HAMBURG/WARSCHAU. (hpd) Ein Quartett hat verschiedene Farben und so zeigen auch die aktuellen vier Podcasts auf hpd.de verschiedenste Facetten säkularer, humanistischer Positionen und Lebenserfahrungen. Dr. Hennig Voscherau, Prof. Dr. Jan Hartmann, Volker Panzer und Stefan Füsel: Zum Hören.
Mit dem Thema „Weltlicher Humanismus“ hatte Dr. Henning Voscherau dem Deutschen Humanistentag 2013 sein Kommen avisiert. Für den hpd kommt Evelin Frerk mit dem ehemaligen Ersten Bürgermeister und Präsident des Senates der Freien und Hansestadt Hamburg ins Gespräch.
Sind Sie Säkular oder sind Sie wie es in Hamburg üblich war getauft, konfirmiert worden? Sind Sie Kirchenmitglied oder frei von Religion? Und wenn es so sei mit der säkularen Weltanschauung, wie verträgt sich diese mit dem Amt. Das alles wollte sie Henning Voscherau schon immer fragen.
„Nein, weder getauft noch konfirmiert noch kirchlich geheiratet.“
Glaube ist individuell, kann sich im laufe eines langen Lebens auch bei Politikern wandeln. Er habe schon als Schüler nachgedacht über den Halt, die Bindungen, die Werte, Maßstäbe, die man miteinander braucht. Themen wie Religion, Werte, Glaube, Lebensregeln beschäftigen ihn und er selbst prüfe sich zu diesen Fragen regelmäßig immer wieder.
Der Umstand, dass der Präsident des Senats den Staat auch gegenüber den Kirchen und auch in der Kirche auf der Kanzel zu repräsentieren habe, das sei psychisch belastend gewesen.
Weitere Fragen und Antworten: Politische Nachteile ohne Religion, Laizisten in der SPD, politische Tagestaktik, wo befindet sich die Mehrheit der Deutschen weltanschaulich? „Gut ohne Gott“? – mit ohne ohne Gott: der einzelne Mensch soll gut handeln, darauf kommt es beim „Weltlichen Humanismus“ an, so Henning Voscherau. (13:09)
Lukas Plewnia interviewt den polnischen Philosophen Prof. Jan Hartmann, der die weit reichende Klerikalisierung des öffentlichen Lebens in Polen kritisiert. Er schildert eindrücklich das Ungleichgewicht zwischen Saat und Kirche und beschreibt die Mechanismen, die es einer Kirchenkritik schwer machen, sich Gehör und Öffentlichkeit zu verschaffen.
Er möchte die katholische Kirche nicht bekämpfen und ihr auch nicht die Teilhabe am öffentlichen Leben verwehren. Es geht ausschließlich darum, die durch die Verfassung vorgeschriebene Trennung zwischen Kirche und Staat zu beachten sowie die weltanschauliche Neutralität des Staates.
Er möchte auch, dass die Beziehungen zwischen dem polnischen Staat und dem Vatikan partnerschaftlich sind, gestützt auf gegenseitiger Achtung und Autonomie und nicht auf reaktionärer Unterwerfung und Demut seitens des Staates, der vor dem Papst kniet. Der Schlüssel seines Anliegens ist das Wort „Normalisierung“. (19:35) (Hier die schriftliche Langfassung.)
Volker Panzer moderierte auf dem Deutschen Humanisten Tag in Hamburg die erste „Halbzeit“, das waren 18 Programmpunkte mit mehr als 20 Gesprächspartnern,
zwei Tage vom Mittag bis in den Abend hinein.
Rund 16 Stunden war er dafür auf der Bühne, saß aufmerksam auf seinem Stuhl. Das stellt im Vergleich zu einer Fernseh-Sendung schon eine ungewöhnliche Anforderung, fast schon einem Moderations-Marathon.
Am Telefon hatte Volker Panzer leicht und locker sein Mitwirken an der Moderation zugesagt. Das Konzept des Humanistentages war „hart getaktet aber klar“: Für den Vortrag 30 Minuten, ca. 15 Minuten Diskussion, kurze Pause und weiter. In der Realität blieb das Publikum auf den Plätzen, weil eben auch die Vortragenden ihren Zeitrahmen mit 60 Minuten genutzt haben.
So war es für Volker Panzer hart aber ergiebig. Hatte er doch die Gelegenheit, durch die professionellen Vorträge über zwei Tage eine Themenspannbreite kennenzulernen, die ihn als evolutionären Humanisten bisher eher am Rande begegnet war. Es ging um die Kirche, um Kirchen kritische Themen, Vereine, Geld, Miteinander, Umeinander.
Wie gehen wir mit unserer Endlichkeit um, mit unserem Tod? Wie ist es mit der Ethik ohne Gott, ohne höhere Instanz? Politik in den Mittelpunkt zu rücken, wie positionieren wir uns, damit Humanisten in größerer Zahl wahrgenommen werden können, sind wir an Parteien gebunden, ließe sich beispielsweise in der CDU eine atheistische Mitgliedschaft vorstellen? Gedanken dazu und mehr von Volker Panzer im Gespräch mit Evelin Frerk am Rande des Deutschen Humanistentages 2013. (12:30)
Stefan Füsel vom Hamburger Netzwerk Grundeinkommen kam zum Humanistentag 2013 weil er dem parallel laufenden Kirchentag etwas entgegensetzen wollte. Denn dort präsentierte sich das Netzwerk ebenfalls.
Im Interview mit Frank Nicolai erklärt er, weshalb er sich für das Bedingungslose Grundeinkommen zu interessieren begann. Dabei verweist er auch darauf, dass für ihn ein bedingungsloses Grundeinkommen ein humanistisches Thema sei, da es die Freiheit gibt, ein sinnvolles und erfülltes Leben zu führen. Das Grundeinkommen ist für ihn "die Basis für ein menschenwürdiges Leben".
"Im Moment ist die Frage 'Wie verdiene ich meinen Lebensunterhalt' die zentrale Frage für jeden Menschen“, so Füsel. Das bedingungslose Grundeinkommen gibt die Freiheit, sich von dieser deutlich protestantisch geprägten Arbeits- und Lebensethik abzusetzen.
Füsel geht davon aus, dass wir die Einführung des Bedingungslosen Grundeinkommens in überschaubarer Zukunft erleben könnten. Nach einem Widerspruch darauf definiert Stefan Füsel seine Auffassung und erklärt die Utopie, die hinter dem Bedingungslosen Grundeinkommen steckt. (12:49)