USA: Die Christliche Rechte 2009

Im Mai 2009 stellte sich der Televangelist Pat Robertson in seiner Sendung „The 700 Club“ den Fragen seiner Zuschauer. Eine christliche Frau wollte wissen, wie sie mit ihrem Verlobten, einem Atheisten besser zusammenleben könne. Robertson riet ihr jedoch, die Beziehung zu beenden, wenn ihr Mann sich nicht zum Christentum bekenne, da Atheisten Satan dienen.

Am 31. Mai wurde der Abtreibungsarzt George Tiller, dessen Klinik eine der wenigen in den USA war, die auch Spätabtreibungen vornahmen, erschossen. Der ehemalige Vizepräsident der Southern Baptist Convention Wiley Drake äußerte sich am 3. Juni zu dem Vorfall. Er sei sehr froh und danke Gott für den Tod Tillers. Er habe bereits seit einem Jahr für den Tod Tillers gebetet. Seine Haltung begründete Drake damit, dass man auch angesichts des Todes Hitlers erfreut sein konnte. Zum gleichen Anlass verkündete er, dass er auch für den Tod von Barack Obama bete, falls dieser sich nicht Gott zuwende.

Im Juni wurden Äußerungen Billy Grahams aus den 70ern bekannt, in denen er sich antisemitisch geäußert hatte. Ein Tonbandmitschnitt zwischen dem Prediger und US-Präsident Nixon enthüllt, wie Graham wirklich über die Juden dachte. Er sprach von der „Synagoge Satans“ aus der Bibel, deren Anhänger Pornographie produzierten und war von der Christenfeindlichkeit der Juden erschreckt. Unter anderem fürchtete er, dass Israel christliche Missionare ausweisen könnte. Graham, inzwischen 91 Jahre alt, kann sich angeblich nicht mehr an die Äußerungen erinnern.

Zu den ambitioniertesten Plänen des neuen US-Präsidenten Obamas zählt die Einführung einer allgemeinen Krankenversicherung für die gesamte Bevölkerung. Diese stellt bereits innerparteilich eine große Herausforderung dar, muss sich aber auf noch stärkeren Gegenwind vom rechten Rand gefasst machen. Zu den üblichen Behauptungen, Obamas Gesundheitspolitik sei sozialistisch, gesellten sich im Oktober die Äußerungen Richard Lands, des einflussreichen Vertreters der Southern Baptist Convention. Angeblich plane die Regierung Euthanasiemaßnahmen wie im Dritten Reich. Land schlug vor, dem (jüdischen) Gesundheitsberater des Weißen Hauses Ezekiel Emmanuel den „Josef-Mengele-Award“ zu verleihen. Die Southern Baptist Convention ist mit ca. 17 Mio Mitgliedern die größte protestantische Konfession in den USA.

Auch gegen die Sonstigen liberalen Ansichten der Demokratischen Partei hinsichtlich Abtreibung und Homoehe regte sich Protest. Am 20. November wurde daher die „Manhattan Declaration“ veröffentlicht. Sie wurde von über 200 religiösen Führern unterzeichnet, unter ihnen Evangelikale, Katholiken und Orthodoxe. Derzeit steuert die Petition auf 300.000 Unterzeichner zu.

Für Aufsehen sorgte im November das Vorhaben der Regierung von Uganda, Homosexualität künftig stärker zu bestrafenn. Homosexuelle könnten fortan mit mehreren Jahren Haft belegt werden, in Ausnahmefällen sieht das Gesetz sogar die Verhängung der Todesstrafe vor. Auch Personen, die Homosexuellen Wohnungen vermieten müssten mit Strafen rechnen. Der US-Journalist Jeff Sharlet behauptet, dass die evangelikale Organisation „The Family“ hinter dem Gesetz steht. Zwei Politiker, der Abgeordnete David Bahati und der Minister für Ethik und Integrität James Nsaba Buturo, die sich für die Strafverschärfung stark gemacht haben, gehören der Gruppe an. „The Family“ mit Sitz in im Raum Washingon D.C. wird vom ehemaligen Nixon-Berater Douglas Coe geleitet und übt seit vielen Jahren Einfluss auf die US-Politik aus.

Einen bedeutenden Erfolg konnte die Christliche Rechte gegen Ende des Jahres noch erreichen. Die republikanische Partei gewann die Gouverneurswahlen in Virginia und Maryland im November. Ein Vorgeschmack auf die anstehenden Kongresswahlen 2010, bei denen die Demokraten ihre komfortable Mehrheit einbüßen könnten.