Es könne zu obszönen Handlungen kommen, wenn Frauen durch Fenster beobachtet werden könnten. Also verbieten die bärtigen Gotteskrieger den Bau von Fenstern in Wohngebäuden, durch die man Bereiche sieht, die oft von Frauen genutzt werden. Das Fensterverbot ist ein neuer Höhepunkt in der systematischen Unterdrückung der Frauen und Mädchen in Afghanistan. Das neue Gebot ist nicht willkürlich, denn Geschlechtersegregation gehört zum Glauben der Taliban.
Die Taliban haben in Afghanistan ein neues Dekret erlassen. In der Verfügung, die von Taliban-Sprecher Zabihullah Mujahid veröffentlicht wurde, heißt es: "Der Anblick von Frauen, die in Küchen arbeiten, in Höfen tätig sind oder Wasser aus Brunnen holen, kann zu obszönen Handlungen führen." Das neue Dekret betrifft Höfe, Küchen und Brunnen: Alle Orte, wo sich Frauen normalerweise bewegen, sollen zukünftig nicht mehr einsehbar sein. Bestehende Fenster mit Einblicken müssen blockiert werden, um "Belästigungen der Nachbarn" zu vermeiden. Beamte sind in afghanischen Städten unterwegs und prüfen das.
Isolation von Frauen gehört zum Programm
Die Vereinten Nationen haben diese zunehmenden Einschränkungen und die Isolation von Frauen als "Geschlechter-Apartheid" verurteilt. Die Taliban rechtfertigen ihre Segregationspolitik durch den Deobandismus. Dieser entstand im 19. Jahrhundert im heutigen Indien. Die theologische Bewegung betont die Bedeutung der "offenbarten Wissenschaften" des Korans und der Hadithe, den Überlieferungen über Mohammeds Gewohnheiten und Gedanken. Diese islamische Sekte legt großen Wert auf die Isolation von Frauen, um "moralische Reinheit" und "gesellschaftliche Stabilität" zu gewährleisten. Die Geschlechtersegregation ist für die Gotteskrieger demnach zentral und in ihrer Auslegung des Islams verankert.
Frauen bringen Unruhe und Verführung
Frauen sind demnach die Quelle von "moralischer Gefahr", die Quelle von Versuchung und Unruhe. Frauen müssen ihren gesamten Körper, einschließlich Gesicht und Händen, vollständig bedecken, um keine "Verführung" zu sein. Frauen spielen in der Öffentlichkeit kaum noch eine Rolle, sowieso gehen sie kaum noch aus dem Haus. Jetzt greifen die Islamisten auch in die privaten Räume ein, in denen sich Frauen sicher wähnten. Jetzt müssen sie in den eigenen vier Wänden sicherstellen, dass sie niemanden versehentlich "verführen".
Machtdemonstration an die Welt
Obwohl die Taliban ihre Politik religiös begründen, ist der eigentliche Zweck ihrer Regeln weniger religiös, sondern vielmehr sozial und politisch: Die strikte Überwachung und Einschränkung von Frauen sichert die Macht patriarchaler Strukturen. Frauen werden auf häusliche Rollen reduziert, was die männliche Vorherrschaft stärkt. Und es ist eine Machtdemonstration: Die Kontrolle über Frauen wird als sichtbares Zeichen der Taliban-Herrschaft verwendet. Ihre Fähigkeit, Frauen ungestraft aus dem öffentlichen Leben zu verbannen, zeigt der Welt ihre Kontrolle über die afghanische Gesellschaft. Die Taliban zeigen der Welt: Seht, was wir hier machen – und ihr könnt nichts dagegen tun.