Gedichte mit Bodenhaftung

(hpd) Viele SchülerInnen erinnern sich nur ungern an den schulischen Deutschunterricht, wenn Gedichte erlernt werden mussten

und man dann auch noch das Pech hatte, es vor der Klasse stehend mit lauter Stimme vortragen zu müssen.

Dass ein deartiges lautes Vortragen für einen "Erwachsenen" aber auch ein Spaß sein kann - es kann ja privat, allein geübt werden -, das zeigt ein Gedichtband, dessen Inhalt eigentlich sehr schwierig ist - Philosophie - und der dennoch so leicht verständlich daher kommt, dass es eine wahre Freude ist - zumindest für den Rezensenten.

Der Band ist schmal, so wie es Gedichtbände nun einmal an sich haben, da sie ihre Thematik in komprimierte Verse "ver-dichten", was dem Erfassen des Wesentlichen dienlich ist.

"Der Geist fällt nicht vom Himmel - Gedichte mit Bodenhaftung" hat Klaus D. Höfer sein (so der Untertitel) Plädoyer eines Alltagsverstandes für Aufklärung und Vernunftin Zeiten mörderischer Heilsbringer und bigotter Sinnstifter."

Der Titel drückt den Respekt des Autoren vor den Büchern des Wissenschaftspublzisten Hoimar von Ditfurth aus, der ihn über die Astrophysik zur Evolutionslehre, Verhaltensbilogie zur Erkenntnistheorie brachte.

So behandeln die Gedichte Karl Popper, Hans Albert, die Postmoderne, das Induktionsproblem, den Positivismusstreit, Gehirn und freier Wille - um nur einige Themen zu nennen.

Da es nun nicht möglich ist, Gedichte zu beschreiben, ohne wesentliche Teile ihres Inhalts zu verlieren, ein Beispiel.

DANKSAGUNG

Zum Schluss gebührt ein Wort des Dankes
dem Platzhirsch meines Bücherschrankes.

Dem Denker, der wie kaum ein Zweiter,
als kritisch-rationaler Streiter

mein Wissen von der Welt vermehrte
und mich den Optimismus lehrte,

der uns kein Zukunftsglück verspricht,
jedoch, in aufgeklärtem Licht,

stets die Chance für offen hält
auf die Verbesserung der Welt.

Bessere Welt heißt hier mitnichten,
dass wir das Paradies errichten.

Solch utopisches Verlangen
ist noch immer schief gegangen.

Leben heißt, Probleme lösen
und nicht vom Paradies zu dösen.

Dazu braucht es, immer schon,
Versuch und Irrtumsrevision,

(das Gegenteil von Religion
und von Wahrheitsobsession).

Im kosmischen Versuchslabor
irrt das Leben sich empor,

Schritt für Schritt ein Stückchen weiter
auf der Welterkenntnisleiter.

Hierin liegt, in kurzen Zügen,
das philosophische Vergnügen,

das ich nur bei einem fand:
Karl Popper, auch Sir Karl genannt.

Doch darf, das kann ich nicht verhehlen,
ein zweiter Denker hier nicht fehlen,

der Popper systematisierte
und entschieden weiterführte,

um ihn, mit eigenen Befunden,
lebenspraktisch abzurunden.

Und fand noch Zeit, ganz nebenbei,
sowohl die Küngsche Narretei

als faulen Zauber aufzudecken,
als auch manch andrem Geistesrecken

mit meisterhaften Analysen
die Theorien zu vermiesen.

Und nicht nur kritisch-rational,
nein, auch heiter-genial,

hat er mir die Welt erklärt:
Hans Albert sei mit Dank geehrt!
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Carsten Frerk

 

Klaus D. Höfer: "Der Geist fällt nicht vom Himmel. Gedichte mit Bodenhaftung". Berlin, Logos 2007. 83 Seiten. ISBN 978-3-8325-1758-8, 9,80 EUR.