Bei den Kirchen ist alles im Trend

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Kirchenmitglieder / Grafik: kirchensteuer.de

AUGSBURG. (hpd/fowid) Im Jahr 2012 setzte sich die Schrumpfung der beiden Großkirchen und die Zunahme des Anteils konfessionsfreier Menschen fort. Laut der "Forschungsgruppe Weltanschauungen in Deutschland" (Fowid), lag das abgelaufene Jahr 2012 genau im Trend der vergangenen beiden Jahrzehnte.

Seit 1990 verlieren die beiden Kirchen in Deutschland jedes Jahr eine halbe Million Mitglieder. Dabei haben die Kirchenaustritte inzwischen nicht mehr die gleiche Bedeutung wie früher, dafür tritt aber die Überalterung des verbliebenen Kirchenvolks immer deutlicher zutage. Von den im Jahr 2010 Verstorbenen gehörten rund 72 Prozent einer der beiden großen Kirchen an, auf hundert Neugeborene entfielen hingegen nur noch 51 Taufen, worin sogar schon die Spättaufen bis zum vollendeten 14. Lebensjahr enthalten sind. Der Hauptgrund für diese rasanten Veränderung: 70 Prozent der Austretenden sind jünger als 35 Jahre alt, und genau diese Altersgruppe entscheidet, ob ihre Kinder überhaupt noch getauft werden. Daher dürfte der Überalterungseffekt im nächsten Jahrzehnt noch zunehmen.

Bayern

Diese Entwicklung hat längst auch Bayern erreicht. Bei der Volkszählung von 1987 waren noch zwei Drittel der Bayern katholisch, heute sind es nur noch knapp über der Hälfte. Die Konfessionsfreien machten damals gerade sieben Prozent der bayerischen Bevölkerung aus, im Jahr 2012 wurde nun die Marke von 25 Prozent überschritten. Auch die evangelische Kirche in Bayern hat nach den Erkenntnissen der Forschungsgruppe im letzten Jahr eine historische Marke passiert: Ihr Anteil fiel erstmals unter 20 Prozent. Besonders auffällig ist die Entwicklung in der Landeshauptstadt München, wo immerhin jeder neunte Bayer lebt. Erst im Jahr 2000 sank dort der Anteil von Katholiken plus Protestanten unter 60 Prozent, aber bereits elf Jahre später fiel er sogar unter 50 Prozent. Da aber in München nur ein Drittel der Neugeborenen getauft wird, ist die weitere Schrumpfung bereits vorprogrammiert.

Heute leben in Bayern mehr als drei Millionen konfessionsfreie Menschen - viermal so viel wie vor 25 Jahren. Das hat sich auch auf die Mitgliederentwicklung des regionalen Interessenverbandes der Konfessionsfreien, des Bundes für Geistesfreiheit (bfg), ausgewirkt. Schon 2011 wuchs die Mitgliederzahl in den elf Ortsgemeinschaften des bfg um etwa acht Prozent, und im abgelaufenen Jahr hat sie nach einer ersten Übersicht wiederum im gleichen Umfang zugenommen.

Zwei Gründe für diese Entwicklung fallen dabei besonders auf: Zum einen hat bei Angehörigen der jüngeren und mittleren Generation schon seit längerem das Interesse an den Ideen der Aufklärung und des weltlichen Humanismus zugenommen. Zum anderen hat sich herumgesprochen, dass die Mitgliedschaft im Bund für Geistesfreiheit von der Zahlung des sogenannten Besonderen Kirchgelds in Bayern befreit. Dies wird nämlich immer dann fällig, wenn der erwerbstätige Ehepartner keiner Kirche angehört, der nicht oder nur geringfügig erwerbstätige Gatte hingegen evangelisch ist. Dann wird der steuerzahlende Ehepartner über die Hintertür zur Kasse gebeten - es sei denn, er gehört einer anderen weltanschaulichen Gemeinschaft an. Dies kann eine Kirche sein, aber eben auch in Bayern der Bund für Geistesfreiheit.

Gerhard Rampp