Der Sprachwissenschaftler Anatol Stefanowitsch hat sich gestern die Mühe gemacht, einmal die Überschriften der deutschsprachigen Medien zum aktuellen Konflikt zwischen Israel und der palästinensichen Hamas auszuwerten.
"Die Presseberichte der letzten Tage aus Israel und dem Gazastreifen haben viele Menschen in meinen sozialen Netzwerken als unausgewogen empfunden: viele waren der Ansicht, die deutsche Presse berichte nicht angemessen über den sogenannten 'Nahost-Konflikt' sondern bewerte die israelische Seite übermäßig negativ und interessiere sich hauptsächlich für Angriffe Israels auf Ziele im Gazastreifen, aber nicht für Angriffe der Hamas auf Israel."
Dabei stellte er fest, dass in den 37 ausgewerteten Schlagzeilen Israel 14 Mal explizit als aktiv handelnde Kraft benannt wird, die Hamas jedoch nur 10 Mal.
"Das ist nicht nur ein zahlenmäßiges Ungleichgewicht, die Formulierungen zeichnen auch unterschiedliche Bilder: Israel wird nicht nur als militärisch überlegen dargestellt (was ja objektiv richtig ist), sondern mit Formulierungen wie Offensive, Angriff, mit Militärschlag drohen als Angreifer. ... Die Aktionen der Hamas werden dagegen mit der Formulierung Raketen abfeuern/schießen grundsätzlich nicht als Angriff oder Verteidigung bewertet."