„Vom Sendeformat nicht begeistert"

(hpd) Anlässlich des Uri-Geller-Spektakels ein Interview mit Wolfgang Sommer, Präsident des MZvD. Der Magische Zirkel von Deutschland

(MZvD) ist die Deutsche Vereinigung der Zauberkünstler mit 2.700 Mitgliedern. Das Spektrum der Mitglieder reicht vom Hobbyzauberer bis hin zu namhaften Künstlern wie Siegfried und Roy.

 

hpd: Herr Sommer, Menschen lassen sich gerne von scheinbar Unerklärbarem faszinieren. Gut gemachte Bühnenillusionen haben wohl schon jeden einmal in ungläubiges Staunen versetzt. Doch nur wenige Zauberkünstler schaffen es heute noch, zu größerer Popularität zu gelangen. Sehen Sie vor diesem Hintergrund in der Pro7-Show „The next Uri Geller" eher einen Fluch oder Segen?

Wolfgang Sommer: Wir sind von diesem Sendeformat auch nicht begeistert und würden uns eine andere Form der Präsentation von Zauberkunst im Fernsehen wünschen. Leider glauben viele Fernsehmacher, dass man Zauberkunst im Fernsehen als ganz normale Zaubershow nicht bringen kann.


hpd:
In der Selbstdarstellung Ihres Verbandes heißt es: „Die Tricks und Geheimnisse unserer Kunststücke treten in den Hintergrund, wenn wir Sie verzaubern, zum Staunen und Lachen bringen. Geschicklichkeit und Psychologie, gepaart mit dem 'gewissen Etwas', sind Grundlage unserer Passion.
Mit Spiritismus und Schwarzer Magie hat das jedoch gar nichts zu tun. Sinn und Zweck unserer Illusion und unseres Spiels mit dem Schein ist die Unterhaltung des Publikums."
Wie bewerten Sie als Künstlerverband die Grenzüberschreitung von Pro7, Bühnenillusionen als „übersinnlich" zu verkaufen? Haben die Mitwirkenden Illusionisten und Mentalkünstler hier aus Ihrer Sicht eine Grenze überschritten?

Wolfgang Sommer: Nach unserem Kenntnisstand haben die Kandidaten der Show großen Widerstand geleistet zu erklären, dass sie übernatürlich Fähigkeiten hätten, wie es der Sender ursprünglich von ihnen verlangt hat. Es ist ihnen sogar gelungen, die vorgesehenen Verträge zu ändern, in denen jetzt steht, dass sie Zauberkünstler sind.

 

hpd: Houdini, einer der größten Bühnenmagier der Geschichte und noch heute Vorbild fast aller Zauberkünstler, war zugleich Aufklärer gegen Irrationalismus und Spiritismus. Er machte diese Aufklärung sogar zum Bestandteil seines Programms. Müssten sich seriöse Zauberkünstler nicht auch jetzt öffentlich kritisch zu Wort melden, wenn Illusionisten und Mentalkünstler vor Millionenpublikum in Pro7 den Anschein des „Übersinnlichen" erwecken?

Wolfgang Sommer: Die Zauberkünstler melden sich ja zu Wort und sagen ganz klar, dass es sich bei den dort gezeigten Effekten um Tricks handelt und dass die Kandidaten,
jedenfalls soweit sie unserer Vereinigung angehören, ganz normale Zauberkünstler sind.

 

hpd: Unter Zauberkünstlern gibt es den Ehrenkodex, niemals Außenstehenden einen Trick zu verraten. Namhafte Künstler - wie der Amerikaner James Randi - tun dies jedoch im Sinne der Aufklärung über angeblich „übersinnliche" Fähigkeiten. Diese Tricks sind - zugegeben - die Berufsgeheimnisse, von denen die Existenz eines Bühnenmagiers abhängt, andererseits kann man ohne die Offenlegung bestimmter Tricks nur schwer gegen irrationale Scharlatanerie aufklären. Ein Dilemma für seriöse Bühnenmagier?

Wolfgang Sommer: Ja, das ist eine Dilemma für die Zauberkünstler und sicherlich sind zur Aufklärung die Erklärung von Tricks nicht unbedingt erforderlich. Das große Problem ist ja, dass diejenigen, die an die Scharlatane glauben, leider oft auch nicht durch die Erklärung eines angeblichen Wunders zu überzeugen sind.

hpd: Herr Sommer, wir danken für das Gespräch und wünschen allzeit „Gut Trick!".

 

Das Interview führte: René Wiedmann