ROSSDORF. (gwup) Kritische Beiträge zur Komplementären Medizin
(so genannte Alternative Medizin) sind in den Medien nur vereinzelt vorzufinden und werden in der Regel von einer starken Protestwelle der gläubigen Anhänger begleitet, wie auch die ZDF-Wissenschaftsredaktion in einem aktuellen Fall erfahren durfte.
Der bekannte Wissenschaftsjournalist Joachim Bublath hatte sich in seiner ZDF-Sendung am 5.9.2007 das Thema "Wunderheiler" vorgenommen. Erfreulicherweise hatte er dabei kein Blatt vor den Mund genommen und die Alternativmedizin einschließlich der Homöopathie als das dargestellt, was sie ist: weitgehend wirkungslos, ja teilweise gefährlich.
Nach der Sendung begann eine offenbar organisierte Kampagne seitens der Alternativmedizin- und Heilpraktiker-Lobby gegen die Sendung bzw. das ZDF. Eine ähnliche Reaktion hatte zuletzt das Handbuch "Die Andere Medizin" der Stiftung Warentest im Jahre 2005 ausgelöst, in dem viele alternativmedizinische Verfahren bezüglich ihrer Wirksamkeit beurteilt worden waren - eine Beurteilung, die überwiegend negativ ausfiel.
Wie der Journalist Gero von Randow nun in der Online-Ausgabe der ZEIT zu Recht beklagt, ist das ZDF vor diesen Protesten offenbar eingeknickt und hat die Sendung sowie die Begleitmaterialien aus seinem Web-Angebot entfernt. Mit Bedauern konstatiert er bei den Verantwortlichen des ZDF nicht nur einen Mangel an Rückgrat, sondern auch an journalistischer Ethik. Focus Online zitiert Blubath mit den Aussagen: "Stellen Sie sich vor, wir betreiben in Zukunft nur noch den Journalismus, der den Betroffenen genehm ist. Wenn genügend Zweifler an der Mondlandung schreiben, nehmen wir dann die Astronomiesendungen aus dem Netz?" (...) "Wissenschaft als Abstimmungsergebnis, das ist der Sieg des Irrationalen." Die Stiftung Warentest war seinerzeit mutiger: Sie musste zwar einen einzigen Satz in dem Handbuch abändern, hat es aber danach wieder publiziert.
Wissenschaftliche Kriterien eines Wirksamkeitsnachweises
Die GWUP schließt sich von Randows Kritik an. Darüber hinaus fordert sie erneut, zu einer vernunftgeleiteten Medizin zurückzukehren. Alle medizinischen Therapieformen müssten den gleichen wissenschaftlich nachvollziehbaren Kriterien eines Wirksamkeitsnachweises unterworfen sein. "Der seit 30 Jahren gültige Sonderstatus für homöopathische und anthroposophische Arzneimittel im so genannten "Binnenkonsens" muss abgeschafft werden", so GWUP-Geschäftsführer Amardeo Sarma. Statt solche Arzneimittel von neutralen Wissenschaftlern testen zu lassen, mache man sich von Interessenvertretern dieser "besonderen Therapierichtungen" abhängig. Es ist nicht hinnehmbar, dass Vertreter der Homöopathie und der anthroposophischen Medizin das deutsche Gesundheitssystem plündern dürfen.
Die GWUP beklagt seit vielen Jahren, unterstützt vom European Council of Skeptical Organisations (ECSO), dass die Alternativmedizin und dabei vor allem die Homöopathie in Deutschland und auch europaweit bis hinein in die Politik willfährige Helfer hat. Nun hat sich bedauerlicherweise auch noch das ZDF hinzugesellt.