Religionsfreie Zone in Köln

KÖLN. (hpd) Am Karfreitag war das Filmhaus in Köln Schauplatz einer „Religionsfreien Zone": Für alle, „die sich Heidenspaß und vernunftgeleitetes Denken auch an einem verordneten ‘stillen Feiertag' nicht verbieten lassen", gab es zwei Filme bei freiem Eintritt, beste Stimmung und jede Menge Information.

 

Eingeladen hatte der nordrhein-westfälische Landesverband des Internationalen Bundes der Konfessionslosen und Atheisten (IBKA). Wie auch bei ähnlichen Veranstaltungen des bfg München sollte ins Bewusstsein gerufen werden, dass die Feiertagsgesetze der Bundesländer für den Karfreitag ein weitgehendes Feierverbot verfügen. In Nordrhein-Westfalen sind die Restriktionen besonders rigide, von Gründonnerstag 18 Uhr bis Ostersamstag 6 Uhr darf kein Fest mit Tanz und Musik außerhalb einer Privatwohnung stattfinden. Selbst eine private Feier als „geschlossene Gesellschaft" in einer Gaststätte oder einem Vereinsheim ist in dieser Zeit nicht möglich. Dagegen verwahrt sich der IBKA. „Es kann nicht sein, dass der Gesetzgeber konfessionslosen Bürgerinnen und Bürgern vorschreibt, wie sie einen bestimmten Feiertag zu begehen haben", meint NRW-Landessprecher Rainer Ponitka.

Auf eine Party im großen Stil verzichteten die Organisatoren der Religionsfreien Zone aus taktischen Überlegungen. „Es bringt nichts, wenn wir gleich beim ersten Mal mit einem Verbot belegt werden", erklärt Ponitka, schließlich soll es die Veranstaltung in Zukunft jedes Jahr geben und dazu müsse sie erst einmal etabliert werden. So gab es diesmal nur zwei Filme. Der erste, „Wer den Wind sät", thematisierte den Konflikt um die Evolutionstheorie im Schulunterricht. Obwohl der Streifen über fünfzig Jahre auf dem Buckel hat und auf einem wahren Fall aus den 1920ern basiert, erschien er hochaktuell angesichts all der Versuche, Schöpfungsvorstellungen in den Biologieunterricht hineinzubringen. Der zweite Film transportierte keine weltanschauliche Botschaft, aber als die Kömodie „Sterben für Anfänger" lief, kam im Filmsaal richtig Partystimmung auf - womit sich zeigte, dass etwas „tiefschwarz" sein und trotzdem auch am Karfreitag schallendes Gelächter auslösen kann.

Unterm Strich war die Religionsfreie Zone Köln 2008 ein Erfolg. Die 99 Plätze im Kino waren fast alle besetzt, am Infotisch des IBKA gab es zahlreiche anregende Gespräche und so manche Gäste, die vornehmlich der Filme wegen gekommen waren, staunten über die antiquierten Feiertagsregelungen. Und auch die Veranstalter waren zufrieden. „Ich denke, wir machen das nächstes Jahr wieder", blickt Ellen Kühl-Murges vom IBKA-Bundesvorstand in die Zukunft. Es sei eine gute Gelegenheit, darauf aufmerksam zu machen, wie wenig die Interessen nichtgläubiger Menschen vom Gesetzgeber bis heute berücksichtigt werden. Und außerdem habe es riesig Spaß gemacht.

Gunnar Schedel