„Et Dieu crea le rire"

Der in Frankreich sehr bekannte satirische Zeichner Doizy-Falzhobel hat mit „Et Dieu crea le rire" - Und Gott schuf das Lachen -

(1) Ende 2006 sein zweites antiklerikales Buch veröffentlicht. Im Rahmen des Karikaturenstreites ist das Buch auch für deutsche Leser mit einem Minimum an Französisch Kenntnisse eine wahre Bereicherung. Es illustriert, wie die Entheiligung durch die harten Hiebe der satirischen Zeichnung bereits vor etwa hundert Jahre in Frankreich praktiziert wurde. Es stellt eine Forderung nach Gedankenfreiheit und radikaler Anfechtung des christlichen Erbes dar.

Bereits in seinem ersten Buch „A bas la calotte" (2), zur Hundertjahrfeier des französischen Gesetzes von 1905, beschrieb Doizy-Falzhobel den Übergang von der antiklerikalen Karikatur zur Karikatur der Bibel. In der ausführlichen Einführung seines neuen Buches stellt er nun mit historischen Karikaturen und interessanter textlicher Begleitung die Geschichte des freien Gedanken seit der Mitte des XVIII. Jahrhunderts dar. Wenn die Periode auch sehr weit gefasst ist (von Voltaire an bis 1930), dann konzentrieren sich die Bilder jedoch hauptsächlich auf das XIX. Jahrhundert und besonders auf die stürmischen Jahren 1880 - 1920. Die Karikatur gegen Gott taucht allmählich im XIX. Jahrhundert auf, um seine wahre Bedeutung mit der Pariser Kommune einzunehmen.

Der Autor zeichnet in großen Zügen eine Geschichte des Atheismus nach, bevor er zur großen Wende der französischen Revolution gelangt. Selbst wenn die Idee „der Unsterblichkeit noch stark die Geister bestimmt", markiert die Trennung der Kirche vom Staat 1791 eine wichtige Etappe. In der Tat manifestiert sich die echte Karikatur gegen Gott wirklich nur ausgehend von der Kommune. Die Zensur nimmt ab, die angreifenden und abwertenden biblischen Metaphern werden zahlreicher. Die Zeichner schöpfen aus einem schier unbegrenzten Referenzbestand, der jedem zugänglich ist, der Übergang zum Katechismus hat einen gemeinsamen kulturellen Fundus geschmiedet. Die Uminterpretation der Schriften verliert im Übrigen progressiv ihren blasphemischen Charakter durch die Fortschritte des freien Gedankens und der Säkularisierung.

Hauptsächlich anti-christlich spart dieser Angriff weder den Koran, noch den Talmud aus. Das jüdische und die muselmanische „Käppchen" werden zu einer gemeinsamen Sache. Der ewige Vater nimmt dann die Gestalt eines alten Philosophen mit Brille und Pfeife an. Nach der „La Bible farce ou Bible comme elle est" (Scherzbibel oder Bibel wie sie ist) von Malvoisin, die 1881 erscheint, kommen in den folgenden Jahren die satirischen, amüsanten, komischen und subversiven Bibeln von Alfred Petit, Léo Taxil, Lavrate oder Lorulot. Méphisto selbst lässt eine Bibel erscheinen! Diese Flut wird durch die freigeistige Presse bis zu den dreißiger Jahren anhaltend genutzt. Das antireligiöse Lachen bewirkt eine weitgehende Laizisierung der Gesellschaft, aber es greift gewaltsam und frontal einen Katholizismus an, der gewöhnt war, nur seine Minister lächerlich gemacht zu sehen. Dieses Lachen ist „populär", denn das Bild versteht der Leser oder der einfacher Passant sehr leicht.

Der zweite Teil des Buches nimmt in Bildern die Themen auf, die den drolligen und zottigen Bibeln teuer sind. Die Genesis herrscht dort deutlich vor. Die Schöpfung, Adam und Eva, das Paradies besetzen praktisch die Hälfte des Raumes. Kain und Abel, Sinflut, der Turm von Babel, Sodom und Gommora nehmen deutlich weniger Platz ein, ebenso wie die Patriarchen Abraham, Jakob und ihre Abstammung (Joseph). Moses, Pharao, die Tafeln des Gesetzes, die Überquerung des Roten Meeres und das Gelobte Land sind gleichwertig. Jonas mit dem Wal ist sehr spektakulär. David, dieser „schönen Gauner", erlaubt die Profilierung der netten, die „Israelis", und der Bösartigen, „die Philister".

R. Mondelaers

(Bearbeitete Übersetzung aus: Bericht von Hélène Duccini in Médiamorphoses n° 19. März 2007 )

Quelle

 

(1) Et Dieu créa le rire, caricature et satire de la Bible depuis Voltaire, en collaboration avec Jean-Bernard Lalaux, Editions Alternatives, 2006.
(2) A bas la calotte ; la caricature anticléricale et la séparation des Eglises et de l'Etat, en collaboration avec J-B Lalaux, Editions Alternatives, 160 pages, septembre 2005.