Im neuen Schuljahr 2006/2007 ist die Anzahl der teilnehmenden Schüler
des Humanistischen Lebenskundeunterrichts in Berlin erneut gestiegen. Rund 42.500 Schülerinnen und Schüler sind es in diesem Schuljahr. Das ist eine Steigerung gegenüber dem letzten Schuljahr um rund 1.700 SchülerInnen oder ein Plus von 4,0 %.
Das Bundesland Berlin hat hinsichtlich des Weltanschauungsunterrichts in den Schulen eine besondere Situation, da dieser Unterricht nicht - wie in den meisten anderen Bundesländern - staatlich organisiert wird, sondern - im Rahmen staatlicher Regeln - von den Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften in eigener Verantwortung angeboten wird. Der Senat finanziert diesen Unterricht mit „Gestellungsgeldern“ an die Weltanschauungsgemeinschaften, deren Höhe sich an der Zahl der teilnehmenden SchülerInnen bemisst. Da die Teilnahme am Unterricht völlig freiwillig ist - rund die Hälfte der Berliner Schüler nimmt nicht an diesem Unterricht teil - folgt die Teilnahme am Unterricht im Grunde den Regeln der Marktwirtschaft, dass sich die Schüler aus den konkurrierenden Angeboten der Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften das heraussuchen und an dem Unterricht teilnehmen, der ihnen zusagt.
Dazu meint der Abteilungsleiter des Humanistischen Verbandes Berlin für Bildung, Werner Schultz: „Der Bedarf an moralisch-ethischer Erziehung auf humanistischer Grundlage ist in Berlin weiterhin hoch. Auch im Zuge der Einführung des neuen verpflichtenden Ethikunterrichtes hat der Humanistische Verband seine Stellung in der Wertevermittlung für junge Berlinerinnen und Berliner behaupten können.“
Der von den Religionsgemeinschaften befürchteten Rückgang am freiwilligen Religionsunterricht sieht der HVD für sein Unterrichtsangebot nicht.
Werner Schultz: „Der Humanistische Lebenskundeunterricht versteht sich in der Grundschule als Vorbereitung auf das gemeinsame Schulfach Ethik und in der Oberschule als humanistische Ergänzung und Vertiefung des Unterrichts. Der Humanistische Verband begrüßt das weltanschaulich und religiös neutrale Fach Ethik, in dem alle Schülerinnen und Schüler - gleich welcher Herkunft, kulturellen Prägung oder Religion - im gemeinsamen Unterricht voneinander lernen, sich zu tolerieren und respektvoll miteinander zu leben.“
Der Anstieg der Teilnehmerzahlen des Humanistischen Lebenskundeunterrichts ist nach einer ersten Analyse vor allem in der Grundschule zu verzeichnen. Ferner kann ein leichter Anstieg in den Klassen 8 bis 13 vermerkt werden.
Die Teilnehmerzahlen für den evangelischen wie den katholischen Religionsunterricht werden voraussichtlich Ende November öffentlich vorliegen.
Bei einer langfristig sinkenden Gesamtschülerzahl in Berlin haben sich die Teilnehmerzahlen am Lebenskundeunterricht wie folgt verändert:
Schuljahr SchülerInnen Veränderung (in %)
1996/1997 17.369
1997/1998 20.674 + 19,0
1998/1999 22.659 + 9,6
1999/2000 26.642 + 17,6
2000/2001 28.689 + 7,7
2001/2002 29.359 + 2,3
2002/2003 31.554 + 7,5
2003/2004 33.374 + 5,8
2004/2005 36.688 + 9,9
2005/2006 40.856 + 11,4
2006/2007 42.500 + 4,0
Grundlagen des Lebenskundeunterrichts sind Erkenntnisse über die Natur und die Gesellschaft sowie Lebensregeln, die auf weltlich-humanistischen Traditionen beruhen. Im Mittelpunkt stehen Verantwortung, Selbstbestimmung und Toleranz.
Einige Beispiele für Themen des Lebenskundeunterrichts:
„Dich find ich gut“ - Freunde finden und verschieden sein
„Ich kann nicht alles können! - Stärken und Schwächen
„Bei euch geht es ganz anders zu“ - Alltag in Familien
„Hokuspokus“ - Magische Vorstellungen und kritisches Weltverständnis
„Wohin mit meiner Wut?“ - Der Umgang mit Gefühlen
„Der Tod gehört zum Leben“ - Umgang mit Trauer und Verlust
„Können Blumen glücklich sein?“ - Gemeinsam philosophieren
u. v. a. m.