90 Jahre Frauenwahlrecht in Deutschland

DRESDEN. (hpd) Vor nunmehr bald 90 Jahren, am 12. November 1918, erlangten die deutschen Frauen im Zuge der Novemberrevolution das Wahlrecht. Kurz darauf wurde das Wahlrecht per Gesetz (Reichswahlgesetz vom 30. November 1918) fixiert. Mit der Wahl zur Deutschen Nationalversammlung am 19. Januar 1919 konnten Frauen in Deutschland erstmals auf nationaler Ebene ihr Wahlrecht nutzen.

 

Bereits 1904 hatte sich der Weltbund für das Frauenstimmrecht in Berlin gegründet. Eines seiner Ziele war es, die Gleichberechtigung für Frauen bei Wahlen zu erreichen. Dabei ging es erst einmal um das allgemeine Recht, da viele bürgerliche Mitgliedsverbände nur für ein Zensuswahlrecht waren. Dieser Weltbund war Initiator und Antrieb für Frauengruppen aus vielen Ländern, sich für ihre Rechte einzusetzen.

Die sozialistischen Frauen waren in der Fraueninternationale vereinigt. 1907 wurde in Stuttgart der erste sozialistische Frauenkongress unter Leitung von Clara Zetkin veranstaltet. Dort forderten die Frauen das eigene Wahlrecht genauso, wie allgemeines Wahlrecht für die sozialen Unterschichten. Auf dem folgenden Kongress 1910 in Kopenhagen wurde der Internationale Frauentag als „Kampftag" für das Frauenwahlrecht beschlossen. In vielen Ländern wurden die ersten Demonstrationen für das Frauenwahlrecht organisiert.

Das Forum Politik & Kultur des riesa efau (Dresden) bietet gesellschaftspolitische und historische Bildungsthemen. Bei den Symposien, internationalen Tagungen und Seminaren stehen aktuelle Entwicklungen in Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Kultur zur Diskussion. Dabei wird das Reflexionspotential der Bildungsveranstaltungen genutzt, um den Teilnehmern individuelle Erkenntnisse zu ermöglichen und für Alternativen bei kollektiven Entscheidungsprozessen zu sensibilisieren.

Kongress „One Woman - one vote!"

Aus Anlass des 90. Jahrestags des Frauenwahlrechtes im deutschsprachigen Raum findet vom 10. bis zum 24. August in Dresden ein Kongress „One Woman - one vote!" im riesa efau statt. Die Kongressteilnehmer werden sich über das Thema Alltagsdiskriminierung sowie die Förderung der Demokratie und Gleichberechtigung austauschen. Frauen sehen sich auch 90 Jahre nach Erlangen des Wahlrechts noch vielfältigen Formen der Alltagsdiskriminierung ausgesetzt. Der Kongress 'One Woman - one vote!' zeigt die Gesellschaftsgestaltende Rolle der Frau in Kunst, Kultur, Politik, Sport und Wirtschaft. Vorgestellt werden die Initiativen und Projekte in Sachsen, die engagierte, Demokratiefördernde Frauen thematisieren.

Fotoausstellung: „Frauenzimmer"

Die begleitende Fotoausstellung in der Galerie Adlergasse befasst sich mit der Ästhetisierung des weiblichen Geschlechts in der Postmoderne. Sie trägt den Titel: 'Frauenzimmer. Klassische Innenansichten jenseits von Herrenkommode und Sekretär'"

Als Film läuft ein Beitrag aus 'MOVE IT! Frauenfilmfest'. Der Film verdeutlicht die Aufklärungs- und Bildungsarbeit von Akifra e.V. in Kenia. Diese beinhaltet die Kampagnenarbeit von Frauengruppen, zu der sich MultiplikatorInnen vor Ort äußern. Ziel des gemeinnützigen Vereins Akifra e.V. ist es, die Bildung, Entwicklung und Gesundheit von Frauen und Kindern weltweit zu fördern und zu verbessern. Der Verein leistet dazu entwicklungspolitische Zusammenarbeit und fordert die Einhaltung der Menschenrechte. Zur Arbeit gehören Bildungsarbeit in Deutschland, Öffentlichkeitsarbeit und die Organisation von Benefizveranstaltungen sowie konkrete Hilfe für von Diskriminierung, Misshandlung und Ausbeutung betroffene Kinder und Frauen. Akifra verfolgt derzeit zwei Themenschwerpunkte: weibliche Genitalverstümmelung in Kenia und Menschenhandel in die Prostitution aus Osteuropa in die EU. Dazu gibt es von Nelly Jakubowski und Melanie Feuerbach (Aktionsgemeinschaft für Kinder- und Frauenrechte e.V.) einen Vortrag mit Diskussion.

Seminar „Frauenwahlrecht"

In den 1960er Jahren verfolgte die Frauenbewegung das Ziel der Gleichberechtigung von Mann und Frau auf politischer, sozialer, beruflicher und privater Ebene. Das Zweitägige Seminar zum Thema „Frauenwahlrecht" befasst sich mit den Fragen:
Wie sieht es heute mit den einst so wirkungsvollen Schlagworten Emanzipation, Mitbestimmung und Chancengleichheit aus? Haben Alice Schwarzer (Hrsg. „Emma"), Simone de Beauvoir (Existenzialistin) und Petra Kelly (Grünenpolitikerin) ihre Ziele erreicht?
Und inwiefern interessiert sich die junge Frauengeneration überhaupt noch für die Themen der klassischen Frauenbewegung?

  • Zur maßgeblichen Rolle der Frau in Kultur, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft
  • Entstehung und Entwicklung der Frauenstimmrechtsbewegung in Deutschland sowie Aspekte zur Geschichte des Frauenwahlrechts
  • Parlamentarierinnen in Sachsen - Programme, Selbstwahrnehmung & Strategien
  • Frauenbilder - gesellschaftliche Vorstellungen, rechtliche Stellung und öffentliches Wirken
  • Die ‚anderen' Frauen: Zur gesellschaftlichen Partizipation der Frau in Ghana.
  • Die Frau ist die Zukunft des Mannes - Frauen und die neuen Rechte/die ‚neuen' Frauen
  • Gesellschaftliches Engagement intellektueller Frauen um die deutsche Jahrhundertwende

Elke Schäfer