgenommen mit Einwegkameras, die sie an 50 Freunde sowie Freunde von Freunden verschickt haben…
Ja, die Aufgabe bestand darin, festzuhalten, was Menschen rund um den Globus miteinander verbindet. Es sollte ein besonderer Moment eingefangen werden – ein Moment der Freude, des gemeinsamen Erlebens, des Lachens oder des Weinens.
In welcher Beziehung steht dieser dritte Teil der Ausstellung zu den anderen beiden?
Es geht in der gesamten Ausstellung um die Frage, was es bedeutet, Mensch zu sein. Was zeichnet uns aus? Was ist das Allgemeine, das uns mit anderen verbindet? Und was ist das Besondere an mir als Individuum? Auch wenn wir Menschen ganz gewiss nicht im Mittelpunkt des Kosmos stehen, so ist doch jedes einzelne Individuum ein eigenes Universum, das wir achten sollten – nicht zuletzt deshalb, weil es irgendwann einmal unwiederbringlich verlorengehen wird. Diese existentielle Spannung habe ich versucht, in meinen Bildern einzufangen. Ich hoffe, es ist gelungen.
Liebe Yvonne Salzmann, herzlichen Dank für dieses Gespräch.
Die Fragen stellte Peter Reuter.
Informationen zur Ausstellung gibt es unter bbk-bs.de; Infos zu Yvonne Salzmann unter: salzmann-photographie.de