Lebenskundeschüler gedenken den NS-Opfern

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Lebenskundeschüler / Fotos: Susanne Meier

BERLIN. (hvd-b/hpd) Auch die Lebenskundeschüler/-innen der Lichtenberger Grundschule am Wilhelmsberg begehen am 27. Januar 2010 den Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus.

Seit Monaten bereiten sich die Schüler/-innen der 4. - 6. Klasse gemeinsam mit ihrer Lebenskundelehrerin Susanne Meier vom Humanistischen Verband in Berlin intensiv darauf vor. So besuchten sie im Dezember das Museum Blindenwerkstatt Otto Weidt in der Rosenthaler Straße am Hackeschen Markt sowie den alten Jüdischen Friedhof und das angrenzende Jüdische Gymnasium in der Hamburger Straße. Otto Weidt schützte vor allem blinde und gehörlose Juden durch eine Anstellung in seiner Werkstatt vor der Deportation. Vorbereitend lasen die Schüler „Papa Weidt" von Inge Deutschkron, die selbst von 1941 bis 1943 in der Werkstatt arbeitete.

Das war jedoch noch nicht alles. Auch Ausschnitte aus Bruno Apitz „Nackt unter Wölfen", Michael Krausnicks Buch „Elses Geschichte" und Jo Hoestlandts „Die große Angst unter dem Stern" las Susanne Meier gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern. Dementsprechend wissend und engagiert waren die 10- bis 12-jährigen Schüler/-innen bei ihrem Besuch im Museum Blindenwerkstatt Otto Weidt bei der Sache.

Darüber hinaus organisierte die Lebenskundelehrerin Begegnungen mit Zeitzeugen und Überlebenden des Nationalsozialismus. So trafen die Kinder auf den Schriftsteller Walter Kaufmann, der mit 15 Jahren in einem Kindertransport über die Niederlande nach Großbritannien entkam. Bereits im Jahr zuvor war die Bibliothekarin Sara Bialas-Tenenberg in der Grundschule zu Gast, die selbst aus dem KZ Groß-Rosen befreit wurde, deren Eltern und drei Schwestern sowie Tanten und Onkel aber in Treblinka ermordet wurden. Und auf Elisabeth Jäger, die von den Nationalsozialisten als Kommunistin inhaftiert und in ein KZ deportiert wurde, treffen die Schüler/-innen noch. Erst kürzlich besuchte Susanne Meier mit Schülern und Schülerinnen der 6. Klasse die Gedenkstätte und das Museum des KZ Sachsenhausen.

Intensiv und aus verschiedenen Perspektiven haben sich die Lebenskundeschüler/-innen in den vergangenen Monaten mit der Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus beschäftigt. Aus diesem Grund nahmen am vergangenen Montag Susanne Meier und einige Schüler/-innen an der Auftaktveranstaltung zum Jugendforum „denk!mal ‚10" im Berliner Abgeordnetenhaus teil. Unter dem diesjährigen Motto „Ich bin Zeuge meiner Zeit" hatte der Präsident des Abgeordnetenhauses von Berlin Walter Momper zehn Schulprojekte, unter anderem Susanne Meier und ihre Schüler/-innen, eingeladen. Das Jugendforum will in diesem Jahr Jugendliche unterstützen und würdigen, die sich durch individuelles Engagement, Gruppeninitiativen oder Schulprojekte für Toleranz und Verständigung einsetzen und das Erinnern an die Opfer des Nationalsozialismus wach halten. Das Projekt der Lebenskundeschüler/-innen passte daher gut.

Nun warten alle Schüler/-innen und natürlich Susanne Meier auf den nächsten Mittwoch. Unterstützt von Karsten Troyke, einem Sänger und Interpreten jiddischer Lieder, wollen sie in einem selbst zusammengestellten Programm und einer Ausstellung an ihrer Schule gemeinsam mit ihren Mitschüler/-innen, Lehrerinnen und Lehrern sowie Eltern und Großeltern den Opfern des Nationalsozialismus gedenken und damit ihren Beitrag leisten, dass solche Verbrechen, wie in der Zeit des Nationalsozialismus verübt, nie wieder geschehen.

HVD-Berlin
Thomas Hummitzsch