GREIFSWALD. (hvd/hpd) Der Humanistische Verband Mecklenburg-Vorpommern befürwortet die kritische Debatte um den Namenspatron der Universität Greifswald und einer möglichen Umbenennung.
An der Universität in Greifswald ist eine intensive Diskussion über den Text der Universität bezüglich des Namensgeber der Universität Ernst Moritz Arndt entstanden. Arndt-Gegner erheben Vorwürfe gegen Uni-Text. Die Kritik der Studenten-Initiative besagt, das Rektorat verharmlose Arndts Rassismus und Antisemitismus. Inzwischen hat es dazu einen Termin im Debattierclub gegeben.
Die Gruppen „Uni ohne Arndt“ und die „Arbeitsgruppe zur Beibehaltung des Universitätsnamens“, die vom RCDS gegründet wurde, stehen sich konträr gegenüber und versuchen, Anhänger für ihre Auffassung zu mobilisieren. Prof. Dr. Werner Buchholz gehört zu den Kritikern und erläutert historische Zusammenhänge.
Kritische Auseinandersetzung notwendig
Auch der Vorstand der HVD Humanisten Mecklenburg-Vorpommern e.V. (HVD M-V) hat sich mit diesem aktuellen Greifswalder Thema befasst und befürwortet im Ergebnis die aktuelle, kritische Auseinandersetzung mit Ernst Moritz Arndt, dem Namenspatron der Universität Greifswald. Die Frage nach der Eignung von Ernst Moritz Arndt als Namensgebers einer Universität ist ein herausragender Beleg für einen kritisch reflektierenden Geist in der Greifswalder Studierendenschaft.
Der HVD M-V erklärt weiter, dass die öffentliche und engagierte Forderung nach Ablegung des derzeitigen Universitätsnamens unterstützenswert ist. Ein ernsthaftes und eindeutiges Bekenntnis zu Toleranz, Gleichberechtigung, Friedfertigkeit, Solidarität und selbstständiger Menschenwürde gehört zu den unabdingbaren Voraussetzungen aufgeklärter Organisationen im 21. Jahrhundert. Der HVD M-V unterstreicht, dass in unserer Zeit Namensgeber philosophischer Institutionen einer dementsprechenden kritischen Reflektion fortwährend standhalten müssen. Ernst Moritz Arndt hat neben einigen bemerkenswerten Publikationen ebenso viele fragwürdige Veröffentlichungen und Aufzeichnungen hinterlassen, die nicht auf ein entschiedenes und offenes Bekenntnis zu Toleranz, Gleichberechtigung, Friedfertigkeit, Solidarität und selbstständiger Menschenwürde schließen lassen. Zwischen ihm und in humanistischer Tradition stehenden Zeitgenossen, wie z.B. Wilhelm von Humboldt, liegen Welten.
Deutungsdiskussion sei abzulehnen
Jochen Stopperam, Vorsitzender des HVD M-V, betont: „Ernst Moritz Arndt hat mit seinen Schriften und Reden zeitlebens die völkische und nationalistische Bewegung im Deutschland des 19. Jahrhunderts gestärkt (Motto „Deutschland, Deutschland über alles!“). Wohin das schließlich im 20. Jahrhundert geführt hat, ist bekannt.“
Er unterstreicht, dass das humanistische Selbstverständnis einerseits die natürliche Fehlerhaftigkeit von Menschen anerkennt. Aber er erklärt auch, dass von humanistisch denkenden Menschen ebenso stets die Lehren aus Fehlern der Geschichte gezogen werden sollten - eine politische Verhandlung um die Deutung von Ernst Moritz Arndts Aussagen in einem vermeintlichen und vielfach interpretierten Zeitgeist ist deshalb abzulehnen. „Eine solche Diskussion entspräche der Verhandlung über grundlegendste Prinzipien einer vielfältigen und offenen Gesellschaft. Für uns alle so bedeutende Grundsätze sollte man nicht in einer Diskussion im politischen und alltäglichen Wettstreit hinweg wägen. Denn sie sind überaus wichtig für das Zusammenleben in unserer Gesellschaft, sowohl im eigenen Land wie auch in der globalisierten Welt“, so Jochen Stopperam.