In den Wochen vor dem 31. Oktober eines jeden Jahres findet in Deutschland der - zum Glück gewaltlos verlaufende - Kampf der Religionen
untereinander und gemeinsam miteinander gegen die so genannten „Nichtgläubigen" statt.
(hpd) Anlass hierfür ist der 31. Oktober, der wie kein anderer Tag im Jahr die Gegensätze von Religion und dem vermeintlichen heidnischen Brauchtum aufeinanderprallen lässt. Gleich für drei Lager der Gesellschaft gibt es einen Grund zu feiern.
Zum Ersten ist da die evangelische Kirche, die an diesem Tag die Segnungen der Reformation
feiert. Der Tag ist in einigen Bundesländern auch heute noch ein Feiertag.
Er geht zurück auf ein Ereignis im Jahre 1517. Martin Luther schlug seine 95 Thesen an die Tür der Wittenberger Stadtkirche und leitete damit die Reformation und die damit folgende Spaltung des Christentums ein.
Luther wählte für seinen Anschlag der Thesen den Vorabend von Allerheiligen, der zweite Grund zu feiern - dieses Mal für die katholische Kirche. Das ältere religiöse Fest wird seit dem 9. Jahrhundert - damals noch nicht gespalten - am 01. November gefeiert. Die Verbreitung verlief über eine längere Zeit, doch 1915 dehnte Papst Benedikt XV des Fests Kraft seines Amtes auf die ganze Kirche aus. Feiertag nur in den katholisch dominierten Bundesländern Deutschlands.
Und - aller religiösen Dinge sind derer drei - schwappte in den letzten Jahren aus Amerika der Halloween - Brauch auch in unsere Breiten über. Der Begriff „Halloween" setzt sich aus: „all hallows' evening" zusammen, was sinngemäß „den Vorabend zu Allerheiligen". Heutzutage ziehen als Hexen, Geister, Vampire, Skelette, Kürbisse, Feen verkleidete Kinder von Haus zu Haus und erbitten von den „erschrockenen" Bewohnern Süßigkeiten. Für viele Kinder ist dies ein Spaß und es spielt dabei für sie keine Rolle, ob sie christlich getauft sind oder keiner Kirche angehören.
Der oberflächliche Beobachter wird den Halloween - Kult wohl am ehesten wahrnehmen, denn schon die Wochen vorher sind aller Ortens ausgehöhlte Kürbisse an Gebäuden, Geschäften und den Strassen zu sehen. Der Handel mischt kräftig mit und bietet alles an, was der „Halloween - Gläubige" an Utensilien benötigt.
Wer jedoch genauer hin schaut, der wird feststellen, dass in bekannter Manier beide christliche Kirchen um jede Seele kämpfen und das ganze „heidnische Spiel" nicht kampflos hinnehmen. Das ist in Zeiten anhaltender Kirchenflucht oder zumindest Desinteresse am kirchlichen Leben für die Beamten der religiösen Apparate wichtiger denn je.
So blieb es nicht aus, dass versucht wird, bestimmte Arten von Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Eine davon lässt sich im katholischen Marienwallfahrtsort Kevelaer finden.
In dem Ort sollen Gläubige nach den strengen Regeln der Kirche eine Stätte der Besinnung finden, an der man neu Beheimatung und Geborgenheit erfahren kann. Und da passen lustige Kinder nicht ins Straßenbild. Deshalb feiert ein Teil der Gemeinde am 31. Oktober ein alternatives Fest zu Halloween. Den Kindern werden „spannende Geschichten" über katholische Totenverehrung und die Heiligen der Kirche erzählt.
Die „Niederrhein Nachrichten" berichteten darüber. Diese Aktion trägt den Namen „Holy wins" und ist keine Erfindung konservativ religiöser Eltern aus Kevelaer. Solche Aktionen sind in Frankreich bereits in den letzten Jahren durchgeführt worden.
Doch auch die evangelische Fraktion des Christentums wettert gegen Halloween und stellt die Wichtigkeit ihres Feiertages für das Seelenheil heraus. Und auch die Ideen blühen reichlich. Eine davon ist das Lutherbonbon welches es seit 2006 gibt. Die Kinder bekommen mit diesem Bonbon auch das Bildnis von Martin Luther, den er wurde ganz lustig zum Einwickeln benutzt. Ob hier nur das Bonbon eingewickelt werden soll, das ist mehr als fraglich. Und dann kann man mit den Kindern über Luther und den Glauben diskutieren. Anregungen dafür gibt es auch hier wie von der Klosterkirche Lippoldsberg.
Diese ganzen Aufregungen der Kirchen um einen eher karnevalistischen Brauch, den man zwar nicht unbedingt braucht, der aber auch keinen Menschen schädigt, kann man nicht nachvollziehen. Im Übrigen zeigt dieses Verhalten, wohin die so genannte Wertevermittlung geht - nämlich nur in eine Richtung. Die multikulturelle Gesellschaft wird schon im eigenen Land ad absurdum geführt.
Wer Harry Potter, Ausgelassenheit und Spaß für gefährlich hält, der kann nicht ganz ungefährlich sein.
Thomas Häntsch