Wenn Engerl reisen...

MÜNCHEN. (hpd) Der Himmel lachte, die Münchner auch. Vier gut besuchte Stadtrundfahrten in der Münchner Innenstadt waren ganz nach dem Geschmack der Teilnehmer der Atheistischen Buskampagne.

 

Ausgehend vom Startpunkt Elisenstraße, direkt am Justizpalast (kein Zufall!) waren historische Orte wie der Königsplatz (Bücherverbrennung!), die Feldherrnhalle (Hitlers Aufmarsch) ebenso Ziele des "gottlosen Busses" wie die alten und neuen "Vergnügungsviertel" der Stadt, Leopoldstraße und Gärtnerplatz.

Ab 10h am Samstag war der Bus aus Augsburg kommend vor Ort im Zentrum Münchens. Die Konkurrenz war schon da, in Form zweier rechtgläubiger Busse. Die Christenbusse von www.gottkennen.de ("Und wenn es ihn doch gibt..") und einer jugendlichen, amtskirchenfernen fundamentalchristlichen Drogenberatung ("Lies bitte die Bibel") hatten die religiöse Verfolgung aufgenommen und sich an die Buskampagne gehängt. Immerhin, um zu zeigen, dass sie Gutmenschen sind und der Religion der Liebe angehören, versorgten die christlichen Businsassen alle, Atheisten und Christen, mit Kuchen und Kaffee. Sie kamen sogar mit Eimer und Lappen und reinigten den Atheistenbus mit der Aufschrift "Gottlos glücklich". Wirklich sympathisch. Und wären die jungen und alten Fundis nicht z.B. der Meinung, dass die Bibel Recht hat, wenn sie sagt, dass Homosexualität bestraft werden muss und dass der Mann das Haupt der Frau sei, dann hätten auch manche Atheisten nichts dagegen gehabt, den Bus zu wechseln.

Das Wetter war so herrlich, dass sich einige der im glaubensfernen Cabrio-Doppeldecker mitfahrenden Gäste sich einen satten Sonnenbrand zuzogen. Rache Gottes? Trotzdem war die Stimmung bestens. Viele der Passanten sahen angesichts der Reizüberflutung durch Werbung achtlos am Bus vorbei, aber von denen, die die Botschaft mitbekamen, gab es auch in der katholischen Landeshauptstadt mehr erhobene Daumen als missmutige Blicke.

    

Auch die gesamte Presse nahm den Bus zur Kenntnis. Nicht immer restlos begeistert: die angeblich liberale SZ z.B. nahm ihre journalistische Sorgfaltspflicht dergestalt wahr, dass sie eine theologisch vorgebildete Dame die Buskampagne verreißen lies. Aber immerhin auf Seite 3. Diese Berichterstattung mischte den "eifernden Sprecher" der Giordano Bruno Stiftung Michael Schmidt-Salomon mit der von Christen zitierten Frage, was die Atheisten angesichts des Todes sagen werden, "wenn sie merken, dass wir Recht haben". In den Landkreisausgaben der SZ haben auch nichtchristliche Gedanken die Chance auf neutrale Berichterstattung, aber die zentrale SZ gefällt sich immer wieder in der Idee, Theologen oder Atheistenfresser wie den erklärten Dawkinsgegner A. Kissler über Veranstaltungen von Ungläubigen berichten zu lassen. Der bfg München hat bereits offiziell dort angefragt, im Gegenzug die SZ-Berichtserstattung über die nächste Kirchenveranstaltung übernehmen zu dürfen...

Die Boulevardpresse Abendzeitung und TZ berichtete weit freundlicher, auch der Zündfunk (BR2), Radio LoRa und sogar mehrere Fernsehteams waren vor Ort. Noch ist nicht bekannt, wie diese Berichte ausfallen werden, aber bereits jetzt ist sicher: das Ziel, die Aufmerksamkeit der breiten Öffentlichkeit zu erregen und nebenbei auch noch eine große Menge "Heidenspaß" zu transportieren, hat die Buskampagne in München erreicht.

Wolf Steinberger
 

Fotografien: Evelin Frerk