Die Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters war Thema eines Seminars für das Fach Ethik an der Lehrerausbildungsstätte Leipzig. Eine weitere Etablierung in der Bildungslandschaft für die Religionssatire, die sowohl bei Schülern als auch bei Lehrern auf positive Resonanz stößt. Der hpd sprach mit dem langjährigen Vorsitzenden der Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters Deutschland e.V., Rüdiger Weida alias Bruder Spaghettus.
hpd: Einer Nachricht auf eurer Website kann man entnehmen, dass die Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters bei einem Fachdidaktikseminar für angehende Ethiklehrer zu Gast war, mit dir in Begleitung deiner Frau Elli Spirelli als Referenten. Wie kam es dazu?
Rüdiger Weida: Wir waren ja schon oft in Schulen eingeladen und so kamen wir auch an ein Gymnasium nach Delitzsch in Sachsen, wo ein Mitglied unserer Kirche den Kindern etwas über sie erzählen konnte. Die Ethiklehrerin war so begeistert, dass sie es an eine Fachausbilderin für Ethikdidaktik in Sachsen-Nord weitergegeben hat. Daraufhin wurden wir für ein dreistündiges Seminar Anfang Juni nach Leipzig eingeladen.
Ich habe erzählt, wie ich zum Pastafaritum gekommen bin und es gab reichlich Zeit zum Nachfragen, die auch gern genutzt wurde. Wir durften auch eine Nudelmesse feiern, die ja eine kabarettistische Verarbeitung einer katholisch-evangelischen Messe ist. Ich hatte Piratenfisch-Bandanas für alle Teilnehmer dabei, die sie dazu aufsetzen konnten, wie das bei einer Nudelmesse üblich ist. Das haben auch alle von sich aus gemacht und sie haben die piratigen Kopfbedeckungen gern behalten. Und den Monstergruß haben die Neu-Lehrer auch voller Begeisterung mitgemacht.
Genauso begeistert waren sie vom Vortrag von Maximilian Steinhaus von der Giordano-Bruno-StiftungLeipzig. Den hatte ich mit einbezogen, um über den Evolutionären Humanismus zu referieren. Weil er gerade von einer Aktion des "11. Gebots" zurückkam, fand auch das noch mit Erwähnung.
Wir sind auch schon für das nächste Jahr nach Leipzig eingeladen. Dieses Mal nicht für die Referendare, sondern zur großen Dienstberatung aller Ethiklehrer aus den Schulen in Leipzig und dem Leipziger Land. Es hat sich also eine dauerhafte Zusammenarbeit ergeben.
Ist es neu, dass ihr offiziell in der schulischen Bildungslandschaft vorkommt?
In Schulen waren wir schon mehrmals, sowohl präsent als auch digital, Schulklassen waren auch schon öfter in Templin in der Kirche zur freitäglichen Nudelmesse zu Gast, die ich leite, sogar vom evangelischen Religionsunterricht aus. Es gibt auch schon seit fünf oder sechs Jahren Unterrichtsvorlagen auf einer Onlineplattform, auf der Lehrer anderen Lehrern Arbeitsmaterialien zur Verfügung stellen.
Wie fallen die Reaktionen von Lehren und Schülerschaft aus?
Die Lehrer verstehen das Prinzip der Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters, die Schüler zum größten Teil. Keine Dogmen gelten zu lassen und Religion nicht ernst zu nehmen kommt bei den Schülern gut an. Einmal kam es vor, dass drei Schüler das Gebet nicht mitgesprochen haben. Ich habe mich dann bei ihnen bedankt, dass sie die ersten seien, die uns ernst nehmen. Das hat ihnen aber auch nicht gefallen.
Könnte die Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters denn auch selbst Religionsunterricht anbieten?
Theoretisch könnten wir das, dafür müssten wir aber eine anerkannte Weltanschauungsgemeinschaft sein. Diesen Status haben uns die deutschen Gerichte bislang verwehrt. Es könnte aber wieder Bewegung in die Sache kommen: In seiner Doktorarbeit "Antireligiöse bzw. antikirchliche Gemeinschaften als Weltanschauungsgemeinschaften im Sinne des Religionsverfassungsrechts des Grundgesetzes – Dargestellt am Beispiel der Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters Deutschland e.V." weist Dr. Alexander Pleh ganz klar nach: Wir haben vollen Anspruch auf diese Anerkennung.
