Manifest der Frauenbefreiung im Iran

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Alipour, Namazie, Daneshfar, Ahadi

(hpd) Die Menschenrechtsaktivistinnen und Vorsitzenden der Ex-Muslime in verschiedenen Ländern Europas, Mina Ahadi (Deutschland), Mahin Alipour (Skandinavien) und Maryam Namazie (Großbritannien) sowie die Vorsitzende des Komitees für die Befreiung politischer Gefangener,  Shahla Daneshfar (GB), haben ein Manifest der Frauenbefreiung im Iran veröffentlicht. Das Manifest im Wortlaut auf Deutsch und Englisch:

Die bloße Existenz des islamischen Regimes im Iran ist unvereinbar mit der Freiheit von Frauen. Die islamische Republik Irans ist ein frauenfeindlicher Staat, Architekt der Genderapartheid und seit drei Jahrzehnten Verursacher der abscheulichsten Formen des Missbrauchs, der Diskriminierung und Gewalt gegen Frauen im Iran. Eine Gesellschaft kann nicht frei sein, wenn Frauen nicht frei sind. Wird das frauenfeindliche islamische Regime nicht gestürzt, werden Frauen im Iran ihre Rechte nicht erhalten. Die islamische Republik muss gehen! Dies ist die Botschaft von Neda Agha Soltan, dem Symbol der andauernden Revolution im Iran; es ist das Wort der mutigen Frauen, die seit sieben Monaten an den Frontlinien der Protestbewegung des Volkes den gesamten islamischen Staat herausfordern.

Vor dreißig Jahren, am 8. März 1979, boten wir freiheitsliebenden Frauen und Männer im Iran den Reaktionären die Stirn, die gerade die Macht ergriffen hatten, mit Rufen wie „Nein zur Kopftuchpflicht!“ Heute, nach drei Jahrzehnten schmerzhafter und blutiger Erfahrung mit Geschlechterapartheid, Geschlechtersklaverei und der ununterbrochenen Unterdrückung von Frauen hinter uns, verkünden wir gemeinsam mit der jungen und fortschrittlichen Generation von Heute noch deutlicher und entschlossener, dass die islamische Republik als frauenfeindlicher Staat, als Regime der Geschlechterapartheid, gestürzt werden muss. Wir sagen, die Führer der islamischen Republik müssen verhaftet und vor Gericht gebracht werden, für systematische Verbrechen gegen Millionen Frauen, für Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Dies ist das Wort der Revolution im Iran. Mit dem Sturz der islamischen Republik werden wir Millionen Frauen in vom Islam gebeutelten Ländern helfen, die Gefangene terroristischer islamischer Staaten und Banden und die Ehre verehrender, männlich-chauvinistischer islamischer Traditionen sind.

Heute kann und sollte die Unterstützung der andauernden Revolution im Iran zu einer breiten internationalen Bewegung werden. Der 8. März ist der Internationale Frauentag, welcher in diesem Jahr das Zeichen der Solidarität mit Frauen und Menschen im Iran trägt, im Ringen um das islamische Regime zu kippen. Wir ersuchen FrauenrechtsaktivistInnen und -organisationen, ihre Solidarität mit der Frauenbewegung im Iran zu bekunden – und dabei Neda Agha Soltans als dem Symbol der Revolutionsbewegung gegen die islamische Republik zu gedenken. Der diesjährige 8. März ist der Tag der Solidarität mit der Freiheitsbewegung des islamischen Volkes!

Wir veröffentlichen das folgende Manifest der Frauenbefreiung im Iran und rufen FrauenrechtsaktivistInnen sowie säkulare und fortschrittliche Kräfte dazu auf, dieses Manifest zu unterstützen und sich in Solidarität im Ringen um den Sturz des islamischen Regimes mit dem iranischen Volk zu verbünden:

  1. Strafrechtliche Verfolgung der Anführer und Funktionäre der islamischen Republik wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit, einschließlich des übelsten Missbrauchs, der Diskriminierung und der Gewalt gegen Frauen im Iran
     
  2. Abschaffung aller frauenfeindlichen islamischen Gesetze und sämtlicher Gesetze, die Frauen diskriminieren; vollständige Gleichberechtigung von Frauen und Männern in allen ökonomischen, politischen, kulturellen, sozialen und familiären Bereichen
     
  3. Vollständige Trennung von Religion und Staat, dem Bildungssystem und sämtlichen Gesetzen
     
  4. Abschaffung der Geschlechtertrennung und -apartheid
     
  5. Verbot von sighe (islamisch für Mietfrau) und Polygamie; bedingungsloses Recht auf Trennung (Scheidung) für Frauen und Männer; Abschaffung aller Gesetze, welche die Zivilrechte von Frauen (wie das Recht auf Reisen, geselligen Umgang, Teilnahme an gesellschaftlichen Aktivitäten etc.) von der Zustimmung des Ehemanns, Vaters oder anderer männlicher Familienmitglieder abhängig machen; vollständige Gleichheit von Frauen- und Männerrechten wie -pflichten in Bezug auf das Sorgerecht und den Umgang mit Kindern nach einer Trennung
     
