Brief an die Kanzlerin

Die Schriftstellerin Juli Zeh schrieb der deutschen Bundeskanzlerin im Juli 2013 einen Brief, in dem sie ihre Besorgnis wegen der Ausspähung durch die NSA kundgab und die Kanzlerin darum bat, sich für die Aufklärung in den "größten Abhörskandal in der Geschichte der Bundesrepublik" einzusetzen. Diesen Brief unterschrieben 67.407 Menschen. Eine Antwort bekam Zeh nicht.

Deshalb erinnert Juli Zeh die Kanzlerin noch einmal an die noch ausstehende Antwort. "Ihr Schweigen dazu, Frau Merkel, ist das Schweigen der mächtigsten Frau Europas. Es schrillt in den Ohren wie das Geräusch von Fingernägeln auf einer Schiefertafel" schreibt Zeh. "Kann es wirklich sein, dass Sie die Tragweite des Problems nicht erfassen? Es geht nicht nur um Ihr Handy. Es geht nicht einmal 'nur' um die Aktivitäten der NSA, auch nicht "nur" um das Verhältnis Deutschlands zu Amerika oder darum, ob Snowden im Untersuchungsausschuss gehört werden soll oder nicht. Wir haben es mit Technologien zu tun, die unsere Lebensrealität bis in den tiefsten Kern des humanistischen Menschenbilds verändern. Es geht also um die Frage, wie wir in Deutschland und Europa in den nächsten fünfzig Jahren leben wollen."