STUTTGART. (hpd/dhuw) Am Sonntag, 17. April, fand die Jugendfeier der Humanisten Württemberg im Häussler Bürgerforum in Stuttgart-Vaihingen statt. Gemeinsam mit den weit über 200 Gästen – Familie und Freunde der neun Teilnehmer der diesjährigen Jugendfeier, sowie Verbandsmitgliedern und Interessierte – wurde der erste Schritt von Kindheit zu jugendlichen Erwachsenen gefeiert.
Ganz ohne Glaubensbekenntnis oder Gelöbnis, dafür kreativ, klug und auch nachdenklich, zeigten die sich die Jugendlichen in ihrer ganzen Vielfältigkeit und setzten damit gemeinsam mit den Humanisten Württemberg die nach dem Verbot unter den Nationalsozialisten mit der Verbandsrestitution 1948 wiederaufgenommene, nun über 60-jährige ununterbrochene Tradition der Jugendfeier des Verbandes fort.
Die Aufregung und Vorfreude konnte man den neun Teilnehmern der Jugendfeier schon ansehen, als sie während des ersten Songs der spritzigen Jugend-Band Chillipie vom Musikseminar Weilimdorf in den mit Frühlingsblumen dekorierten Festsaal einzogen, gemeinsam mit den Jugendreferenten Petra Häneke (Stuttgart) und Ingo Grießbach (Berlin), mit denen sie sich auf diesen besonderen Tag vorbereitet hatten.
Was sie während der Vorbereitungstreffen gelernt haben, das zeigten die Jugendlichen während der Feier deutlich, wird noch weit über diesen schönen Festtag hinaus reichen. Denn, so betonte Andreas Henschel, der Geschäftsführer der Humanisten Württemberg in seiner Begrüßungsrede, es stand besonders die Identitätsfindung auf der Schwelle zwischen Kindheit und Jugend im Mittelpunkt der erlebnispädagogisch gestalteten Vorbereitungen. Und eine große Portion Spaß war garantiert auch dabei: Das verdeutlichten die Bilder von den Treffen, die man gleich im Anschluss auf der Leinwand zu sehen bekam.
Dann folgte die einfühlsame Vorstellung der Jugendlichen durch Petra Häneke und Ingo Grießbach. Hier schwang selbstverständlich auch etwas Stolz der beiden Jugendreferenten über die Jugendlichen mit, die sie für einige Zeit auf ihrem spannenden Weg vom Kind zum jugendlichen Erwachsenen begleiten durften. Im Laufe der Feier sprachen dann die Jugendlichen über Themen, die ihnen besonders am Herzen liegen, einige gaben ihr musikalisches und artistisches Können zum Besten:
Die fröhliche Sarah, deren Opa schon Teilnehmer einer der ersten Jugendweihen des Verbandes nach dem Krieg gewesen war, sprach über den Wert von Freundschaft. Lasse, der immer für gute Stimmung sorgt, und Max, der genauso wie Fabian besonders selbstbewusst war und sich selbst vorstellte, präsentierten einen witzigen und doch kritischen Dialog zum Thema Toleranz. Aljoscha, ein wahres „Unikat“, zeigte nicht nur sein artistisches Können mit den Pois, sondern fasste mal ganz kurz die allgemeine und die spezielle Relativitätstheorie von Albert Einstein zusammen und sorgte damit für verblüffte Gesichter im Publikum. Moritz, der besonders sozial-kompetent ist und alle Anwesenden mit seinem Klavierspiel begeisterte, hatte sich mit den Argumenten für und gegen Atomkraft befasst und war zu dem Schluss gekommen, dass es viel besser sei, auf erneuerbare Energien umzusteigen. Marvin, der die Jugendreferenten mit seinem offenen Umgang mit seiner Vergangenheit beeindruckt hatte, sprach über die Bedeutung von Toleranz, auch zwischen Eltern und ihren Kindern. Der nachdenkliche Dennis plädierte für einen besonneneren Umgang mit der Natur und wünschte sich für die Zukunft, dass die Menschen mehr auf sich und die Tiere achten werden. Der selbstbewusste Fabian sorgte mit „Take five“, gespielt auf dem Akkordeon, für beschwingte Stimmung im Publikum. Und der kluge Naturfreund Arndt, zeigte mit seinen Überlegungen zum Artenschutz das unbedingt schützenswerte Gleichgewicht innerhalb der Natur auf.
Jede Kultur und Tradition – die weltliche, die kirchliche, die natur-religiöse – hat ihre eigenen Übergangsrituale, so Andreas Henschel, eben auch für die Schwelle zwischen Kindheit und Jugend. Das Besondere an der Humanistischen Jugendfeier innerhalb unserer noch immer sehr christlich geprägten Kultur sei das Privileg, eben kein Glaubensbekenntnis ablegen zu müssen, welches die Jugendlichen auf eine bestimmte Religion oder Weltanschauung festlege oder verpflichte. Wichtiges Ziel der Vorbereitung auf die Jugendfeier sei es vielmehr, die Jugendlichen zu ermuntern, ihre eigenen diesbezüglichen Bedürfnisse zu erkennen und wahrzunehmen und ihren eigenen Weg dann mit Selbstbewusstsein zu beschreiten.
Petra Häneke gab den Jugendlichen noch den Wunsch mit auf den Weg, einen Traum zu haben und ihn auch zu leben. Gelöst und stolz gaben die Teilnehmer der diesjährigen Jugendfeier am Ende des Festes mit ihren Blumensträußen und Geschenken ein schönes Bild auf der Bühne ab. Unter Applaus zogen sie dann gemeinsam aus dem Saal. Im Anschluss an die Feier konnte jeder der Jugendlichen diesen besonderen Frühlingstag mit Familie und Freunden ausklingen lassen. Ausgestattet mit einem Stück mehr Selbstbewusstsein, Toleranz und Reflektionsvermögen – und mit dem Gefühl, dass andere an sie glauben. So wie Andreas Henschel, der am Ende der Feier den Jugendlichen voller Überzeugungskraft sagte: „Die Zeit ist reif für das Geschenk, das ihr selbst seid!“.
Julia von Staden