KÖLN. (hpd) Frierend, doch gut gelaunt, verteilten die Mitglieder des Landesverbandes NRW des Internationalen Bundes
der Konfessionslosen und Atheisten e.V. (IBKA) am Morgen des 10.01.2008 ein eigens zu Erzbischof Meisners Soldatenpredigt erstelltes Flugblatt auf der Kölner Domplatte. Das Blatt beinhaltete Zitate Meisners zu Anders- und Nichtgläubigen sowie zu den Themen Abtreibung, Verhütung und Homosexualität. Diesen wurden die politischen Forderungen des IBKA gegenübergestellt. Ebenso machte die Schrift deutlich, daß der Kardinal sein Gehalt über die Dotationen des Landes NRW an die katholische Kirche auch von den Mitgliedern der Bevölkerungsgruppen erhält, gegen die er schon seit Jahren polemisiert.
Ungläubiges Staunen
Die informativ gestaltete Flugschrift ging wie geschnitten Brot! Innerhalb einer Stunde – noch vor dem Beginn des Gottesdienstes – waren etwa 200 Stück unter die Leute gebracht. Es entstanden Diskussionen mit Passanten am ausreichend mit Material ausgestatteten Info - Tisch.
Dies bereitete den Ordnungshütern (Polizei, Militärpolizei und weitere Beamte) offensichtliches Unbehagen. Mehrfach ließen sie sich die behördliche Genehmigung vorzeigen, was immer wieder ungläubiges Staunen auslöste, hatte doch das Ordnungsamt mit den IBKA Stand just dort platziert, wo Meisner - zum Schutze vor Flugblättern von Polizeieinheiten flankiert - mit seiner schicken Luxuskarosse ankommen und zum Dom geleitet werden sollte.
Kopfschüttelnd nahmen die Domplattenschützer zur Kenntnis, dass die Genehmigung ausdrücklich das Verteilen von Schriften außerhalb der Standfläche erlaubt, welche unter den Schutz des Art. 5 GG gestellt sind.
Schutz vor Information
Das Verteilen der Schriften außerhalb der Standfläche war den Amts- und Würdenträgern zu viel der Meinungsfreiheit. Ein etwas hektischer Mensch in Uniform untersagte das Verteilen der Flugschrift bis zum Ende des Gottesdienstes, mit der Begründung: Die Fußgänger auf dem Weg zum Dom würden in der freien Religionsausübung behindert, wenn Ihnen auf dem Weg ein Flyer angeboten wird. Hierzu wurde der Auszug eines Urteiles vorgelegt, welcher das Recht auf Meinungsäußerung zugunsten der Religionsausübung einschränkt. Weder das Aktenzeichen wurde bekannt gegeben noch wurde eine Kopie des Urteils überlassen. Als ob jeder Passant zwischen Hauptbahnhof und Fußgängerzone am Soldatengottesdienst teilnehmen wollte!
Abwarten und Tee trinken
Es blieb vorerst nichts anderes, als die Flugblätter wieder einzupacken und die Zusage zu erteilen, sich an diese Auflage zu halten. Immerhin ging es nicht um Konfrontation mit der Polizei - eine solche wäre wegen der deutlichen Übermacht auch aussichtslos gewesen.
Also: Abwarten und Tee trinken! Bald tippelte auch der Kardinal ein, muckelig flankiert von der Staatsmacht, einem Herren mit einen ‚Kreuz am Stiel' folgend, der den Weg in den Dom wies.
Zwischenzeitlich verloren die Polizisten das Interesse an den IBKA Aktiven, da eine am äußersten Rand der Domplatte platzierte Mahnwache mit Trillerpfeifen und Sprechchören lautstark den nunmehr laufenden Gottesdienst begleitete und wohl gefährlich erschien. Leider wurde eine Kunstaktion von mehreren mit Totenkopfgesichtern bemalten Kriegsgegnern von der Polizei abgebrochen. Nun war dies nicht anders zu erwarten, ist doch der Kunstverstand Meisners erst kürzlich durch die Medien gegangen.
Ein Foto zur Erinnerung
Nach dem Gottesdienst wurden weitere Flyer an Passanten verteilt; es fanden sich noch etliche Abnehmer. Schließlich tauchte auch das ‚Kreuz am Stiel' wieder auf: In bester Prozessionsmanier und wieder gut beschützt verließ Kardinal Meisner den Dom um hinter dem Info - Stand in seine Limousine zu steigen. Diese wirklich schöne und unvergessliche Szene konnte fotografisch festgehalten werden.
Petra Daheim und Rainer Ponitka