Nachdenken über den Freitod

Arthur-Koestler-Preis 2007 für Svenja Flaßpöhler

 

AUGSBURG. Dr. Svenja Flaßpöhler erhält den mit 5.000 Euro dotierten

Arthur-Koestler-Preis 2007. Einstimmig erklärte die Jury ihr im WJS-Verlag (Wolf Jobst Diedler jr. - Berlin) erschienenes Buch „Mein Wille geschehe. Sterben in Zeiten der Freitodhilfe" für preiswürdig. Die freie Autorin und Philosophin thematisiert in herausragender Weise den assistierten Suizid, wie er in der Schweiz möglich ist, aus philosophischer und kulturgeschichtlicher Perspektive. Und sie erzählt von zwei Freitodbegleitungen durch die Schweizer Sterbehilfeorganisation Exit, bei denen sie dabei war.

Die Jury würdigte „Mein Wille geschehe" als erstes Buch, das „neutral und wissenschaftlich" über die Praxis des ärztlich begleiteten Suizids im Alpenland berichtet. Es biete zudem eine umfassende Darstellung des Themas Freitod von der griechischen Antike bis heute und berücksichtige dabei auch die allerneuesten Entwicklungen des ärztlich begleiteten Suizids. Die Autorin warne gleichzeitig sehr dezidiert und fundiert vor einem Gesundheitssystem, das sich mehr und mehr an einem Kosten-Nutzen-Denken orientiert. Und sie stellt die Frage, ob die Beihilfe zum Suizid ein humaner Akt sein kann.

Mit Lob bedachte die Jury auch die beiden „ausgesprochen informativen" Beiträge von Daniela Mühlbauer („So zu sterben, ist ein Geschenk", Medical Tribune, 10.11.06) und Dr. Matthias Kamann („Sterben privat", Die Welt, 23.11.06). Mühlbauer's Arbeit - ein Interview mit dem „Exit"-Freitodbegleiter Walter Fesenbeckh - zeige auf, dass es nicht nur im Kirchenvolk, sondern auch unter den Theologen nicht wenige gibt, die der herrschenden Auffassung der Kirchen widersprechen. Dr. Kamann würdigte in seinem Beitrag die Palliativmedizin, die mit DGHS-Themen mehr zu tun habe, als man auf den ersten Blick vermutet. „Denn die Frage des Suizids eines unheilbar Schwerkranken stelle sich immer erst dann, wenn die Palliativmedizin an ihre Grenzen stößt", so Heiner Emde, Journalist und Vorsitzender der Jury.

Die Preisverleihung ist für den 23. November in Düsseldorf vorgesehen.

Susanne Dehmel / DGHS