Humanismus und Armut

BERLIN. Die neue, in diesen Tagen erscheinende „diesseits“, die „Zeitschrift des Humanistischen Verbandes“, beschäftigt sich in ihrer

zweiten Ausgabe in diesem Jahr mit dem Thema Armut.

Bereits im Editorial von Manfred Isemeyer, dem Geschäftsführer des Berliner HVD, wird festgestellt, dass Humanistinnen und Humanisten bei der Armutsbekämpfung in einer ethischen Pflicht stehen, Schwachen und Benachteiligten zu helfen. Dazu gehört auch, sich dieser Aufgabe bewusst zu werden. Konkrete Schritte, die bisherige Initiativen besonders in Berlin und Nürnberg ergänzen, werden angeregt.

Isemeyer schlägt vor, den Kauf fair gehandelter Produkte zu unterstützen und anlässlich des Welthumanistentages am 21. Juni eine Spendensammlung durchzuführen, um mit Hilfe des im vorigen Jahr vom HVD gegründeten „Humanistischen Hilfswerkes“ (HHD) ein konkretes entwicklungspolitisches Vorhaben zu unterstützen.

In diesem Zusammenhang ist auf den Bericht in „diesseits“ von Jürgen Gerdes von den „Freien Humanisten“ in Niedersachsen zu verweisen, der über die Geldsammlung für Tsunami-Opfer vor zwei Jahren berichtet und wo und wie das Geld bei Opfern ankam. Das Ereignis führte damals dazu, ein eigenes „Humanistisches Hilfswerk“ des HVD ins Leben zu rufen, das noch in den Anfängen steckt und über den HVD Nürnberg erreichbar ist.

Wie sich der weltliche Humanismus zur Armut stellt, liest sich sehr gut in einer Positionsbestimmung von Michael Bauer, dem Geschäftsführer des HVD Nürnberg, dem Vorsitzenden des oben erwähnten „Hilfswerkes“. Neben einer Begriffsbestimmung und der Aussage, dass auch die Gesellschaft selbst einen entscheidenden Beitrag zur aktivierenden und unterstützenden Hilfe bereitstellen muss, wird auch über den Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung 2004/2005 und die Haltung von Humanisten dazu informiert.

„Gegen Armut und soziale Ausgrenzung“ ist ein Bericht über die vom Landesverband Berlin des HVD vom 19. bis 25. März durchgeführten Aktionstage. Das Motto „Wir bekennen Farbe“ stand über den verschiedenen Kultur- und Bildungsveranstaltungen sowie Informationsangeboten, zu denen der Verband für die von Armut betroffene Menschen eingeladen hatte. Armut ist ein Thema, dem sich der organisierte Humanismus langfristig widmen muss. Das ist das wichtigste Resultat aus dieser Veranstaltung.

Mit der Laudatio auf Wolfgang Lüder und seinem anschließendem Beitrag, ob Schläge in der Ehe nur im Islam erlaubt sind, ehrt man nicht nur den FDP-Politiker, Berliner Wirtschaftssenator, Bürgermeister, Bundestagsabgeordneten und Rechtsanwalt, sondern auch einen betont liberalen Mitgründer des Humanistischen Verbandes, der einen entscheidenden Anteil an wegweisenden Veröffentlichungen des HVD hat, wie dem „Humanistischen Selbstverständnis“ oder der Position zur Patientenverfügung „Autonomie am Lebensende“.

Der Artikel vom HVD-„Sekten“-Experten Ulrich Tünsmeyer „Scientology post portas!!“ versucht einzuordnen, um wen es sich bei dieser relativ kleinen, mit 6.000 Mitgliedern bundesweit zählenden Gruppierung mit wahrscheinlich verfassungsfeindlichen Bestrebungen, wie der Berliner Innensenator neulich feststellte, eigentlich handelt.

Weiter finden sich im Heft interessante Kurzmeldungen, z.B. über das neue Projekt des Berliner HVD, den Kinderhospizdienst „Berliner Herz“; über die humanistische Betreuung der Kleinsten beim HVD in Nürnberg.

Hubert Schulz und Herbert Wils, beide HVD NRW, setzen die Humanismus-Theorie- Debatte in „diesseits“ fort. Das Heft druckt den Aufruf „Pro-Sterbehilfe". Die bekannten Rubriken wie „Aus den Ländern“, „Internationales“, „Einblicke/Ausblicke“, „Forum“, „Magazin“, „Nachgefragt“ strukturieren ein erneut vielfältiges und interessantes Heft, dessen Inhalt nachdenklich macht, an einigen Stellen auch schmunzeln lässt.

 

Aufmerksame Leser des hpd können in der neuen „diesseits“ erkennen, wie nützlich die Zusammenarbeit mit dem hpd geworden ist – und umgekehrt, der Medien der Verbände mit dem hpd. Hier sind alle Beteiligten dabei, Erfahrungen zu sammeln. Wir sind alles lernende Menschen. Wir wissen, dass wir das Meiste nicht wissen. Das gehört zu den spannenden Sachen im Humanismus – und in seinen Medien.

Diejenigen, die „diesseits“ noch nicht kennen, können sich gern hier informieren. Für Internetnutzer steht die Zeitschrift ab Mitte Juni auch als PDF-download dort zur Verfügung. – Aber für richtig Gedrucktes spricht noch immer viel.

 

GG