Stalin und Hitler
In diesem Positionspapier ist noch so ein komischer Absatz drin:
„Manche säkular Engagierte müssen offenbar daran erinnert werden, dass etwa die Eugenikphantasien vieler säkularer SzientistInnen und PositivistInnenin der jüngeren europäischen Geschichte eine wichtige Grundlage für verbrecherischen Praktiken von Massenmord und -verstümmelung geliefert haben. Aber auch an die Technisierungsphantasien vieler AgrarexpertInnen ist zu erinnern, wie sie – nicht nur im Stalinismus – die Grundlage zu einem faktischen Massenmord an Bäuerinnen und Bauern gebildet haben.“
Wie jetzt? Das ist doch wohl hoffentlich keine Variante des Stalin-und-Hitler-Arguments? Des Arguments, das ich schon eine Zillion mal in Quadrillionen von Artikeln widerlegt habe, wie jeder der Neuen Atheisten? Irgendetwas daran muss verdammt schwer zu verstehen sein. Also: Ja, Atheisten haben Verbrechen begangen (zum Beispiel dieses absurde Positionspapier), aber sie haben diese Verbrechen nicht aufgrund ihres Atheismus begangen! Ein paar dieser teuflischen Szientisten hatten gewiss weiße Kittel an, als sie ihre frankensteinischen Experimente durchführten, aber das heißt nicht, dass sie diese Experimente aufgrund ihrer weißen Kittel gemacht haben!
Nein, ich weigere mich, für Stalin und für verrückte Szientisten Verantwortung zu übernehmen, nur weil mich die Gottesbeweise nicht überzeugen! Zeigt mir eine Gesellschaft, die auf den Prinzipien von Epikur, Spinoza, Thomas Jefferson, Tom Paine, Albert Einstein, Bertrand Russel begründet wurde und die in Völkermord und Holocaust ausgeartet ist, dann, und nur dann, können wir weiter reden!
Umringt von Feinden
Und noch eine letzte Bemerkung: Der HVD spricht von „Feindbestimmung“ und von „feindlichen Kräften“. Das geschieht wohl, wenn man Kuschelatheisten in die Ecke drängt oder sie sich grundlos in diese gedrängt fühlen. Aber mit „Feinden“ kann ich nichts anfangen. So würde ich allenfalls die allerschlimmsten Gotteskrieger nennen wollen. Wir sind hier keine „Feinde“, womit ich durchaus auch unsere religiösen Gegenspieler meine, nein, wir sind Gegner in einem öffentlichen Diskurs innerhalb einer freien Gesellschaft, nichts sonst!
Andreas Müller