Gründung HVD Thüringen: 28. März 2009

JENA. (hpd) Am 28. März 2009 wird sich im „Hotel Thüringen“ in Weimar (Brennerstrasse 42) der „Humanistische Verband Thüringen“ gründen. Dies war das wichtigste Ergebnis der erweiterten und öffentlichen Vorstandssitzung der „Humanistischen Landesgemeinschaft Thüringen“ (HLG TH)

am letzten Samstag (29.11.2008) in Jena, an der auch drei Vertreterinnen der Jugendweihe Ostthüringen und Erfurt teilnahmen. Der Vorstand wird zur Gründungsversammlung noch ordentlich einladen. Er ruft schon jetzt Interessenten auf, sich zu melden.

In Thüringen sind fast drei Viertel der erwachsenen Bevölkerung konfessionsfrei. Ein Viertel ist Kirchenmitglied. Einer „Atheistenquote“ von 48% steht eine „Christenquote“ von 11% gegenüber (vgl. fowid.de). 13% der Bevölkerung unterstützt humanistische Prinzipien voll und ganz (zweite Stelle in Deutschland) und 59% überwiegend (an dritter Stelle in Deutschland). Im Lande wird öffentlich und politisch dagegen der Eindruck erweckt, das christliche Abendland sei am Erwachen. Dem müsse eine organisierte Gegenkraft widersprechen.

Für den Vorstand der HLG informierte Siegfried R. Krebs über bisherige Aktivitäten. Vor allem über den hpd sei die Initiative in Thüringen bekannt geworden. Die Gründung im kommenden Jahr passe politisch gut hinein ins Wahljahr, da sowohl das Landesparlament wie der Bundestag neu gewählt würden. Der Vorstand betreibe seine Arbeit offen. Es gehe vor allem um das Sammeln von Interessen und Wünschen zukünftiger Mitglieder des HVD.

Gast der öffentlichen Veranstaltung war der Präsident des HVD, Dr. Horst Groschopp. Er stellte den HVD vor. Er betonte, dass Humanismus nicht irgendeine Theorie sei, sondern eine menschenrechtliche Lehre, in der alle Menschen als gleiche Menschen anerkannt seien. Humanismus sei letztlich die Anwendung solcher Prinzipien wie Individualität, Selbstbestimmung, Weltlichkeit, Toleranz, Solidarität, Kritikfähigkeit, Bildung und Barmherzigkeit auf das zielgerichtete Handeln vor allem derjenigen Organisationen, die sich dieser Programmatik als Weltanschauungsgemeinschaften ausdrücklich verschrieben haben.

Der HVD sei ein gesamtdeutsches Projekt, dessen Gründung internationalen Erwägungen folgte, denn große Verbände in den USA, Indien, Sri Lanka, Holland, Belgien usw. hätten die Bezeichnung „humanistisch“ schon vor 1990 übernommen und wären damit erfolgreich bis hin zu internationalen Zusammenschlüssen in der IHEU oder EHF.

Der HVD nimmt Humanismus als Weltanschauung an (nach Artikel 137 WRV inkorporiert durch Art. 140 ins GG) und verbindet sein Wirken mit einer vorrangig positiven Arbeit an einem humanistischen Welt-, Menschen- und Gesellschaftsbild. Er hat sich von der bloßen Verneinung kirchlicher Institutionen bzw. religiöser Lebensanschauungen verabschiedet. Dem HVD sind sektiererischer „Kirchenkampf“ und radikale Religionskritik fremd.

Dies führe zum Auf- und Ausbau eigener Dienste am Menschen „Von der Wiege bis zur Bahre“. Die Zukunft des HVD liege auch in Thüringen in humanitären Dienstleistungen (Kindergärten, Lebenskunde, Sozialhilfen, Patientenverfügungen, Hospizarbeit ...), deren Umsetzung auch neue politische Forderungen erzwinge im Interesse von Konfessionsfreien. Der HVD ist in diesem Sinne politischer als so ziemlich jede pauschal-atheistische Attitüde glauben machen mag.

Dr. Groschopp sicherte die Unterstützung durch die HVD-Bundesgeschäftsstelle zu und informierte über einen Spendenaufruf in der Mitgliederzeitschrift „diesseits“.

Am Ende der offenen Vorstandssitzung fasste Siegfried R. Krebs die in der Diskussion erzielten Ergebnisse zusammen: Zu allererst gehe es um den Aufbau landesweiter thematischer Arbeitsgruppen für die künftige Verbandsarbeit, vielleicht sei parallel zur Gründung bereits die Konstituierung der erster Ortsgruppen möglich in Jena, Weimar und Gera. Der Vorstand wolle zu einer Arbeitsvereinbarung mit Jugendweihe e.V. Thüringen kommen.
Die Einführung eines LER-Unterrichts und der Humanistischen Lebenskunde in Thüringen wolle man prüfen. Immerhin sei Lebenskunde bis zum Verbot durch die nationalsozialistische Landesregierung 1932 [!] bereits im Land Schulfach gewesen. Mit anderen Landesverbänden, den Humanisten in Sachsen und Sachsen-Anhalt, wolle man die Forderung nach einem Sitz im MDR-Rundfunkrat und den Erhalt eines Sitzes in der TLM-Versammlung (Thüringer Landesmedienanstalt) erheben. Vor allem gehe es um ein erstes Projekt des praktischen Humanismus. Hier wolle man sich beim HVD in Berlin und Nürnberg sachkundig machen.
Es sei zwar Bescheidenheit angesagt, aber nicht hinsichtlich des Willens, einen HVD zu gründen.

Die Humanistische Landesgemeinschaft ist über die Homepage „Humanisten in Thüringen“ und über diese Mailadresse erreichbar.

Spenden können Sie unter dieser Bankverbindung:

Humanistischer Verband Deutschlands HVD
Stichwort: Thüringen
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