Weihnachtsmarkt der Nauener Tafel und vom Freidenkerbund bot Geschenkideen und Leckereien.
NAUEN. Auf der Straße ein
Weihnachtslied zu hören, ist in der Adventszeit nichts Ungewöhnliches. Hier und da klingen besinnliche Stücke leise aus gemütlichen Stuben, manchmal nimmt man auch den Weihnachtsmarkt aus der Ferne wahr. Am Sonnabend jedoch vernahmen Anwohner, Spaziergänger und Durchreisende auf der Berliner Straße mehr als nur ein Wispern: Der Weihnachtsmarkt der Nauener Tafel und des Humanistischen Freidenkerbundes Havelland (HFH) hatte rund um die Ritterstraße Boxen aufgestellt, die das bunte Treiben auf dem Innenhof des Tafelgebäudes nach draußen trugen. Viele Gäste lockte es so an die Stände, die bereits am Vormittag schon angenehm gefüllt waren.
Auf den ersten Blick schien sich der Markt mit Glühweinausschank, Waffelbäckerei, Losbude, Bratwurstverkauf und Geschenkeangebot nicht besonders von anderen Märkten zu unterscheiden. „Bei uns aber sind zum einen die Preise für das Essen und die Präsente, wie neue und gebrauchte Bücher, Spielzeug, Schallplatten oder auch Kleidung äußerst günstig zu kaufen - und man tut gleich etwas für den guten Zweck", sagte Tafelvereinschefin Marina Sult. Zum einen fließe das eingenommene Geld fließe in die zahlreichen sozialen Projekte der Tafel und des Freidenkerbundes. „Zum anderen ist die Mithilfe an den Ständen wichtig für die Menschen, die bereits lange arbeitslos sind. Hier kommen alle zusammen und man hat das Gefühl, etwas Sinnvolles zu leisten."
Das Essen, neben Bratwurst gab es auch Topfwurst mit Sauerkraut oder Bratkartoffeln sowie Schokoäpfel und Plätzchen, wurde in der HFH-Suppenküche gekocht, die ebenfalls in der Ritterstraße mit dem Tafelverein zusammen arbeitet. Die Küche versorgt sonst Bedürftige aus sozial schwachen Familien und Obdachlose mit preiswertem Essen von Frühstück bis zum Abendbrot. Auch die Kleiderkammer des HFH war mit einem Stand vertreten und bot vom schicken Glitzertop bis zum warmen Wintermantel Bekleidung aus ihrem Fundus an. Erst kürzlich erhielt die Kammer und die Tafel eine große LKW-Ladung voller Klamotten von der Produktionsfirma der RTL-Serie „Hinter Gittern". Wer Glück hatte, konnte so vielleicht noch die gut erhaltenen „Gefängnisschuhe" der TV-Figur „Walter" ergattern, in der mittlerweile abgesetzten Sendung von Schauspielerin Katy Karrenbauer dargestellt.
Vor unserem Weihnachtsmarkt wurden noch einige sehr schöne Sachspenden abgegeben", sagte Marina Sult und deutete lächelnd auf die Kisten voller Kinderbücher, Schülerkalender und Quizspiele. Ein Verlag aus dem Brandenburgischen Neu Zittau hatte die neuen und hochwertigen Produkte gespendet. Katrin Jura, Jugendarbeiterin beim Freidenkerbund, bot indisches Kunsthandwerk, Räucherstäbchen und Schmuck an. Die asiatischen Souvenirs stammen aus dem deutsch-indischen Jugendaustausch, der den HFH seit zehn Jahren mit dem Atheistischen Zentrum in Südindien verbindet.
Auf dem Tafelweihnachtsmarkt durfte auch der Weihnachtsmann nicht fehlen. Mit imposanter roter Jacke und langem Bart wanderte er herum und ließ sich von den Kindern Gedichte aufsagen und Lieder vorsingen. Die bekamen dafür reichlich Süßigkeiten und ein großes Publikum geschenkt, denn ihr Beitrag schallte durch Nauens Straßen. „Ich schaue eigentlich nur durch Zufall vorbei, weil ich draußen die Musik gehört habe“, sagte Ralph Laugczems am ersten Markttag. Der Nauener war vom Konzept und der Atmosphäre des Tafelmarktes begeistert. Spontan verabredete er deshalb mit Marina Sult, beim zweiten Markttag mit einem Stand dabei zu sein und Tafelwasser für den guten Zweck zu spenden. Der Geschäftsmann hielt sein Versprechen und spendete den Erlös für neue Freidenker- und Tafelprojekte. „Alles lief ganz wunderbar“, freute sich Marina Sult nach zwei anstrengenden, aber fröhlichen und erfolgreichen Markttagen.
MARIE PROTT