Aber selbst wenn wir dann als Weltanschauungsgemeinschaft anerkannt wären, würden wir keinen Religions- beziehungsweise weltanschaulichen Unterricht anbieten. Abgesehen davon, dass wir das in der Praxis nicht umsetzen könnten, wollen wir das vor allem auch gar nicht.
Gibt es noch ein weiteres aktuelles Projekt, das ihr im Kontext Schule verfolgt?
Wir schreiben einen Schülerpreis aus: "GöthE" wird er heißen, wobei die Buchstaben nicht für den großen deutschen Literaten stehen, sondern für "Götterfreie humanistische Ethik"; mehr dazu werden hpd-Leser am kommenden Montag erfahren.
Hinweis der Redaktion: Der Text wurde an drei Stellen am 22.08.2024 um 16:00 Uhr überarbeitet.
Klasse!
Ich vermute, daß es dem Propheten des FSM, Bobby Henderson, in den USA noch nicht gelungen ist, den Pastafarismus in den Unterricht zu bringen.
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Für eine umfassende Information der religionsmündigen Schüler und für eine freie Religionswahl ist es unbedingt nötig, daß auch über das FSM informiert wird.
soll man wohl ernst nehmen. ist ja auch das einzige, das einem bleibt: lustig ist die "Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters" nicht. Passt gut zu "Schule" / "Oberlehrer".
Am 16. Juli stellte die Frauenrechtsorganisation Terre des Femmes (TdF) im Rahmen einer Pressekonferenz die Ergebnisse der neuen bundesweiten Umfrage zum sogenannten Kinderkopftuch vor. In einem anschließenden Interview widmen wir uns der wichtigen Frage, wie TdF zur weltanschaulichen Neutralität der Schule steht. Welche Position vertritt der Verein in Bezug auf religiöse Symbole im Schulalltag? Dazu hat der hpd mit Stephanie Walter vom Referat "Gleichberechtigung und Integration" gesprochen.
Die Regionalgruppen der Giordano-Bruno-Stiftung (gbs) in Baden-Württemberg arbeiten bei ausgewählten Projekten als gbs-Landesverband Baden-Württemberg zusammen. Ein solches für Baden-Württemberg zentrales Thema ist der Ethikunterricht an den Schulen.
Der Religionsunterricht als ordentliches Lehrfach hat nur durch enormen Druck der Kirchen Eingang in das Grundgesetz gefunden. Doch selbst manchen Historikern ist nicht bekannt oder bewusst, dass die Konflikte im Parlamentarischen Rat so weit eskalierten, dass die Verabschiedung des Grundgesetzes in Gefahr geriet. 75 Jahre nach Beginn der Verhandlungen der 65 stimmberechtigten Mitglieder des Parlamentarischen Rates sprach Ernst-Günther Krause vom Bund für Geistesfreiheit (bfg) Bayern mit dem Bonner Ethiker Prof. Dr. Hartmut Kreß über die langfristigen Folgen von Artikel 7 Absatz 3 Grundgesetz.
Der Zentralrat der Konfessionsfreien begrüßt die Forderung des Landesschülerbeirats Baden-Württemberg nach mehr politischer Bildung und Ethik- statt Religionsunterricht.
Seit anderthalb Jahrzehnten kämpfen Pastafaris – die Anhänger des Fliegenden Spaghettimonsters – darum, dass ihr Glaube staatlicherseits gleichberechtigt mit anderen Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften behandelt wird. Pastafari Sebastian von Baudissin ist nun gelungen, was in Deutschland einige andere vor ihm vergeblich versuchten: Die Ausstellung eines Personalausweises, auf dem er mit religiöser Kopfbedeckung abgebildet ist.
6 Kommentare
Kommentare
Ilse Rose am Permanenter Link
Und das in Sachsen, ich bin begeistert.
G.B. am Permanenter Link
Die Kirche des fliegenden Spagettimonsters währe die einzige Kirche welche ich akzeptieren könnte, warum denken nicht alle Kirchen so wie diese.
Bernhard Kletze... am Permanenter Link
Klasse!
Ich vermute, daß es dem Propheten des FSM, Bobby Henderson, in den USA noch nicht gelungen ist, den Pastafarismus in den Unterricht zu bringen.
Claudia Leitner am Permanenter Link
soll man wohl ernst nehmen. ist ja auch das einzige, das einem bleibt: lustig ist die "Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters" nicht. Passt gut zu "Schule" / "Oberlehrer".
Tim Mangold am Permanenter Link
Ein Schulfach Pastafarismus fände ich wünschenswert.
Claudia Leitner am Permanenter Link
@ Tim Mangold Warum?