  6. Abschaffung des Kopftuchzwangs (hejab) für Frauen, Verbot des hejab für Kinder; volle Freiheit in der Kleiderwahl
     
  7. Abschaffung sämtlicher barbarischer Gesetze wie Steinigung, Hinrichtung, Vergeltung (qesas) und anderer islamischer Strafen
     
  8. Uneingeschränkte Ausdrucks-, Protest-, Streik-, Versammlungs-, Organisations- und Parteigründungs-Freiheit
     
  9. Sofortige Freilassung aller politischen Gefangenen
     
  10. Religions- und Atheismusfreiheit sowie die Freiheit, Religion zu kritisieren.
     

Mina Ahadi
Mahin Alipour
Shahla Daneshfar
Maryam Namazie

22 Januar 2010

Um das Manifest zu unterzeichnen, mailen Sie bitte an manifestzanan@gmail.com oder iransolidaritynow@gmail.com; Telefon 0049-1775692413 oder 0044-7719166731 oder besuchen Sie http://equal-rights-now.com/IntWD/IntWD649.php?nr=63719093&lang=en oder http://iransolidarity.org.uk/

 

Übersetzung aus dem Englischen: Fiona Lorenz 

 

Manifesto of Liberation of Women in Iran

The very existence of the Islamic regime of Iran is incompatible with freedom of women. The Islamic Republic of Iran is a misogynist state, architect of gender apartheid and perpetrator of three decades of the most odious forms of abuse, discrimination and violence against women in Iran. A society cannot be free if women are not free. Without the overthrow of the misogynist Islamic regime, women in Iran will not achieve their rights. The Islamic Republic must go! This is the message of Neda Agha Soltan, the symbol of the ongoing revolution in Iran; it is the decree of the brave women who at the front lines of people's protest have been challenging the entire Islamic state for the past seven months.

Thirty years ago on March 8th, 1979 in Iran, we freedom-loving women and men stood up to the reactionaries who had just come to power, with shouts of No to compulsory veil! Today, with the painful and bloody experience of three decades of gender apartheid, gender slavery and nonstop suppression of women behind us, we state even more clearly and forcefully, along with the young and progressive generation of today, that the Islamic Republic, as a misogynist state, as a regime of gender apartheid must be overthrown. We say that the leaders of the Islamic Republic must be arrested and put on trial for systematic crimes against millions of women, for crimes against humanity. This is the decree of the revolution in Iran. With the overthrow of the Islamic Republic we will lend a helping hand to millions of women in Islam-stricken countries who are prisoners of terrorist Islamic states and gangs and honour-worshiping, male-chauvinistic Islamic traditions.

Today, support for the ongoing revolution in Iran can and should become a vast international movement. March 8th is International Women's Day, which this year bears the mark of solidarity with women and people in Iran in the struggle to topple the Islamic regime. We call on women's rights activists and organisations to express their solidarity with the women's movement in Iran, while remembering Neda Agha Soltan as the symbol of the revolutionary movement against the Islamic Republic. March 8th this year is the day of solidarity with the movement of the people of Iran for freedom!

We issue the following Manifesto of the Liberation of Women in Iran, and call on all women's rights' activists and secular and progressive forces to support this Manifesto and join up in solidarity with the people of Iran in the struggle to overthrow the Islamic regime of gender apartheid:

  1. Prosecution of the leaders and officials of the Islamic Republic for crimes against humanity, including for thirty years of the vilest abuse, discrimination and violence against women in Iran
     
  2. Abolition of all misogynist Islamic laws and all laws that discriminate against women; complete equality of women and men in all economic, political, cultural, social and family spheres
     
  3. Complete separation of religion from the state, the educational system and all laws
     
  4. Abolition of segregation of the sexes and gender apartheid
     
  5. Prohibition of sighe (Islamic "rent-a-wife") and polygamy; unconditional right of separation (divorce) for women and men; abolition of all laws which make women's civil rights (such as the right to travel, social intercourse, participation in social activities, etc.) conditional on obtaining the permission of the husband, father or other male members of the family; complete equality of women’s and men's rights and duties in the custody and care of children following separation
     
  6. Abolition of compulsory veil (hejab) for women; prohibition of hejab for children; full freedom of dress
     
  7. Abolition of all the barbaric laws of stoning, execution, retribution (qesas) and other Islamic punishments
     
  8. Unconditional freedom of expression, protest, strike, assembly, organisation and forming parties
     
  9. Immediate release of all political prisoners and prisoners of conscience
     
  10. Freedom of religion and atheism and freedom to criticise religion.

 

Mina Ahadi
Mahin Alipour
Shahla Daneshfar
Maryam Namazie

22 January 2010

To sign up to the manifesto, please email manifestzanan@gmail.com or iransolidaritynow@gmail.com; call 0049-1775692413 or 0044-7719166731 or visit http://equal-rights-now.com/IntWD/IntWD649.php?nr=63719093&lang=en or http://iransolidarity.org.uk/.