Dollarzeichen in den Augen

dollarauge.jpg

Dollarzeichen / Montage: Carsten Frerk

ROSSDORF (gwup/hpd) Einfach schön, zu den Auserwählten zu gehören. Denn tatsächlich wurde ich “zwischen dem 8. Juni 1932 und dem 26. November 1969 geboren”. Das ist insofern gut für mich, weil eine gewisse Maria Duval mir “ganz wichtige Dinge offenbaren” möchte.

Frau Duval ist sich nämlich ganz sicher, “dass alle Menschen, die zwischen diesen beiden Daten auf die Welt kamen, in den kommenden Wochen ganz besondere Chancen haben”. Insbesondere in den Bereichen GELD und GEFÜHLE.

Dass Großbuchstaben grundsätzlich so erscheinen, als würde der Autor oder die Autorin schreien, scheint die Dame nicht weiter zu stören. Denn auch der übrige Text liest sich so, als ob Wurst-Achim seinem Kontrahenten Käse-Rudi auf dem Marktplatz verbale Schlagseite gibt.

Nun ist es schon befremdlich genug, ausgerechnet in einer Orthopädiezeitschrift (wenn auch fürs Laienpublikum) zwischen “Die Stadien der Arthrose” und “Das Iliosakralgelenk” auf das ganzseitige Inserat von einer “der größten Hellseherinnen der Gegenwart” zu stoßen. Auf diese Weise auch noch erfahren zu müssen, dass eine der dubiosesten esoterischen Geschäftemacherinnen wieder aktiv ist, übt eine zutiefst deprimierende Wirkung auf mich aus. Dagegen hilft auch ein “Vitamin-Boost für den Organismus” nichts mehr, der ein paar Seiten weiter angepriesen wird.

Maria Duval. Muss man noch mehr sagen?

Gehen wir zehn Jahre zurück. Schon 1998 beschäftigte sich die “Aufklärungsgruppe Krokodil” der Eltern- und Betroffenen-Initiative Baden-Württemberg (EBIS e.V.) mit der Dame, die angeblich “2 Gratisgeschenke” unters Volk jubeln will:
1. den “berühmten Talisman von Maria Duval”, der bereits “Tausenden von Menschen dabei geholfen hat, sich in ihrem Leben wieder wohl zu fühlen”,
2. eine “mehrere Seiten umfassende Zukunftsdeutung”, welche Maria “ganz individuell erstellen wird”.

Was die beiden Test-Anforderer der “Aufklärungsgruppe Krokodil” dann tatsächlich bekamen, waren ein weitgehend wortgleiches achtseitiges Pamphlet, eine Rechnung über 98 Mark sowie in der Folgezeit mehrere Dutzend weiterer Briefe von “Medien” und “Zen-Astrologen”. Nachzulesen ist die ganze Geschichte hier.
 

2004 brachte die Verbraucherzentrale Berlin eine Warnung vor der “größten Seherin der Welt” heraus: “Wer das Gratis-Angebot annimmt und den Talisman bestellt, darf sich nicht über unerwünschte Werbung ärgern. Und wer auf weitere zweifelhafte Angebote reinfällt, zahlt viel Geld für Mumpitz”.

Aktuell beschäftigt sich zum Beispiel der Abzocke Blog mit Maria Duval, hinter der wohl das Firmenimperium “Astroforce” mit Sitz in Belgien steckt.

Persönlich hat die Dame anscheinend noch nie jemand erreicht - außer jenem anonymen Huldiger, der sich auf der Webseite der Maria Duval in pseudopoetischen Schwärmereien ergeht: “The first thing I noticed when I met Maria Duval was her eyes. Cats eyes. Not the blue eyes of a Siamese cat with the shade of Delft blue porcelain china. Not the eyes of a Persian cat with the shade of molten gold. The eyes of a street cat. Mysterious green, with the sea blue shades of a swamp. Lights with the sparkle of golden coins, glow worms and star particles.”

Wow. Besonders die Passage mit den funkelnden Goldmünzen hat mich sehr beeindruckt. Kenne ich aus den Donald-Duck-Heften. Da hat der gute alte Dagobert auch öfter Dollarzeichen in den Augen.

Bernd Harder

Mit freundlicher Genehmigung des GWUP-Blogs.

Links zum Thema:

Eintrag zu Maria Duval beim Informationsdienst Dinkum

gesundheitstipp.ch: Glückssträhnen gegen Geld

Kirchenzeitung Diözese Linz: Glück durch Magie