Österreich

Zwischen Überforderung und Eskalation

Über Facebook und Twitter verbreitet sich das Gerücht, sämtliche Auslagenscheiben am Graben seien zu Bruch gegangen. Die Stimmung in der Öffentlichkeit beginnt sich hochzuschaukeln. Ein Lokalaugenschein ergibt, dass drei Scheiben eingeschlagen wurden. Eine vierte wurde beschädigt. Es hat eine kurze Auseinandersetzung zwischen der Polizei und einer kleinen Gruppe von Demonstranten gegeben.

Vor dem Burgtheater hat die Polizei mehr als hundert Demonstrantinnen und Demonstranten eingekesselt. Warum, weiß niemand so genau. Die Polizei ist nach Augenzeugenberichten bei der Aktion ungewöhnlich hart vorgegangen. "Wir wurden aufgefordert, uns auf diesen Platz zu begeben. Bevor wir überhaupt losgehen konnten, sind wir schon gestoßen worden", schildert eine Demonstrantin.

Nachdem man die Gruppe eine Zeitlang fest gehalten hat, lässt man sie wieder laufen, ohne irgendwelche Personalien aufzunehmen. Warum, weiß offenbar auch niemand so genau. Im Zuge der Aktion kommt es zu Zusammenstößen zwischen Polizisten und einer zweiten, wesentlich größeren Gruppe von Demonstranten, berichtet neuwal.com.

Zwischen Parlament und der U-Bahn-Station Volkstheater hat eine Gruppe von Demonstranten eine Gruppe Polizisten eingekreist. Allerdings mit deutlichem Respektabstand. Ein Demonstrant wirft Feuerwerkskörper in Richtung Polizei. Andere beschimpfen die Beamten. Zwei Radfahrerinnen umkreisen die Polizisten.

Ein Clown marschiert in einer Stechschritt-Karrikatur an ihnen vorbei und löst Gelächter unter Demonstranten und Zuschauern aus.

Verstärkung kommt und eine Teilnehmerin zupft mich am Ärmel. Ich sollte besser weiter weg gehen. Es könnte unangenehm werden. Bilder des Fotografen Daniel Weber zeigen, dass die Polizei sich Gerangel mit Mitgliedern des Schwarzen Blocks direkt bei der Rolltreppe zur U-Bahn liefern.

Die meisten noch verbliebenen Demonstranten verlassen die Umgebung. Vor der Akademie der Bildenden Künste soll es zu Übergriffen kommen, heißt es mittlerweile auf sozialen Netzwerken. Bilder zeigen, wie die Polizei Pfefferspray in Richtung Demonstranten versprüht. Einige Demonstranten attackieren die Schilder der Polizisten mit Fahnenstangen. Ein Polizist schwingt seinen Knüppel. Es gibt Verletzte. Die Veranstalter der Demo sprechen von Polizeigewalt. Mehrere Menschen werden festgenommen, andere ins Krankenhaus eingeliefert.

Ich bespreche die Ereignisse mit Demonstrationsteilnehmern in einem Lokal, das noch offen hat. Es ist gegen ein Uhr früh und die meisten Gäste hier dürften gegen den Akademikerball demonstriert haben. Ein Sanitäter des Roten Kreuzes gesellt sich zufällig zu uns. Er wirkt entspannt. "Heute war unser Einsatz schon um elf beendet. Das ist viel früher als sonst. Es war ruhiger als in den vergangenen Jahren."