Eine Literatin hat ihren Ekel und Abscheu gegenüber künstlich gezeugten Menschen zum Ausdruck gebracht. Wir können uns glücklich schätzen, dass die meisten Menschen darauf überwiegend mit Ekel und Abscheu der Literatin gegenüber reagieren. Aber nichtsdestotrotz verbergen sich hinter ihrer Empörung faszinierende Fragen zu Humanismus und Transhumanismus.
Die Literaturpreisträgerin hat offenkundig sehr exzentrische Einstellungen der künstlichen Befruchtung gegenüber. Wenn sie diese Verfahren als solche ablehnt, dann befindet sie sich noch im Einklang mit religiös motivierten Gegnern. Deren Gegnerschaft bezieht sich aber meist auf die überschüssigen Embryonen, die dabei anfallen, und auf deren "Selektion" im Rahmen einer Präimplantationsdiagnostik (PID), die ein Teil dieser Verfahren ist. Die Literatin hat sich aber zu einem Schritt verstiegen, den meines Wissens noch kein religiös motivierter Gegner gegangen ist: Sie lehnt nicht nur die Verfahren ab, sondern auch die Menschen, die durch diese Verfahren entstehen. Sie spricht von "Abscheu" solchen "Halbwesen" gegenüber...
Damit vertritt sie einen Essentialismus der Spezies, der über die gewöhnlichen Rassismen und Sexismen hinausgeht, indem er die Verfahren der Entstehung von Menschen zum Bestandteil ihres Wesens erklärt.
Hinter dieser Haltung verbergen sich faszinierende Fragen, die in der Literatur, der Science Fiction zumal, immer wieder aufscheinen, und die sich in nicht allzu ferner Zukunft unabweisbar stellen könnten.